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    #1

    Internetfunde

    Bitte nicht den Kopf schütteln

    Von Christoph Rind

    Ägyptens Herrscherin Kleopatra badete einst ihren Körper in Eselsmilch, die (zahlreichen) Verehrer schwärmten von ihrer samtigen Haut. Vom Zustand ihrer Haare ist nichts überliefert. Vielleicht aus Rücksicht auf geruchsempfindliche Naturen. Honig und Ei ? damals Haarpflegeprodukte der gehobenen Schicht ? müffeln schnell, wenn nicht großzügig und gründlich nachgespült wird.

    Seit der Berliner Drogist Hans Schwarzkopf vor gut 100 Jahren das erste schonende Haarwaschmittel in Umlauf brachte, ist es üblich, den Kopfbewuchs regelmäßig einzuschäumen. Inzwischen mit Shampoo ? einer genialen Wortschöpfung, die, kaum über die Lippen gekommen, ein Gefühl von Frische, Sauberkeit und Wohlgeruch verströmt.

    So war das. Ab sofort wird radikal weggespült. Mitten im Zeitalter von "kein Fisch, kein Fleisch, kein garnix mehr" geht es auch dem Shampoo an den Kragen. "No-Poo" heißt die Bewegung, verbal verstümmelt und dank Internetbloggerinnen weltweit in Umlauf gebracht. Deren These vorneweg: Unser Haar, mit nichts als nur mit Wasser gereinigt, soll seidig, stärker und gesünder sprießen, ganz ohne moderne Kosmetik- und Chemietricks.

    Wie bei allen Wundern gibt es allerdings auch hier einen Haken, quasi ein Haar in der Suppe. Bevor der Seidenglanz durchschlägt, brechen fettige Zeiten an. Die Talgproduktion der Kopfhaut arbeitet zunächst angestrengt gegen die minimalistische Behandlung an; die Redewendung, dass diese Erkenntnis "wie Schuppen von den Augen fällt", darf ausnahmsweise fast wortwörtlich genommen werden. Nach sechs bis acht Wochen soll das Gröbste überstanden sein.

    Dann fühlt man sich wie Kleopatra ? und kann verloren gegangene Freundschaften wieder auffrischen.

    http://www.abendblatt.de/nachrichten...chuetteln.html
    Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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    #2
    Wehe, Sie legen Klopapier falsch herum auf die Rolle
    Von Volker Behrens
    Sind Sie gerade sauer? Wenn ja, wissen Sie noch worüber? Das Internetportal spin.de wollte es von seinen Mitgliedern genau wissen und fragte: Was bringt euch auf die Palme? Tabellenführer in der Ärger-Bundesliga der Wutbürger sind mit 36,8 Prozent eher Kleinigkeiten: Dazu gehören falsch herum eingelegte Klopapier-Rollen, das Flipflop von Flip-Flops oder Apfelkau-Geräusche. Klingt konstruiert, aber das waren die Antworten.

    So werden also die Spin-Mitglieder zu HB-Männchen. Es gibt aber auch Leute, die sich schon daran stören, wenn Menschen Dinge anders machen als sie selbst. Sie beißen nach dem blanken Haken, wie die Angler sagen. Sie sehen den Splitter im fremden Auge, aber nicht den Balken im eigenen. Oft geht so etwas mit einem akuten Toleranzmangel einher. Ihnen sei das Kinderbuch "Kopf hoch, Fledermaus!" von Jeanne Willis empfohlen. Sie macht darin klar, wie heilsam und erhellend es sein kann, wenn man sich mal in die Perspektive des anderen versetzt.

    Für manche Zeitgenossen muss sicherheitshalber alles gleich groß, rechteckig und einfarbig sein. Und zwar im Garten und auf dem Schreibtisch. Schon ein Beet mit unterschiedlichen Blumen macht sie unruhig. Erst eine Faltbodenschachtel mit Kresse bringt sie wieder runter.

    29,2 Prozent gaben übrigens an, sie würden sich nur über Substanzielles aufregen. Vielleicht. Oder es ist eine arrogante Antwort. Aber warum gehen die Menschen regelmäßig in die Luft? Sind wir alle verkappte Perfektionisten, die ihr Ziel nicht erreichen? Hoffentlich nicht. "Perfekten Menschen fehlt es an Fehlern", hat der österreichische Autor Ernst Ferstl erkannt.

    http://www.abendblatt.de/nachrichten...die-Rolle.html
    Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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      #3
      Wir müssen entschleunigen, aber schnell
      Von Tino Lange
      "Beschleunigung ist, wenn die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen" ist einer der berühmten Sprüche von Rallyesport-Legende Walter Röhrl. Der Regensburger, der gerade 70 geworden ist und damit genauso alt wie die Marke Ferrari, mag es immer noch schnell.

      Aber vielen anderen ist unsere Zeit zu hastig geworden. Der Wunsch nach Entschleunigung lässt sich am aktuellen "Hygge"-Trend ablesen. Wohnung, Urlaub, Leben, Hobby, alles soll so "hygge" (dänisch für "gemütlich") sein wie ein Abend im Dänemark-Urlaub im August. Draußen Sturmtosen und Dauerregen, drinnen weicher Teppich, Naturmöbel (mundgebissen), Kaminfeuer, ein Pott Tee und ein gutes Buch oder das ab 21. Juni erhältliche Magazin "Hygge – Einfach glücklich sein". Die Glotze bleibt aus, denn die hyggelige TV-Reihe "Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands" wurde leider vor vier Jahren eingestellt.

