Zitat von bergsteiger
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Was die Schwierigkeitsbewertungen im Rother anbetrifft, weise ich einmal mehr darauf hin, dass diese sich nicht an den im Alpenraum mittlerweile üblichen Kriterien orientieren, sondern eher subjektiv sind. Der Stufenweg von Batánes in den Barranco del Rio (denn um diesen handelt es sich hier, nicht wie in der Presse gemeldet den Brco. Seco) ist nach alpiner Einstufung leicht, erfordert aber in einigen Passagen wegen des etwas labilen Untergrundes (Kugellagereffekt) ab und zu konzentriertes Gehen und Aufmerksamkeit. Ich gehe diese Tour regelmäßig mit Gästen und weise diese auf die betreffenden Stellen vorsorglich hin. Beim Kanal ist nur der erste Überhang eher unpassierbar, welcher deswegen in der Barrancosohle umgangen wird. Überwiegend ist er danach sehr leicht. Wer das Balancieren für die abdrängenden Felsen üben möchte, hat an vielen Stellen reichlich ungefährliche Möglichkeit dazu. Die Möglichkeit, ggf. im Sitzen um diese Stellen herumzurutschen, hat Bergsteiger bereits beschrieben. Es gibt auch andere Techniken, die schneller sind, aber die zeige ich lieber in der Praxis.
Wer welche Stelle für (un-)passierbar hält und ggf. umkehrt, hängt vom jeweiligen Begeher ab. Da spielen Erfahrung und Geländesicherheit oder auch ein kompetenter Führer, der richtig anleiten und unterstützen kann, die ausschlaggebende Rolle. Ich habe schon einmal an anderer Stelle im Forum beschrieben, wie ich eine völlig entmutigte ältere Dame (70 - 75 Jahre alt) unten am Ende des Stufenweges angetroffen und dann über eben diesen Kanal in sicheres Gelände gebracht habe. Sie hat sich dabei nicht gefürchtet.
Gut wenn jemand stark genug ist, rechtzeitig umzukehren und dann auch noch einen alternativen Ausweg zu finden. Das ist wegen der Geländestruktur keineswegs selbstverständlich. Besser schiene mir manchmal, auf Tenerife weniger die Standardwanderungen, auf denen jede Menge Leute unterwegs sind und die vergleichsweise einfach sind, sondern die etwas abgelegeneren und seltener begangenen Routen mit einem beruflich qualifizierten Führer zu begehen, der selbst dann, wenn er diese Tour zum ersten Mal macht, das Gelände und die Möglichkeiten richtig einschätzen kann. Erstere Touren sind leicht verdientes Geld für die Führenden, an den zweiten scheidet sich schnell die Spreu vom Weizen. Die "Wander-Aldis" findet man in der Regel nur beim leichten Geld.
lagarto66
Bergführer & Biologe
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