Teneriffa durchlebte eine Woche voller Kontraste: Während die Temperaturen erneut Rekorde brechen, bleibt die Insel zugleich ein Ort kultureller Impulse, gesellschaftlicher Diskussion – und leiser Umbrüche. Der Ruf nach nachhaltiger Entwicklung wird lauter, doch der Alltag ist geprägt von Hitze, Auslastung und wachsendem Veränderungsdruck.
☀️ Rekordhitze und Calima: Insel unter Hitzeglocke
Die Woche war geprägt von einer außergewöhnlichen Hitzewelle, begleitet von einem leichten, aber beständigen Calima. Besonders betroffen waren der Süden und Südwesten der Insel: In San Miguel de Abona und Guía de Isora wurden am Donnerstag Temperaturen über 39 °C gemessen – der bisher heißeste Tag des Jahres.
Die Gesundheitsbehörden aktivierten die rote Warnstufe für Wetterbedingte Gesundheitsrisiken. Apotheken und Gesundheitszentren meldeten eine Zunahme hitzebedingter Beschwerden, insbesondere bei älteren Menschen. Die Bevölkerung wurde eindringlich aufgefordert, körperliche Anstrengung zu vermeiden, Schatten aufzusuchen und viel zu trinken.
🔥 Waldbrandgefahr extrem – neue Präventionsmaßnahmen
Die Waldbrandgefahr erreichte ein kritisches Niveau. Die Inselregierung reagierte mit verstärkten Kontrollen in Schutzgebieten, zusätzlicher Präsenz der Guardia Civil in den Wäldern und gezielten Präventiveinsätzen in der Vegetationspflege.
Erstmals seit Jahren kam dabei eine neue Technologie zum Einsatz: Drohnen mit Wärmesensorik patrouillieren über Hochrisikozonen wie dem Teide-Nationalpark oder dem Anaga-Gebirge. Damit sollen Schwelbrände in schwer zugänglichem Gelände frühzeitig erkannt werden.
💧 Wasser bleibt kritisch – Bewässerungsverbot ausgeweitet
Die Trockenheit schlägt weiter durch: In dieser Woche wurde das Bewässerungsverbot auf alle öffentlichen Grünanlagen der Insel ausgeweitet. Auch private Gartenbesitzer sollen Wasserverbrauch reduzieren. In Vilaflor und El Tanque greifen erste Rationierungen – Tankwagen beliefern inzwischen regelmäßig entlegene Haushalte.
Die Diskussion um eine nachhaltige Wasserstrategie nimmt Fahrt auf: Experten fordern Investitionen in Regenwasserrückhaltebecken, die Modernisierung veralteter Leitungen und die bessere Integration von Grauwasser-Recycling in touristischen Anlagen.
🏠 Tourismus boomt – aber auch die Kritik wächst
Trotz aller Herausforderungen verzeichnet Teneriffa einen Touristenrekord für die zweite Julihälfte. Die Flughafenbetreiber melden einen Anstieg von 14 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders beliebt: individuelle Mietunterkünfte im Inselnorden, Wanderurlaub und Kulinarikangebote im Landesinneren.
Doch parallel wächst auch die Kritik. Unter dem Motto „Tenerife, sí, pero sostenible“ (Teneriffa, ja – aber nachhaltig) formierte sich am Samstag in Puerto de la Cruz eine neue Bürgerinitiative, die u. a. fordert:
- Begrenzung der Hotelneubauten
- Mindestaufenthaltsdauer bei Ferienwohnungen
- Steuerliche Anreize für nachhaltige Betriebe
Am Wochenende fand in La Orotava das kleine, aber hochkarätige Festival „Jazz entre Volcanes“ statt. Internationale Künstler wie die Sängerin Clara Bué und das Miguel Pérez Quintett spielten vor ausverkauften Plätzen – unter freiem Himmel, mit Blick auf den Teide.
Das Festival setzt bewusst auf lokale Gastronomie, kleine Formate und kulturelle Nachhaltigkeit – ein Gegenmodell zum Eventtourismus, das auf breite Zustimmung stieß.
📚 Zukunft gestalten: Bildungsprojekt zu Wasser und Umwelt gestartet
Ein neues Projekt unter dem Titel „Agua y Futuro“ startete in drei Schulen in Arona und Tacoronte. Ziel: Kinder und Jugendliche frühzeitig für den Umgang mit Ressourcen, insbesondere Wasser, zu sensibilisieren. Das Programm verknüpft Theorie mit Ausflügen, Kreativprojekten und digitalen Lernspielen – und soll 2026 ins Curriculum aufgenommen werden.
📌 Fazit:
Teneriffa steht unter Druck – klimatisch, ökologisch, gesellschaftlich. Doch die Insel reagiert: mit Ideen, Initiativen und dem zunehmenden Mut zur Veränderung. Die Balance zwischen Lebensqualität, Tourismus und Nachhaltigkeit bleibt herausfordernd – aber sie ist greifbar, wenn man bereit ist, neue Wege zu gehen.