      Immerhin gibt es noch die "Space Night" im BR-Fernsehen. Und auch der NDR macht es sich demnächst bequem. Die Sendung "Die Elbe. Ganz in Ruhe" begleitet am 5. Juni (12 Uhr) den Raddampfer "Kaiser Wilhelm" fünf Stunden lang auf der Fahrt von Bleckede bis zur Elbphilharmonie. Versprochen werden wenig Schnitte, Musik und Worte und behagliche acht Knoten (15 km/h) Durchschnittsgeschwindigkeit. Wandfarbe beim Trocknen zuzusehen dürfte mitreißender sein. Aber nicht so schön wie die Elbe, auch wenn das Wetter bei der Aufzeichnung am vergangenen Sonnabend ungemütlich war. Hoffen wir, dass es der Dampferkapitän nicht mit Walter Röhrl hielt: "Die wirklich guten Fahrer haben die Fliegen auf den Seitenscheiben."
      http://www.abendblatt.de/nachrichten...r-schnell.html
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        #4
        Ordnung muss man wollen können
        Von Joachim Mischke
        Hab alles im Kopf, muss es nur noch aufschreiben. Um sich für *Mozarts Arbeitsweise zu qualifizieren, muss man mächtig begabt sein. Der Rest von uns kreist mit unschöner Regel- *mäßigkeit um die Aufgaben des *Tages, die sich auf dem Schreibtisch zur Papierbergkette des Grauens zusammenklumpen können. Da liegen sie dann. Liegen und liegen und kriegen Jahresringe, und die übelsten verwesen bis zur Rente vorwurfsvoll vor sich hin.

        Kein Wunder also, dass die meisten Deutschen jetzt bei einer Umfrage des Lebenskünstler-Magazins "Apotheken Umschau" deutlich gegen diese schmerzhafte Selbsterkenntnis geantwortet haben: Fast jeder Zweite (42,1 Prozent) sagte, er würde als erste Aufwärmübung regelmäßig den Schreibtisch aufräumen. Ja nee, is klar. Wo diese beneidenswert charakterstarken Zeitgenossen arbeiten und wann das passiert, wurde jedoch nicht enthüllt. Es muss irgendwo sein, wo sie sehr aufgeräumt ganz unter sich sind. Denn der reinigende, beruhigend gereinigte *Anblick einer leeren Büromöbel-Fläche ist im Alltag etwa so selten wie ein Einhorn, das Glitzerstaub pupsen und *parallel "La Paloma" pfeifen kann.

        Viele chronische Schreibtischplattenzumüller besitzen aber auch einen grundguten Charakterzug: Sie schämen sich für ihr fröhlich wucherndes Versagen. 47,3 Prozent finden das Chaos "regelrecht abstoßend", wurde herausgefunden. Aufräumen hilft also. Befördert werden aber hilft womöglich auch. Dann kann man, mit etwas Glück, alles ganz einfach wegdelegieren, bis man das Trump-Stadium erreicht hat. Dann sitzt man am fotogen leeren Weltenlenker-Tisch und braucht nur noch anzukreuzen: "Ja", "Nein", "Vielleicht".
        http://www.abendblatt.de/nachrichten...n-koennen.html
        Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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          #5
          Höhere Anzahlung bei Pauschalreisen

          Man kennt das Problem: Das Urlaubsgeld ist noch in weiter Ferne, da verlangt der Reiseveranstalter bereits eine saftige Anzahlung für den Sommerurlaub. Einst gab es hier eine klare Deckelung in Höhe von 20 Prozent. Doch inzwischen gewährt der Bundesgerichtshof den Veranstaltern einen beträchtlichen Spielraum für deutlich höhere Anzahlungen - ein Spielraum, den er mit einem neuen Urteil noch vergrößert hat. (Az: XI ZR 260/15)

          Geklagt hatte der Bundesverband der Verbraucherzentralen, und zwar gegen eine Klausel des Reiseveranstalters Tui, die den Kunden für bestimmte Pauschalreisen bei Buchung eine Anzahlung in Höhe von 40 Prozent abverlangt. Es geht dabei um Reisetypen mit den kryptischen Bezeichnungen X1-2-Fly und XTUI. Dahinter verbirgt sich ein Geschäftsmodell, das nach Auskunft des Deutschen Reiseverbandes seit Jahren stark anwächst - auch wenn traditionelle Pauschalreisen nach wie vor den Großteil ausmachen.

          Solche Reisen stammen nicht aus den Kontingenten, welche sich die Veranstalter vor Saisonbeginn gesichert haben, sondern werden nach tagesaktuellen Preisen zusammengestellt - ein gerade verfügbarer Flug wird etwa mit einem Hotelangebot kombiniert. Genutzt werden solche Angebote entweder von Last-Minute-Reisenden oder, und darum ging es vornehmlich beim BGH, von Frühbuchern.

          Das Problem: Die Veranstalter müssen bei solchen Reisen häufig in Vorleistung gehen. Vor allem die Fluggesellschaften verlangen bei dieser Buchungsart oft die sofortige Bezahlung oder mindestens eine hohe Anzahlung. Die Veranstalter begannen, dies in Form höherer Anzahlungen auf die Kunden abzuwälzen.

          Der BGH hatte dies im Jahr 2014 gebilligt, übrigens im selben Verfahren, das nach einer Schleife über das Oberlandesgericht Celle nun erneut in Karlsruhe gelandet ist. Damit hat er die Tür für höhere Anzahlungen geöffnet - aber eben nur in dem Umfang, in dem die Veranstalter selbst in Vorleistung treten.

