Der digitale Kommerz befindet sich in stetem Wachstum, außer auf den Kanaren.
Der Online-Verkauf stieg im vergangenen Jahr in Spanien um 20% auf 12,38 Milliarden Rechnungen, was zeigt, dass immer mehr Personen online shoppen.

Demgegenüber haben lediglich 40% der kanarischen Firmen eine Webseite und nur 1000 Firmen nutzen das Netz für online-Einkaufsmöglichkeit für ihre Kunden, was lediglich 4% vom gesamten Spanischen Markt ausmacht.

Diese Daten wurden nun von der Handelskammer Teneriffas veröffentlicht.
Der Online-Verkauf steht damit in Lichtjahren Entfernung für die Mehrheit der kanarischen Unternehmen.

Das Motiv?

Die Zollabwicklung und die Kosten dafür, ein wahrer Stolperstein hier auf den Kanaren, sowohl beim Online-Einkauf als auch beim Online-Verkauf

Wenn man dabei bedenkt, dass die Anzahl der Internetnutzer stetig wächst, 27,2 Millionen User, was 69,9% der Bevölkerung über 15 Jahre ausmacht.
Dabei gaben die User durchschnittlich gut 816 Euro im vergangenen Jahr für Online-Einkäufe aus.

Die Gewinne, die den kanarischen Unternehmen damit durch die Lappen gehen, sind fast nicht kalkulierbar.
Kein Wunder, wenn man sieht, dass bis zur Lieferung an die Haustür sich das vermeintliche Online-Schnäppchen bis zu 50% verteuern kann, bedingt durch die absurden Zoll-und Bearbeitungsgebühren.

Ein Beispiel für den bürokratischen Wahn:

Erstens muss lediglich die IGIC berechnet werden statt der IVA, ein Pluspunkt, 7% statt 21%.

Aber der Knackpunkt ist das Zollformular DUA (Documento Unico Administrativo)
Dieses kann kostenfrei individuell erledigt werden oder über Zollagenten, die dafür die Hand aufhalten, ohne feste Preisbindung, von 20 bis 50 Euro nur für die Bearbeitung.
Die Steuerbehörde hat darauf keinen Einfluss und legt den Kunden deshalb die Eigeninitiativ ans Herz.
Das Formular 040 (Download auf der Webseite der Behörde) ist zwar alles andere als einfach, aber ermöglicht die Bearbeitung ohne Gebühren, um dann die Karte in Empfang zu nehmen, um das Paket zu erhalten.
Abgegeben werden kann das im Postamt, ohne jegliche Gebühr, so die Steuerbehörde.

Man arbeite aber an einer Vereinfachung des Formulars, so die Behörde weiter.
So soll es demnächst ein virtuelles Zollbüro für eben diesen Zweck geben.

Im Fall einer Firma, ansässig auf den Kanaren, die Ware im Ausland verkaufen will, muss diese eine DUA für den Export erbringen ohne Steuerabwicklung.
Auch das geht online ohne Gebühren, lediglich der Transport muss bezahlt werden.

Viele Vermittler zeigen sich da jedoch erfinderisch, um auch dort wieder Geld zu verdienen.
So stellen sie dann neben dem Transport auch noch Kosten für das Dokument in Rechnung. Dies kann man nur mit einem anderen Dokument verhindern, was man ebenfalls kostenlos herunterladen kann.

Die Machenschaften der Vermittler und Zollagenten werden hoffentlich mit der Schaffung des virtuellen Zollbüros in die Schranken gewiesen.

So gibt es auch Unterschiede bei der Entscheidung, seine Firma online zu präsentieren zwischen Firmen aus Spanien und Firmen dem restlichen Europa

Die spanischen Firmen befürchten in erster Linie Probleme mit dem Kunden, die europäischen Firmen sehen lediglich Hemmnisse im Bezug auf das Angebot, was sich nicht online verkaufen lässt.

So kommt es, dass 80% der spanischen Unternehmer kein Stück vom Kuchen des Internetverkaufs abbekommen.


Der Berater Enrique Lucini sieht darin einen großen Nachteil, wenn die Unternehmer diesen Verkaufskanal nicht nutzen.

Beispielsweise ist die Krise am Onlinehandel fast spurlos vorbei gegangen, weil sich auf diesem Weg massiv Geld einsparen liesse, so Lucini weiter.

Als bestes Beispiel führt er den Tourismus an, in diesem Bereich ist ein regelrechter Online-Boom entstanden und die Anbieter verdienen richtig Geld mit den Kunden, die sich ihren Urlaub online zusammenstellen.

So wurden gut 1/3 aller Urlaubsbuchungen in Europa im vergangenen Jahr online erledigt, im Wert von gut 246 Milliarden Euro.

Davon können sich die Kanaren nicht ausschließen.

Laut einer Studie über den elektronischen Kommerz hat sich das Profil des typischen Kunden nicht verändert, obwohl der Handel stark zugenommen hat.

So ist der typische Onlinekunde zwischen 25 und 49 Jahre alt, hat höheren Schulabschluss, gehört zur gehobenen Mittelschicht, arbeitet Vollzeit und wohnt in Stadtnähe.

Beim Verhalten bei Onlinekunden gibt es Symptome einer Reife.
Die Kunden werden experimentierfreudiger und kaufen regelmäßiger ein.

All das bedeutet, dass der Markt weiter wachsen wird und die Kanaren die Probleme mit dem Bürokratismus in den Griff kriegen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Denn schon gibt es Unternehmer, die an die Hürden des kanarischen Onlineverkaufs gescheitert sind, so zum Beispiel Carmen Martin, die einen Versand für Kunsthandwerk aufgebaut hatte, aber am komplexen Zollverfahren gescheitert ist.
Andere Firmen suchen legale Schlupflöcher, so zum Beispiel Warenlager auf dem Festland, um so den Tentakeln der Zollkrake zu entkommen.


http://www.diariodeavisos.com/2013/1...rapada-en-red/