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    #21
    Ich fand diesen Thread immer schon interessant und auch noch aktuell.
    Also hole ich ihn noch mal aus dem Keller hervor.

    Ein paar Zahlen zur Zahlungsmoral in Europa, Spanien und ganz speziell in Canarias:
    http://www.eldia.es/2011-04-25/CANAR...roveedores.htm

    Interessant ist, daß die Zahlungsmoral sich trotz "Konjunkturerholung" zunehmend verschlechtert. Weiterhin ist in Spanien ein Nord - Süd Gefälle zu erkennen. Soll heissen, daß die Betriebe im Süden noch längere Zahlungsziele haben wie die in nördlichen Gefilden.

    Hihi, hab ich als Nordler schon längst gewusst !
    „It´s not the big that eat the small
    But rather the fast that eat the slow“

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      #22
      Die Krisenkünstler

      Aus Madrid berichtet Stefan Schultz

      Als Felipe García keine Stelle fand, machte er das Suchen zu Geld: Er gründete die erste Social-Media-Jobbörse Spaniens. Auch andere kreative Firmen verdienen trotz Schuldenmisere gut. Ihre Strategien zeigen, wie das Land seine Wachstumskrise überwinden kann.

      Eigentlich hat Felipe Navio García alles richtig gemacht: Wirtschaftsabschluss an der Elite-Uni, Station bei der Unternehmensberatung McKinsey, fließendes Englisch. García ist groß, schlank, 28 Jahre alt und weiß, zur richtigen Zeit das Richtige zu sagen. Normalerweise sollte er es leicht haben, einen Job zu finden.

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      Doch in Spanien ist nicht mehr viel normal. Jeder Vierte sucht hier einen Job, unter den 25- bis 34-Jährigen sogar jeder Zweite. García schuf sich seine Stelle schließlich selbst: Er machte seine Suche zum Geschäftsmodell.

      García entwarf eine Jobbörse, die stärker als alle anderen auf persönliche Empfehlungen setzt. Seine Seite Jobandtalent kombiniertBewerberprofile mit sozialen Netzwerken . Wer sich bei einer Firma bewirbt, sieht sofort: Welche meiner Facebook-Freunde arbeiten dort? Wer kann mich weiterempfehlen? Wenn eine Firma ein Stellenangebot schaltet, sieht auch sie, welche Bewerber Facebook-Freunde im Unternehmen haben - und kann diese um eine Einschätzung des Kandidaten bitten.

      Mittlerweile gehört Jobandtalent zu den am schnellsten wachsenden Start-ups Spaniens. Gut 2000 Unternehmen nutzen García digitalen Headhunter, darunter einige der größten Konzerne der Welt.

      Kreativ durch die Krise, dieser Devise folgen derzeit viele spanische Unternehmer - und verdienen trotz des Abschwungs gutes Geld. Die Strategien, die sie anwenden, haben Vorbildcharakter für das ganze Land. Sie zeigen Wege auf, wie Spaniens Wirtschaft mit neuen Ideen und neuen Produkten endlich wieder wachsen kann.

      Im Bau- und Kreditboom der Jahre 2003 bis 2007 legte Spaniens Wirtschaft jedes Jahr um drei bis vier Prozent zu. Seit der Immobiliensektor 2007 zusammengebrochen ist, stagniert oder schrumpft die Wirtschaft kontinuierlich. Ein neuer Wachstumsmotor muss her, um Arbeitsplätze zu schaffen und um Schulden abzubauen, die das Land aus eigener Kraft kaum noch bedienen kann. Unternehmer wie Felipe Navio García zeigen, wie die Zukunft aussehen könnte.

      Wachstumsagenda für Spanien

      In den Büros von Jobandtalent herrscht szenetypische Start-up-Folklore. Im Chefbüro steht eine halbleere Flasche Zubrowka-Wodka, der Konferenztisch wurde zur Tischtennisplatte umfunktioniert, die Pilzkulturen in manchen Kaffeebechern dürften bald das Frauenwahlrecht einführen. Doch das wohlarrangierte Chaos täuscht. Wenn die Theorien der Experten stimmen, erfüllt die Firma viele Wachstumskriterien für die Post-Immobilien-Ära.

      In ihrer "Wachstumsagenda für Spanien" haben McKinsey und das Forschungsinstitut Fedea Schlüsselkriterien für den nächsten Aufschwung definiert. Universelle Strategien, die Unternehmen in fast jedem Sektor zum Erfolg führen sollen. Bis zu drei Millionen neue Jobs sollen so entstehen.