          Erst 10, dann 20, jetzt 40 Prozent
          Zwar war die Quote schon in den Jahrzehnten zuvor stetig gewachsen. 1987 hatte der BGH zehn Prozent Anzahlung für zulässig gehalten, 2006 schraubte er sie auf 20 Prozent - was damals nachvollziehbar war, weil die Kunden inzwischen durch einen "Sicherungsschein" gegen ein in der Reisebranche nicht so seltenes Insolvenzrisiko abgesichert waren. 20 Prozent war immerhin eine klare Grenze. Das Urteil von 2014 war dann die Abkehr von der Klarheit. Seither können die Veranstalter Rechnungen aufstellen, in welcher Höhe sie für bestimmte Reisen "typischerweise" selbst Geld vorstrecken müssen. Der Keim für neue Streitigkeiten war damit gelegt.

          Mit dem neuen Urteil hat der BGH nun zwar ein paar Vereinfachungen versucht, zugleich aber seine Rechtsprechung noch erweitert, und zwar zugunsten der Reiseveranstalter. Damit dürften nun auch Vorauszahlungen in der Nähe von 40 Prozent möglich sein. Erstens dürfen die Veranstalter fortan auch Provisionszahlungen an die Reisebüros in Anschlag bringen. Und zweitens dürfen sie, wenn die eigenen Vorleistungen sehr heterogen sind, auf Mittelwerte zurückgreifen.

          Nach eigenen Angaben muss Tui bei 90 Prozent der Flugbuchungen in Vorleistung gehen, bei den verbleibenden zehn Prozent nicht. Laut BGH muss bei der Anzahlung nun nicht unterschieden werden, ob die gebuchte Reise in die eine oder andere Kategorie gehört. "Wir haben mehr an Durchschnittsberechnungen zugelassen, als wir das ursprünglich gedacht hatten", sagte der Senatsvorsitzende Peter Meier-Beck. Einzig wegen einiger Details bei den Hotelkosten ist der Fall ans OLG zurückverwiesen worden.

          "Der Verbraucher jetzt weiß gar nichts mehr"
          Aus Sicht des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen führt diese Rechtsprechung in eine kundenfeindliche Unübersichtlichkeit. "Der Verbraucher weiß jetzt gar nichts mehr", sagt die Rechtsexpertin Kerstin Hoppe. Auch für die Verbände sei es kompliziert, die Zulässigkeit von Anzahlungsquoten zu beurteilen. "Wir müssten von den Veranstaltern Unterlagen anfordern, die diese als Geschäftsgeheimnis ansehen." Hinzu kommt das Prozessrisiko: Klagt ein Verband auf Verdacht gegen solche Klauseln, kann er auf den Kosten sitzen bleiben.

          In der Verhandlung in Karlsruhe schien es, als sei dem BGH angesichts seiner Rechtsprechung selbst nicht so ganz wohl. "Vielleicht waren wir mit den Verhältnissen nicht hinreichend vertraut, als wir skizziert haben, wie man dieses Feld bewältigen könnte", gestand der Senatsvorsitzende ein.

          Für Klarheit könnte der Gesetzgeber sorgen - doch der hat diese Chance erst einmal verpasst. In einer nächstes Jahr in kraft tretenden EU-Pauschalreiserichtlinie finden sich keine Prozentsätze zulässiger Anzahlungen.

          http://www.sueddeutsche.de/reise/bun...isen-1.3602321
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            #6
            Pauschale Gebühr für SMS-Tan ist unzulässig

            Kunden müssen nicht jede Gebühr für SMS-Tan akzeptieren, hat der Bundesgerichtshof entschieden.
            Wenn die Nummer aber tatsächlich für eine Transaktion genutzt wird, sind auch zusätzliche Kosten gerechtfertigt.
            Die Verbraucherzentralen hatten gegen eine Kreissparkasse geklagt, die bei einem Onlinekonto zehn Cent extra pro Tan verlangt hatte.
            Wer sich beim Onlinebanking seine Transaktionsnummer (Tan) per SMS zuschicken lässt, muss dafür nicht jedes Mal Gebühren zahlen. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden (Az.: XI ZR 260/15). Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hatte gegen die Extragebühren geklagt.

            Der Verband ging stellvertretend gegen die hessische Kreissparkasse Groß-Gerau vor, die zusätzlich zu den Kontogebühren von zwei Euro pro Monat für ein Onlinekonto noch zehn Cent extra pro SMS-Tan verlangt hatte. Ein Argument der Verbraucherschützer: Ohne Tan-Nummer könne der Kunde überhaupt keine Überweisung durchführen, die zusätzliche Gebühr sei daher eine unangemessene Benachteiligung und müsste eigentlich inklusive sein.

            Dieser Argumentation folgte der BGH in seiner Entscheidung nicht, blieb aber grundsätzlich seiner Linie bei den Bankgebühren: In der Vergangenheit war das Gericht hier mehrfach eingeschritten. So erklärte es zum Beispiel Entgelte für Konto-Überziehung, Barabhebung, Depotwechsel oder die Bearbeitung von Freistellungsaufträgen für ungültig.

            Kunden zahlen auch, wenn sie die Tan gar nicht verwenden
            Die Sparkasse hatte darauf hingewiesen, dass den Kunden insgesamt fünf Wege zum sicheren Online-Banking zur Verfügung gestellt würden, darunter die klassische Nummernliste auf Papier oder ein Tan-Generator. Vier davon seien in der Kontogebühr enthalten, die fürs Online-Banking erhoben würden. Einzig der Service einer SMS-Tam sei zusätzlich kostenpflichtig - eine "besondere Zusatzleistung", um dem mobilen Menschen die Erledigung seiner Bankgeschäfte von unterwegs zu ermöglichen.

