Zitat von bambam67
Beitrag anzeigen
Dass die Sache auch anders gehen kann, mag folgende Geschichte aus dem vergangenen Sommer illustrieren: Mit einer sieben Personen umfassenden Gruppe durchschnittlicher Wanderung befanden wir uns auf der Kanalrunde von Pta. del Hidalgo entlang des Brco. Seco und über El Batán de Abajo am Ende des Abstiegs in den Brco. del Rio, als uns eine etwas entkräftet wirkende ältere Dame entgegen kam. Im Dorf hatte man ihr diesen Abstieg als Weg nach Pta. del Hidalgo gezeigt, was, wenn man weiß, wie es geht, auch richtig ist. Für unsere Dame von bestimmt mehr als 70 Jahren und einiger Fitness war aber der Weg durch die Sohle des Barranco wegen einiger Wassertümpel, in denen Pflanzen wuchsen und Frösche schwammen, sowie einiger leichter Kletterstellen nicht mehr machbar. Äußerst entmutigt erklärte sie uns, physisch nicht mehr in der Lage zu sein, die etwa 350 Höhenmeter nach El Batán wieder empor zu steigen und bat uns um Hilfe. Während wir sie mit etwas Essen und Trinken versorgten, berieten meine Frau (Wanderleiterin) und ich (Bergführer), wie unsere Hilfeleistung aussehen könnte. Handy-Empfang war nicht gegeben. Entweder mussten wir sie wegen ihrer psychischen Verfassung in Begleitung am Ort lassen und in Pta. del Hidalgo Hilfe holen oder sie gleich mitnehmen. Im ersten Fall hätten wir unserer Verpflichtung zur Hilfeleistung genügt, im zweiten übernahmen wir für sie die volle Verantwortung - auch ohne Vertrag. Letzteres gilt unabhängig von unserer Qualifikation. Diese gibt uns aber nicht nur Entscheidungshilfen, sondern auch das Knowhow. Wir haben die Frau mit auf den von uns geplanten Weg genommen --> über den Kanal aus dem Barranco del Rio. Man kann da fast überall gut gehen, nur an einigen, gar nicht so seltenen Stellen drängen überhängende Felsen etwas ab, und da ist es objektiv gefährlich. Wir haben der guten Frau gezeigt, wie sie mit diesen Stellen umgehen kann, und sie hat das prima gemacht. Andernfalls hätten wir mit ihr sofort zum Begegnungspunkt umkehren und Hilfe holen müssen. Wir haben sie während des ganzen Weges betreut, ohne unsere Gruppe zu vernachlässigen.
Warum dieses Beispiel? Weil wir jederzeit unterwegs mit einer Notlage rechnen müssen, selbst wenn wir diese nicht verursacht oder anderweitig zu verantworten haben. Und erst im negativen Fall wird dann für diesen und nur für diesen Fall geklärt, wie unsere Rolle war und ob sich daraus Ansprüche gegen uns ableiten. Deshalb ist es nicht sinnvoll, hier im Forum immer wieder die gleichen Argumente auszutauschen. Wichtig ist, dass wir uns der Tragweite unseres Handelns bewusst sind.
Kommentar