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Eine haarige Geschichte

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  • Eine haarige Geschichte

    Wenn man, so wie ich, neidvoll die luxuriös präsentierten Vorgaben der heutigen Schönheitsideale betrachtet, den Jacket überkronten Vorderzahn putzt, lustlos die nicht prall mit Botrox aufgespritzten Lippen schminkt, und dann weitere Haare aus der sowieso nie wallenden Haarmähne in der Bürste findet, dann ist wieder einmal der Zeitpunkt gekommen etwas mehr für sich selbst zu tun.
    Jene Informationssendungen, in deren Sendezeit man normalerweise schnell ein kleines Menü kocht, weil sie zum vierten Mal den sowieso langweiligen Hauptfilm unterbrechen, werden auf einmal interessant. Man saugt begierig die Berichte über die neuesten Innovationen der Kosmetikindustrie welche üppige Haarmähnen, faltenfreie Gesichter und strahlend weiße Zähne verspricht in sich auf, speichert das Gehört und Gesehene im Geist und die Liste jener Dinge, die man unbedingt zum persönlichen Wohlgefühl braucht, wird immer länger.
    Die Antifaltencreme und das Antiaging-Produkt gibt’s nur in der Parfümerie, aber jene Mittelchen, Safterln und Cremen, nach deren Gebrauch man keinen Vergleich mehr mit der Lorelei scheuen braucht, gibt’s auch im Supermarkt.
    Man sucht und findet jenes Regal in welchem sich diese verheißungsvollen Produkte befinden, versucht aus der Vielzahl des Angebotenem jenes zu finden von dem man ja so vielversprechende Hinweise erhalten hat, sieht sich damit konfrontiert, dass die Beschreibung zwar auf der Packung, jedoch in holländisch, japanisch und spanisch verfasst ist. Man kramt die Kenntnisse in der spanischen Sprache hervor, bemerkt dass die aufgesetzte Brille mindestens um zwei Dioptrien für die in Kleinstschrift gedruckten Informationen zu schwach ist, schiebt die Ursache auf die zu schwache Beleuchtung des Kaufhauses und bemerkt den geliebten Ehemann der gelangweilt am Ende des Ganges von einem Fuß auf den anderen tritt.
    „Was suchst Du denn?“ fragt er noch liebevoll und der erstaunte Blick in seinen Augen beweist alles, als meine Antwort „ich weiß es nicht“ lautet.
    Er gesellt sich dazu, nimmt das eine oder andere Produkt, weil es ja ganz weit oben steht, aus dem Regal um es mir zu präsentieren, zeigt mir damit Warzenentferner und Hornhautverminderer, wo ich doch auf der Suche nach jenem in der Werbung angepriesenen Wundermittel bin, wo man nach nur 14-tägiger Anwendung jene wallende, tizianrote Haarmähne erhält welche das blutjunge Modell so fotogen in die Kamera schwingt.
    Er, der liebste aller Ehemänner, wird ungeduldig, wirft einen sorgenvollen Blick auf die Uhr, verweist auf einen Termin der zwar erst Stunden später, aber für ihn anscheinend unheimlich wichtig ist und in den Einkaufskorb wandern Produkte deren genaue Beschreibung man halt erst zu Hause genau studieren wird.
    Auch das taghell erleuchtete Badezimmer bringt keine weiteren Erkenntnisse über die von Verkaufspreisetiketten überpappten Informationen. Man versucht sie mit leichter Seifenlauge zu entfernen und leider löst sich nicht nur das Etikett, sondern auch die Schrift und man probiert dieses aus der neuesten Forschung jener hoch gelobten Firma entstandene Produkt, trotz Warnungen die sich im Hinterkopf breitmachen.
    Zwanzig Minuten Einwirkzeit, konnte man aus den kläglichen Resten der Beschreibung noch lesen, doch bereits nach 10 Minuten breitet sich ein leichtes Kribbeln über die Kopfhaut und der sorgenvolle Blick in den Spiegel bestätigt, dass sich die samtweich aufgetragene Maske in eine kleisterartige Pampe verwandelt hat. Die Warnungen aus dem Hinterkopf verstärken sich, man steckt den Kopf unter die Dusche, versteckt das sich sonderbar anfühlende Haar dekorativ unter einem Handtuch und begegnet den erwartungsvollen Blicken des Liebsten mit einem beruhigendem Lächeln.
    „Und?“ fragt er.
    „Das wird sich erst bei der Verhandlung herausstellen“ versucht man noch zu scherzen doch die Ahnung, dass sich jenes verkaufsfördernde Versprechen seitens der Herstellerfirma als haltlos erweisen würde verstärkt sich.
    Und, nachdem das sonst so sorgsam gepflegte Haar, selbst nach liebvoller Nachbehandlung mit Föhn, Lockenstab und Bürste noch immer dem einer Strohpuppe glich und der netteste aller Ehemänner mit sorgenvoller Mine das Gesprächsthema wechselte, erinnert man sich an die Fromme Helene von Wilhelm Busch:
    Auch, wie ist der Mensch so sündig!
    Lene, Lene geh in dich!
    Und sie eilet tieferschüttert
    zu dem Schranke schmerzdurchzittert
    Fort! Ihr falschgesinnten Zöpfe,
    Schminke und Pomadentöpfe!
    Fort! Du Apparat der Lüste,
    Hochgewölbtes Herzgerüste!
    Fort vor allem mit dem Übel
    Dieser Lust- und Sündenstiebel!
    Trödelkram der Eitelkeit,
    Fort, und sei der Glut geweiht!