            Das Gericht betonte zwar, grundsätzlich seien zusätzliche Gebühren in Ordnung - allerdings nur, wenn die Tan auch tatsächlich für eine Überweisung benötigt werde. Es störte sich deshalb vor allem an der Formulierung im Vertrag: "Jede SMS-Tan kostet 0,10 ? (unabhängig vom Kontomodell)", steht dort. Kunden müssten also nicht nur zahlen, wenn sie eine Überweisung tätigen - sondern auch, wenn sie die Tan für andere Kontoaktionen benötigen oder sie gar nicht verwenden, etwa wegen eines begründeten Betrugsverdachts, bei einem Fehler im Onlinebanking oder weil die Tan nach einiger Zeit abgelaufen ist. Ob die Klausel in dem konkreten Fall der Kreissparkasse Groß-Gerau auch tatsächlich so angewandt wurde, muss laut dem Urteil das Berufungsgericht klären.

            http://www.sueddeutsche.de/geld/giro...ssig-1.3602205
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              #7
              Udo und der Deppen-Apostroph

              Wer nichts zu schimpfen hat, der schimpft auf das Wetter. Entweder ist es zu heiß, und die Kollegen von den lauten Blättern prophezeien die Ausbreitung der Sahara bis an den Rand der Außenalster, oder es ist zu kalt, sodass sich ausgerechnet im Wahlkampf die Warnung vor der Erderwärmung nicht stimmenmehrend unterbringen lässt. Oder es ist zu nass, viel zu nass, wobei sich die Fluten in Hamburg nicht nur von oben, sondern auch von unten aus geborstenen Wasserrohren ergießen. Doch irgendwann hat es sich ausgeschimpft beim Wetter. Als allerletzter Ausweg bietet sich an, auf die Post zu schimpfen. Das war schon vor vielen Hundert Jahren so, als der Bürgermeister mit dem Ochsenziemer auf den Postillion eindrosch, weil die Postkutsche drei Minuten zu spät durch das Stadttor gerumpelt war. So genau nehmen wir es heute nicht mehr. Im Umland warten ganze Dörfer seit Tagen auf ihre Briefe, weil die Postbotinnen Urlaub haben. In einer Gemeinde sollte die Vertretersitzung abgesagt werden, weil die Einladungen nicht zugestellt worden waren. Offenbar fehlt es der Deutschen Post an Personal.

              Dafür ist sie auf anderem Gebiet weitaus großzügiger ausgestattet, etwa mit überflüssigen Schriftzeichen. Auf einer 70-Cent-Sondermarke mit Lindenberg-Selbstporträt zugunsten des katholischen Bonifatiuswerks finden wir die Aufschrift "UDO'S 10 GEBOTE". Auweia! Genitiv-s mit Apostroph? So etwas nannten wir früher einen Deppen-Apostroph. Konrad Duden rotierte in seinem Grab. Erst als er hörte, dass die Post verantwortlich sei, murmelte er "Ach so!" und lag wieder still.

              Schon Cicero wusste: Ein Brief errötet nicht ? nicht einmal durch einen Apostroph auf seiner Marke.

              http://www.abendblatt.de/nachrichten...Apostroph.html
              Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                #8
                Und jetzt alle: Cheeeeese!

                Von Silvia Stammer

                Von wegen digitaler Blingbling und Modeblogger-Metaebene: Die wahren Influencer sind und bleiben die Hausfrauen. Jede Menge Instantmehl und Gramm auf Instagram, satte Einschaltquoten bei "Das große Backen" sind der Beweis. Demnächst wird die fünfte Staffel dieses Show-Baisers angerührt. Und während man noch die Fondantdecke des Schweigens über den Unterhaltungswert dieser klebrigen Masse breiten möchte, kommt eine der berühmten Forsa-Umfragen um die Ecke gekleckert, die sich eigentlich nur mit reichlich Bommerlunder verdauen lässt. Im Auftrag eines Unternehmens, das in Schichtkäse macht, fand das Marktforschungsinstitut heraus, dass bereits zwei Drittel der Deutschen mindestens einmal im Leben einen Käsekuchen gebacken haben. Was für eine Nachricht!

                Allerdings fällt der Anlass dieser aufsehenerregenden Studie in eine Verwechslungskategorie, sagen wir mal, wie Gasthof und Gustav: Der "Tag des Käsekuchens", der am Sonntag in Amerika gefeiert wird, hat mit dem oberflächenbraunen deutschen Erzeugnis bei Ofenlicht betrachtet nichts zu tun. Das US-Original kommt mit Doppelrahmfrischkäse auf Keksbröselboden daher statt mit Quark und Eiern auf Mürbeteigboden. Das ist jetzt zugegeben Korinthen ..., also Rosinenpickerei. Womit wir bei der zweiten bahnbrechenden Erkenntnis wären: Die Mehrheit der Deutschen backt laut Umfrage den Käsekuchen mit Rosinen. Vor allem Männer mögen die verschrumpelten Trauben.

                Die nächste Umfrage kommt bestimmt. Vielleicht zum "Tag des Hamburgers". Denn gute Hausfrauen wissen: Männer haben ein Herz aus Hack.

                http://www.abendblatt.de/nachrichten...Cheeeeese.html
                Zuletzt geändert von bugsi; 29.07.2017, 07:38.
                Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                  #9
                  Werteverfall vor der Waschanlage

                  Von Andreas Hardt

                  Das sind nun alarmierende Nachrichten, die Weltbilder zum Einsturz bringen. Waren wir nicht immer davon ausgegangen, dass der Deutsche ? also all die anderen, wir nicht ? sein Auto über alles liebt? Und deshalb regelmäßig zu Schwamm und Schlauch greift? Alles muss hochglänzen, metallicsilber oder planetenblau, staubgrau geht gar nicht.