      Der Dienstleistungsektor soll demnach rasch ausgebaut werden. In der EU sind 15 Prozent aller neuen Jobs zwischen 1995 und 2005 in diesem Bereich entstanden; in Spanien nur fünf Prozent.
      Spaniens Firmen sollen sich globaler ausrichten - und sich dabei neue Wachstumsmärkte erschließen. Derzeit gehen gut drei Viertel der spanischen Exporte nach Europa, dabei wird diese Region bis 2015 nur 17 Prozent zum globalen Wachstum beisteuern. Die Ausfuhren nach Asien und Lateinamerika dagegen sind verschwindend gering.
      Die Unternehmen sollen sich auf hochspezialisierte Markenprodukte mit hohen Margen konzentrieren. 2010 fielen in Spanien nur rund vier Prozent der produzierten Produkte in diese Kategorie. In Frankreich waren es 11,5 Prozent.
      Die Firmen sollen ihre Produktivität erhöhen, unter anderem, indem sie mit anderen Unternehmen fusionieren und mehr Produktionschritte ins Ausland auslagern. 2010 lag die Produktivität spanischer Firmen rund 15 Prozent unter dem EU-Durchschnitt.

      Vieles von dem, was McKinsey und Fedea für Spanien fordern, erfüllt Jobandtalent schon jetzt. Jeder fünfte Nutzer, der eine Stellenanzeige erhält, bewirbt sich auch auf den Job; diese Trefferquote ist Personalern 200 Euro pro Stellenanzeige wert. Die Produktivität ist hoch, die Ausrichtung zusehends globaler. Nach dem Einstieg in den britischen Markt will das Start-up Ende des Jahres nach Deutschland expandieren.

      "Erfolgreicher als irgendein anderer Konzern auf der Welt"

      Es gibt in Madrid inzwischen eine wachsende Zahl Unternehmer, die wie García ticken. Die meisten haben sich in Chamberí angesiedelt; in dem gediegenen Bezirk herrscht neuerdings Aufbruchstimmung. Anwohner nennen das Viertel bereits Chamberí Valley, in Anlehnung an das Silicon Valley in Kalifornien.

      Auch außerhalb Madrids erschließen Firmen Wege zu neuem Wachstum. Die Frage ist, ob sie die Vorhut für eine neue Kultur des Unternehmertums bilden - oder ob sie nur positive Ausnahmen sind und die meisten anderen Firmen weniger global und effizienzorientiert denken.

      César Rodríguez Gabilondo sitzt im Restaurant des Real-Madrid-Stadions und kaut am Serrano-Schinken. Durch ein Fenster blickt man über die leeren Zuschauerränge und den in Flutlicht getauchten Rasen. Sein weißes Hemd hat Gabilondo bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt.

      Seine Firma Machinepoint verdient in der Krise mehr denn je. Sie kauft gebrauchte Maschinen auf, nicht selten von insolventen Unternehmen. Sie reinigt und verpackt die Maschinen und verkauft sie weiter, häufig in rasch wachsende Schwellenländer. Kürzlich schickte er eine Anlage zur Herstellung von Pet-Flaschen aus dem russischen Nowosibirsk ins brasilianische Belo Horizonte.

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      "Spaniens Firmen können erfolgreicher als irgendein anderer Konzern auf der Welt sein", sagt Gabilondo. "Doch dafür muss sich das Land der Welt öffnen. Viele Spanier sind engstirnig. Sie schauen nicht über die eigenen Landesgrenzen."

      Gabilondo will, dass seine Kinder zweisprachig aufwachsen und so früh wie möglich Englisch lernen. Schon allein damit sie zur Not in einem anderen Land arbeiten können. "Unser Ruf im Ausland hat enorm gelitten."

      Kürzlich ist ihm ein Kunde abgesprungen, ein Amerikaner. "Der Mann wollte die Maschine kaufen", sagt Gabilondo. "Aber er wollte partout nicht, dass das Geschäft über eine spanische Bank abgewickelt wird."

      unter-->SPIEGEL ONLINE.de

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        #23
        nun ja, das ist so eine sache mit den serviceunternehmen. da geht eigentlich immer etwas in den entsprechenden nischen und unter nutzung der kriseneffekte. allerdings fehlt spanien doch im wesentlichen eine - wettbewerbsfähige - konsum- und/oder investitionsgüterindustrie, da gab es vor 20 jahren noch einen recht soliden mittelstand etwa im bereich des lebensmittelmaschinenbaus. seat gehört zu volkswagen, viele zulieferer sitzen in anderen ländern. die unzulängliche wettbewerbsfähigkeit lässt sich nun eben nicht mehr wie früher durch abwertung einer nationalen währung kompensieren, und der euro ist für spanien zu schwer und für deutschland zu leicht.

        was mir absolut nicht in den kopf gehen will, ist, warum spanien nicht in größerem maße wegbereiter, entwickler, produzent und lieferant für sonnen-, wind- und meeresenergie (sowie hierzu benötigte technologie) innerhalb europas werden kann. es gibt etliche beispiele für unternehmen, die gute ansätze zeigten, inzwischen aber z.b. nach lateinamerika abgewandert sind. natürlich gibt es dafür aber ein erklärungsmodell, das ich aber jetzt nicht zum x-ten mal hier wiedergeben will...

        ob spanien in der it größere blumentöpfe gewinnen kann, kann ich nicht beurteilen.
        ...

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