    Ich jedenfalls befinde mich noch nicht auf den direkten Spuren jener frommen Helene aber mein Abfalleimer ist um ein weggeworfenes Produkt und ich bin um eine Erfahrung reicher. „Traue nie Versprechungen die im Viertelstundentakt über den Bildschirm flimmern.“

    Trotz allem wünsche ich Euch allen ein wunderschönes Wochenende
    Eure Wienerin
    Irene-Christine Graf

    • Mayerhofer
      #1
      Mayerhofer kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Hallo liebe Wienerin,
      Die Mittelchen, welche aus einem älter werdenden Menschen ein Fotomodell macht, gibt es leider nicht, und jeder Cent dafür ist hinausgeschmissen. Es gibt zwar ältere Frauen, denen man das Alter nicht anmerkt, aber da sind mehr die Gene schuld wie die Pflege. Und ein Mann bekommt eine Glatze oder auch keine, egal wie er sich bemüht und das selbe geschieht mit den Falten. Sonst gäbe es nicht unzählige alte Schauspielerinnen, bei denen man von lauter Falten kleine Pickel nicht mehr sieht. Im Alter ist die innere Schönheit wichtig, dann wird man auch mit Falten, Glatze und einem kleinen Bauch verehrt.
      Ich bin zwar kein Schriftsteller, aber ich hoffe, dass du selber Meinung bist wie ich.
      Angehängte Dateien

    • Die Wienerin
      #2
      Die Wienerin kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich kann Dir nur zu allen Punkten sagen "Du hast Recht"
      Alles Liebe
      Die Wienerin

    • zauberin60
      #3
      zauberin60 kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Liebe Wienerin, 1, 2 Tipps von einer dünnhaarigen Leidensgenossin.
      Nach der Geburt meines Sohnes sind meine dünnen Haare vorn auch noch ausgegangen! Und ich habe eine Seifenallergie: Festiger, Gel, Farbe, alles vertrage ich nicht.
      Es gibt (meist aus Marokko) Ghassoul, ein Pulver das ich mit heissem Wasser anrühre, und mit dem ich mich wasche.
      Also Schlamm! Ghassoul findet frau auch oft im Kleopatra-Bad. Damit schlämme ich mich von Kopf bis Fuß! Ein ganz zartes Peeling für die Haut, und die Haare werden wirklich fester und stärker. Aber ein Wunder geschieht natürlich nicht.
      Ich bestelle meist große Mengen im Bioversand, ob Du's auf der Insel bekommst? Vielleicht im Bio-Laden.
      Ich bring Dir das nächste Mal auf Wunsch ein Pfund mit, aber das dauert noch (leider).
      Und für die "Grauen" nehme ich Henna, das gibt es auch in blond, aber bitte, teste erst eine Strähne, bevor Du wie eine Karotte aussiehst.
      Aber die neuen Pflanzenfarben dürften auch wirklich blond sein. Henna stärkt auch das Haar! Aber wirklich keine Spur von Stroh *ggg*

      Viel Spaß und viel Erfolg.