                  Und kennen wir nicht alle die Angebote ? vom Vorbeifahren meist ? der Hightech-Waschanlagen an der Ausfallstraße neben dem amerikanischen Schnellrestaurant? Chromglanz, Perlschutz, Unterbodenversiegelung, Motorenkosmetik, Innenraumshampoo, Felgenmassage ? oder umgekehrt. Schon ab 7,50 Euro.

                  Und nun das: Fast jeder zweite Deutsche reinigt sein Auto weniger häufig als erwartet. Nur etwa dreimal im Jahr. Das hat der Autohersteller Ford in einer "Stimmungsumfrage" herausgefunden und teilt offiziell mit: Die deutsche Autohygiene ist mäßig ausgeprägt. Autohygiene! Mäßig ausgeprägt!! O weh, Werteverfall.

                  Hat das Auto etwa seinen Status verloren, als liebste, teuerste Anschaffung fürs Leben, die es zu pflegen und zu hegen gilt? Die Frau mag gehen, aber Hund und Auto bleiben hier?

                  Haben wir uns innerlich distanziert von Abgasschleudern und Dieselmanipulatoren, von Kartellverdächtigen und Stadtraumverstopfern? Ist das Auto nur noch Mittel zum Zweck?

                  Möglicherweise aber liegt der Rückgang der deutschen Autowäscher an etwas ganz anderem. Schließlich leben in den Städten immer weniger Vögel, die auf unsere Autos lösen. Und nach einer langen Autobahnfahrt kleben kaum noch Insektenreste an der Frontscheibe.

                  Wie gerne würde ich da wieder waschen müssen ? sonnabends mit Schwamm und Schlauch.
                  Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                    #10
                    Donald Trump über Puerto Rico:

                    "This is an island surrounded by water. Big water. Ocean water...
                    ...This is a thing called Atlantic Ocean. This is tough stuff...
                    ...This is an island sitting in the middle of an ocean. It's a big ocean. It's a very big ocean..

                    http://www.msnbc.com/rachel-maddow-s...nded-big-water

                    Also, Jungs und Mädels, passt gut auf, der Atlantik ist voll krass und seehr gefährlich.

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                      #11
                      Verlieren ist nicht so schlimm, aber...

                      Von Jörg Thadeusz

                      Die Bayern haben in Paris so schlimm verloren wie lange nicht in der
                      Champions League. Arjen Robben bekam hinterher immerhin das Trikot von 222-Millionen-Transfer Neymar und weiß jetzt, ob dessen Schweiß golden schimmert. Würde Robben für die CDU spielen, hätte er nach dem Spiel gesagt: kein eigenes Tor, drei Gegentore, wir haben unsere strategischen Ziele erreicht. Als Arjen Schulz hätte er geprahlt: Wir werden ein fußballerisches Bollwerk errichten. Was passierte nach der Bayern-Klatsche tatsächlich? Am nächsten Tag war Trainer Carlo Ancelotti entlassen. Ein feiner, kluger, lustiger Mann. Aber leider erfolglos.

                      Die Bundeskanzlerin ist eine feine Frau, die Berlusconi und Sarkozy ausgehalten hat. In der Flüchtlingskrise traute sie sich Christin zu sein. Nur leider hat sie am Sonntag vor einer Woche auch die CDU geschreddert. Martin Schulz redet besser als die Kanzlerin. Europäischer als dieser viel- sprachige Mann kann man kaum sein. Aber unter seiner Führung ist die SPD so ungewollt wie nie seit 1949.

                      Nicht seine Schuld. Aufgepumpt, als käme er direkt von der Hantelbank, macht der Oberverlierer in der "Berliner Runde" den Breiten. Später sitzt Manuela Schwesig aufreizend selbstbewusst bei Anne Will und schulmeistert andere Diskussionsteilnehmer. Als wäre ihre SPD in Mecklenburg-Vorpommern, wo sie regiert, gar nicht zur viertstärksten politischen Kraft geschrumpelt. Andrea Nahles pöbelt wie eine Rummelplatz-Bitch, die mit jedem Wahlergebnis einverstanden ist, solange es irgendwo schön Kloppe gibt.

                      Dazwischen eine Kanzlerin in ihrer eigenen Realität. So merkwürdig 'stoned',
                      als hätte sie die verloren gegangenen neun Prozent ihrer CDU in einem Joint weggepafft. Jeder von uns hat schon verloren. Was nicht schlimm ist, solange man die Denkzettel auch liest, die man bekommt. Fußballer beweisen,
                      was Politiker wohl nicht hinkriegen: Es gibt auch Würde in der Niederlage.


                      https://www.abendblatt.de/meinung/ar...limm-aber.html
                      Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                        #12
                        Entscheidend ist, was hinten rauskommt

                        Von Christoph Rind

                        Wer würde nicht gern aus dem, was normalerweise hinten rauskommt, Gold machen? Eigentlich ist das bisher nur denen gelungen, die den teuersten Kaffee der Welt produzieren ? mit Bohnen, die das Gedärm thailändischer Elefanten oder indonesischer Schleichkatzen durchlaufen haben. Diese Sorten gelten als fein und milde, weil die tierischen Magenenzyme alle Bitterstoffe zersetzen. Das vernichtende Urteil "Wat'n Schiet" könnte in diesem Fall voreilig sein.

                        Das gilt auch für die Idee israelischer Forscher, aus den Exkrementen von Truthähnen, Hühnern und ähnlichem Geflügel eine Spezialkohle herzustellen, einen Alternativbrennstoff als Energiequelle der Zukunft. Mit ihr könnte der Ausstoß schädlicher Treibhausgase verringert und die Umwelt geschont werden, frohlockt Professor Amir Gross von der Universität Ben Gurion in Beerscheva im Fachblatt "Applied Energy". Der Hühnerdreck schneide sogar im Vergleich zur Biokohle (aus Pflanzenresten) besser ab, weil er 24 Prozent mehr Energie liefere. Zuvor wird der Geflügelmist auf 250 Grad erhitzt. Ein heilsamer Nebeneffekt: Krankheitskeime verflüchtigen sich. Der Rohstoff riecht nur noch ? nach Kohle.

                        Ist diese Form der Hydrokohle aber mit dem von den Grünen geforderten Kohleausstieg vereinbar? Gibt es bald vielleicht gar keinen Geflügelkot mehr, weil alle Welt vegetarisch isst? Oder sind wir damit erst recht auf dem Irrweg? Immerhin hat der Mensch sein Hochleistungshirn erst entwickelt, als er ordentlich Fleisch futterte.

                        Werden wir wieder zum Vierbeiner, wenn wir den umgekehrten Weg einschlagen? Das müssen die Forscher beantworten. "Ran an die Arbeit", möchte man ihnen zurufen. Oder: "Klei di an'n Mors" ("Kratz dich am Allerwertesten").

                        Hamburger Abendblatt vom 30. 11. 2017
                        Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                          #13
                          Wenn Niesen zum Orkan in der Nase wird

                          Sven Kummereincke

                          Gutes Benehmen kann lebensgefährlich sein. Warum ein Brite eine Woche lang im Krankenhaus lag.

                          Dieser Text stammt zwar nicht vom Deutschen Wetterdienst, und er wurde frei von jeglicher meteorologischer Expertise geschrieben, dennoch muss an dieser Stelle eine Orkanwarnung ausgegeben werden. Das Unwetter braut sich zwar nicht über Hamburg zusammen, sehr wohl aber in vielen Hamburgern. Lachen Sie jetzt nicht, wenn Sie erfahren, dass es ums Niesen geht! Das ist eine sehr ernste Sache. Und lebensgefährlich.
                          Die Quelle der Warnung hat beachtliches Renommee. Das Fachblatt "British Medical Journal" berichtet über den Fall eines 34-jährigen Gentleman, der eine Woche lang künstlich ernährt und mit Antibiotika behandelt werden musste ? weil er versucht hatte, einen Nieser zu unterdrücken. Als er Nase und Mund zuhielt, zog er sich durch den aufgestauten Druck einen Riss in der Rachenmuskulatur zu.
                          Der Pressesprecher des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Michael Deeg, trägt keineswegs zur Entwarnung bei, denn: "Beim Niesen oder auch Husten wird ein ganz erheblicher Druck aufgebaut. Die Luftgeschwindigkeit kann in etwa Orkanstärke erreichen."

                          Da sieht man, wohin vermeintlich gutes Benehmen führen kann ? direkt auf die Intensivstation. Und es folgt die nächste bange Frage: Wenn ein Nieser so fatale Folgen haben kann, wie ist es dann mit anderen Luftentweichungen, auch solchen, die ihren Ursprung deutlich weiter südlich haben als Mund und Nase? Gehen Sie lieber auf Nummer sicher und schneiden diesen Artikel aus. Falls jemand wegen ihres Verhaltens die Nase rümpft, holen Sie ihn einfach hervor. Gewissermaßen können Sie dann auf Attest furzen.

                          https://www.abendblatt.de/meinung/ar...-der-Nase.html
                          Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                            In dubio pro Taube

                            Daniel Herder

                            Wie gefährlich ist die "Ratte der Lüfte" wirklich? Ein Hamburger Gericht musste unglaubliche Vorwürfe prüfen
                            Als Symbol für Liebe und Frieden genießen weiße Tauben einen guten Ruf. Ihre verlotterte Schwester hingegen ist das Aschenputtel unter den Columbidae ? die mausgraue Stadttaube wird als "Ratte der Lüfte" verunglimpft, als gefiederte Stadtplage, deren Ausscheidungen Häuser zum Einsturz, Autolacke zum Schmelzen und Menschen ins Grab bringen.

                            Es liegt in der Natur der Sache, dass aus Tierschützern und Kammer*jägern niemals Turteltauben werden. Die weltweit führende Schädlingsbekämpfungsfirma Rentokil mit Sitz in Lingen hatte auf ihrer Internetseite elf teils tödlich verlaufende Krankheiten aufgelistet, die angeblich durch Tauben übertragen werden sollen. Darunter, auch die Geschlechtskrankheit Trichomoniasis. Wer's glaubt! Der Erreger siedelt sich zwar bevorzugt im Kropf der Vögel an, ohne aber die Äquatorialebene des Menschen zu behelligen.

                            So viel Unbill muss selbst die härteste Taube schmerzen. Rentokil verbreite Lügen und schüre Angst vor Stadttauben, gurrten darauf die Vogelfreunde des Vereins Hamburger Stadttauben. Rentokil konterte mit einer Abmahnung und drohte mit hohen Geldstrafen, sollte der Verein seine Behauptungen wiederholen. Am Ende landeten die Streithähne vor dem Hamburger Landgericht. Ergebnis: Rentokil ließ den Unterlassungsanspruch fallen ? ihre Website hatte die Firma da schon entschärft.

                            Die Taubenfreunde haben also einen Global Player in die Knie gezwungen. Doch bis die mehr als 25.000 Hamburger Stadttauben in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, ist wohl noch viel Lobbyarbeit nötig.