      Ach ja, halbblind bin ich auch, bzw. die 4 Punkt große Schrift auf der Umverpackung ist nicht leserlich.
      Wenn ich mich für ein Produkt interessiere, recherchiere ich meist im Internet, da kann ich die Schrift auf "größer" stellen.

      Was ist Ghassoul? Das Wort Ghassoul (wird Rassoul gesprochen) kommt aus dem Arabischen und bedeutet wörtlich übersetzt "waschen".Es handelt sich um ein Tonmineral, das im Atlasgebirge in Marokko untertage abgebaut wird. Hierzulande wird es oft fälschlicherweise als Lavaerde bezeichnet. In Marokko und Tunesien wird es bereits seit Jahrhunderten als natürliches Haar-, Haut-, Körperpflege- und Reinigungsmittel verwendet. Vorteile von Ghassoul: Es reinigt sanft aber gründlich und ist, weil es reizfrei ist, für jeden Hauttyp und jedes Haar geeignet. Es ist völlig umweltfreundlich, da es weder Tenside, Emulgatoren, Duft-, Farb- oder Konservierungsstoffe enthält. Es ist 100%ig biologisch abbaubar und unbegrenzt haltbar. Es ist nicht von Mikroorganismen befallen und reizt weder die Haut noch die Augen. Es ist eine echte Alternative auch für empfindliche Menschen und Allergiker. Das mit Ghassoul gewaschene Haar wird füllig, glänzend und geschmeidig. Das Haar muss auf Dauer nicht so oft gewaschen werden, da es durch die schonende Reinigung nicht zum Nachfetten angeregt wird.
      1 kg ca. 14 Euro.
      Zum Anrühren nehm ich eine Kunststoffdose, in der vorher Melkfett war, so eine zum schrauben. 1-2- Eßl. Ghassoul und heisses Wasser, schütteln, hält 2-3 Tage.

      http://www.just-nature.eu/index.php?section=15

      Pflanzenfarbe:
      hier 80% PHF, 20 % Chemie, hab ich noch nicht getestet:
      http://www.dooyoo.de/haarpflege/well...enung/1105779/

      100 % PHF: http://www.aim-naturprodukte.com/nat...aarfarben.html
      Pflanzen-Haarfarbe gold-blond
      Viele Menschen schrecken vor dem Haarfärben zurück, weil die meisten Färbeprodukte schädliche Substanzen enthalten. Das muss nicht sein.

      Die Pflanzen-Haarfarbe goldblond besteht zu 100 Prozent aus natürlichen Inhaltsstoffen. Dadurch werden die Haare nicht nur auf schonende Weise gefärbt, sondern gleichzeitig gepflegt.

      Das Prinzip ist dabei, dass sich die Farbe wie ein Film um jedes Haar legt, die Ausgangshaarfarbe mischt sich also gewissermaßen mit der Pflanzenfarbe und schafft so ein individuelles und natürliches Färbeergebnis.
      Inhaltsstoffe
      Alginat, Weizenprotein, Jojobaöl, Mischung ätherischer Öle, Henna, Cassia, Faulbaumrinde, Walnussschalen, Indigo, Hibiskus, Rhabarberwurzel, Kaffee, Kurkuma, Rote Bete
      Hersteller Logona
      Inhalt 100 g
      Preis 7,45 ?
      Reicht je nach Haarlänge für 2-4 Anwendungen.

    • Madee
      #4
      Madee kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      aha, Ghassoul kannte ich noch nicht, werde es jetzt aber ausprobieren, weil's ein natürliches Mittel ist.
      Henna ist klasse!
      Macht die "silbrigen" Strähnen goldig glänzend und schaut im Sonnenlicht phantastisch aus

    • Die Wienerin
      #5
      Die Wienerin kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Liebe Zauberin!
      Nehme Dein Angebot gerne an und, sollte ich nach Gebrauch einer verschrumpelten Karotte ähneln hoffe ich, dass Du mir mit tröstenden Worten zur Seite stehst falls mein Mann behauptet mich nicht mehr zu kennen.
      Alles Liebe
      Die Wienerin
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