                            https://www.abendblatt.de/nachrichte...pro-Taube.html
                            Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                              #15
                              Eine lange Weile Glück

                              Vom Lob des Nichtstuns und einem Selbstversuch in Planten un Blomen

                              "Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen": Dies, liebe Leserinnen und Leser, ist einer der klügsten Sätze, die je geäußert wurden. Er stammt von Blaise Pascal, einem Mann, der mutmaßlich viel in der Stube hockte. Er war Philosoph und Mathematiker, gehörte also einem Berufsstand an, der in den Gedanken und intellektuellen Anstellungen Abenteuer erlebte.

                              Intelligenzbestien sind Theorie-draufgänger, sie brauchen keine Paraglider, Heißluftballons und tiefergelegte Sportwagen, um der Langeweile zu entfliehen.

                              Boule spielen, ins Theater gehen, Bomben werfen: Streng genommen tut der Mensch alles, was er eben so tut, um irgendwie beschäftigt zu sein. Die Langeweile, die in der schönen Sprache Deutsch auch "Müßiggang" (nice!) heißt, hat ein wahnsinnig schlechtes Image. So gab es einst ein Experiment, in dem einige Probanden lieber Elek*troschocks bekamen, als lächerliche 15 Minuten einfach mal gar nichts zu tun.

                              Schon klar, die verdammte Evolutionsgeschichte. Fortschritt, Weiterkommen und Entwicklung gab es nur, wenn gemacht wurde, irgendwas. Deshalb also unsere Entdeckerfreude, die wir neuerdings mit dem Klugtelefon ausleben, wenn mal gerade sonst nichts anliegt. Nie wieder Langeweile! Klick, klick, klick!

                              Der Verfasser dieser Zeilen ist nach Textabgabe verreist, ins Reich des Nichtstuns, in diesem Falle heißt es Planten un Blomen. Halten Sie die Augen offen und achten Sie auf den Mann, der auf der grünen Wiese liegt und einfach nur in den Himmel guckt. Er könnte da ewig liegen. Vielleicht.

                              https://www.abendblatt.de/nachrichte...le-Glueck.html
                              Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                                #16
                                Quecksilber? Ist doch hell genug

                                Eine Glosse von Peter Wenig

                                Vor einigen Wochen schrieb ich an dieser Stelle über unsere Spülmaschine, die ? plötzlich, aber nicht unerwartet ? nach zehn Jahren ihren Dienst quittierte. Erwähnte ich den beklagenswerten Zustand meiner Spülhände? Ich glaube, ja. Aber wie auch immer, das Problem konnte im zweiten Anlauf gelöst werden. Das zunächst gelieferte Gerät entpuppte sich als zu klein, was die Monteure des Elektromarktes meines Vertrauens zur Verzweiflung trieb. Eine alte Maschine komplett zu demontieren, um sie dann doch wieder provisorisch einbauen zu müssen, macht keine Freude.

                                Nun verabschiedete sich eine Leuchtröhre in unserem Küchenglasschrank, was meine Theorie stützt, dass Elektrogeräte mit Rücksicht auf eine florierende Konjunktur grundsätzlich für eine maximale Lebensdauer von einem Jahrzehnt konstruiert werden. Den Austausch dieser Röhre traute sogar ich mir zu, ansonsten überlasse ich sogar das Einschlagen eines Nagels meiner Frau. Ist besser so. Für Daumen wie Wand.

                                Glücklicherweise klebte auf der defekten Röhre der Name des Lieferanten aus Süddeutschland, die angegebene Telefonnummer war noch aktuell. Der freundliche Sachbearbeiter stellte fest, dass die Röhre auf Lager sei ? und stutzte dann: "Tut mir leid, ich darf sie Ihnen nicht mehr verkaufen, wir müssen die alle vernichten." Die Röhren enthielten inzwischen verbotenes Quecksilber. Anderen Ersatz gebe es nicht. "Da müssen Sie sich leider ein komplett neues System einbauen lassen." Was mich für die Ökobilanz nur bedingt überzeugt.

                                Wir haben das Projekt jetzt erst mal zurückgestellt. Ist ja inzwischen lange hell draußen.

                                https://www.abendblatt.de/hamburg/ar...ecksilber.html
                                Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                                  Der MacGyver aus Mecklenburg

                                  Nico Binde

                                  Erfindergeist hat es in Deutschland schwer, wie ein 37 Jahre alter Fahrradtüftler erfahren musste

                                  Er hatte nicht viel, aber er brauchte auch nie viel. Meist reichten Angus MacGyver in der gleichnamigen Fernsehserie ein paar Alltagsgegenstände, um daraus raffinierte und nützliche Bastelarbeiten zu fertigen. Für die Produktion eines wasserdichten Transistorradios, mit dem man auch telefonieren kann, genügte etwa oft schon etwas Alufolie, ein altes Kaugummi, doppelseitiges Klebeband und ein überfahrenes Meerschweinchen. Brillant!

                                  Das Löt- und Schraubtalent des Serienhelden war jedenfalls so legendär, dass unkonventionelle Lösungen im Englischen noch heute "MacGyverism" genannt werden. Und auch hierzulande hat die Strahlkraft der von Richard Dean Anderson dargestellten Figur, die nur mit einer Revolvertrommel eine Kernschmelze verhindern konnte, nie wirklich nachgelassen.

                                  Im schönen Groß Teetzleben an der Mecklenburgischen Seenplatte beispielsweise ist erst jetzt wieder ein 37 Jahre alter Erfinder aus dem Schatten der Seriengestalt getreten, um im realen Leben ein drängendes Menschheitsproblem zu lösen. Nämlich: Wie baut man ein E-Bike, wenn man gerade keinen Elektroantrieb zur Hand hat?

                                  Laut Polizeiangaben war das gar nicht so schwer. Der MacGyver aus Mecklenburg brauchte dafür nur ein altes Damenrad, einen handelsüblichen Rasenmähermotor und ein paar Schrauben. Zur technischen Abnahme steuerte er das Gefährt in eine Kontrolle der Straßenverkehrswacht. Ergebnis: läuft Tempo 52, ist damit ein motorisiertes Fahrzeug, benötigt eine nicht vorhandene Betriebserlaubnis, also Stilllegung. MacGyverism in Deutschland? Hat es schwer. Und wir wundern uns, technologisch hinterherzuhinken.

                                  https://www.abendblatt.de/nachrichte...cklenburg.html
                                  Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                                    Die Verhütung einer neuen Kubakrise

                                    Volker Behrens

                                    Not macht erfinderisch. Wer weiss das besser als die Kubaner?
                                    Man muss sich nur ansehen, wie sie mit ihrer Improvisationskunst uralte Oldtimer
                                    am Laufen halten, obwohl Ersatzteile knapp oder gar nicht vorhanden sind.

                                    Die Kubakrise des Jahres 2014 basierte nicht etwa, wie ihr Vorgänger von 1962,
                                    auf Stationierung von Mittelstreckenraketen - obwohl die phallische Form,na,
                                    lassen wir das.

                                    Vor vier Jahren erlebte die Insel eine heftige Kondomverknappung.
                                    Das Regime zeigte sich einsichtig und erhöhte daraufhin die Einfuhrzahlen
                                    von 70 auf 120 Millionen - mit weitreichenden Folgen.

                                    Die Kunbaner benutzten die Kondome zum - ja, dafür natürlich auch.
                                    Aber sie benutzten sie ebenfalls zum Angeln. Drei bis vier von ihnen wurden
                                    aufgeblasen und tragen Angelhaken samt Schnur 300 Meter aufs Meer hinaus.
                                    Wenn ein Fisch anbeisst, bleibt er an der Oberfläche. So vermindert sich
                                    das Risiko, Fisch und Haken durch einen Ruck zu verlieren.

                                    Damit nicht genug. Auch zur Weinherstellung tragen die etwa 5 Cent teuren
                                    Verhüterli bei. Orestes Estevez benutzt sie beim Fermentierungsprozess.
                                    Er stülpt sie über den Hals der Flaschen in denen die Früchte gären.
                                    "Während der Gärung beginnt das Kondom aufzusteigen, etwa so wie beim Mann",
                                    so der aufstrebende Winzer. Anders als bei anderen Anwendungen sicht er
                                    kleine Löcher hinein, damit sie nicht platzen.

                                    Der Weinn sei beliebt und wirke sich positiv auf das Befinden der Menschen
                                    im Viertel aus, so Estevez: Sie essen gut, sie sprechen miteinander, und
                                    sie schlafen gut."

                                    Womit wir wieder hautnäher bei der ursprünglichen Bedeutung
                                    des vulkanisierten Kautschukprodukt wären.


                                    Hamburger Abendblatt vom 6. 11. 2018 )
                                    Zuletzt geändert von bugsi; 08.11.2018, 12:54.
                                    Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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                                      - erschienen am 6. Feb 2019 im Mittwochsjournal:

                                      Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer kommt zwar etwas geschliffener
                                      rüber als sein Vorgänger Alexander Dobrindt, aber beide eint nicht nur
                                      die CSU, sondern substanzielles Gelaber und praktizierender Aktionismus.
                                      Kaum hat er den Bahnchef einbestellt, um die Pannenbahn erneut schönzureden,
                                      da sickern aus seinem Ministerium Denkansätze einer
                                      Regierungskommision durch.
                                      Danach soll auch bei uns (BRD) ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern
                                      eingeführt werden. Darüber hinaus soll die Spritsteuer einmal mehr drastisch
                                      erhöht werden. Etwas anderes fällt den Blindgängern nicht ein.
                                      Kaum verspürt der Brazen-Andy Gegenwind, rudert er so schnell zurück,
                                      als wolle er einen neuer Ruderrekord aufstellen. Pfeilschnell distanziert er
                                      sich von diesen Plänen aus seinem Haus. Vermutlich haben ihm die Automobilkonzerne
                                      gehörig die Leviten gelesen. Sie diktieren anscheinend
                                      das Tun oder Nichtstun in diesem Ministerium.
                                      Nun melden sich auch neuerdings die Lungenfachärzte zu Wort. Sie bezweifeln
                                      vehement, dass die seit Jahren angeprangerten Automobilabgase im Hinblick
                                      auf die Luftbelastungen eher zu vernachlässigen wären.
                                      Unsere Verwaltungsgerichte entscheiden aber kräftig aufgrund von EU-Vorschriften
                                      - mit der Folge das immer mehr Städte Strassen für bestimmte
                                      Fahrzeuge sperren. Wenn aber die Grundlage dieser Entscheidungen falsch sein sollte,
                                      wie es die Lungenärzte propagieren, müssten konsequenterweise
                                      die Umweltkarten völlig neu gemischt werden.
                                      Wie lange soll eigentlich der Fahrzeughalter noch weiter von der Politik
                                      in fragwürdiger Weise gemolken werden? Sind erst Gelbwesten wie in
                                      Frankreich notwendig, um den letzten Hirnwindungen der Verantwortlichen
                                      Bewegung einzuflössen?



                                      https://beilagen.tageblatt.de/ausgabe/2847#page_5
                                      Auf der faulen Haut liegen ist herrlich, es muss nicht die eigene sein.

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