Aufgegebenes Observatorium in den Canadas?

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    #1

    Aufgegebenes Observatorium in den Canadas?

    Auf http://es.wikipedia.org/wiki/Roque_de_la_Grieta wird ein aufgegebenes Observatorium erwähnt, was vom deutschen Kaiser Wilhelm II. finanziert worden sei.

    Kennt jemand der Wanderer die erwähnten Ruinen dieses Observatoriums?

    Da es in einem Atemzug mit dem Lungensanatorium erwähnt wird, vermute ich, dass es in dessen Nähe zu finden ist.

    Das Sanatorium ist mir vor Ort bekannt. Auf Google Maps sieht man zwei weitere Gebäude in ca. 300 Meter Entfernung des Sanatoriums, einmal südwestlich, einmal nordnordwestlich. In beiden Fällen scheint ein breiter Weg dahin zu führen. Leider waren mir diese weiteren Gebäude damals entgangen.

    Ist eins der Gebäude eventuell das Observatorium? Und was ist dann das andere?

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    #2
    Das Observatorium befand sich auf dem Gipfel der Guajara. Dort steht noch heute ein niedriges Mauergeviert, das davon übrig geblieben ist. Dies war das erste Observatorium auf Tenerife. Es wurde dort 1910 wegen der meistens besonders klaren Luft gebaut und diente u.a. zur Beobachtung des Durchgangs des Halley-Kometen. Die internationale Aktion stand unter der Leitung des französischen Astronomen Jean Mascart vom Pariser Observatorium. Diesem Team gehörte auch ein deutscher Astronom an.

    Erste astronomische Forschungen machte aber schon der britische Astronom Charles Piazzi Smyth (1819-1900) im Jahr 1856 an der gleichen Stelle, als er einer Hypothese Newtons folgend ("Je höher der Berg desto besser die astronomische Beobachtung") die grundsätzliche Eignung der Gipfel Teneriffas für astronomische Untersuchungen erforschte. Mit seiner gerade frisch angetrauten Frau verbrachte er einen Monat auf der Guajara. Die gesamte Ausrüstung wurde mit Maultieren dorthin gebracht, was angesichts derTatsache, dass die Handelsroute "Camino de Chasna" unweit des von dort aus leicht zu ersteigenden Guajara-Gipfels verlief, kein allzu großes Problem gewesen sein dürfte. Seine astronomischen Beobachtungen wurde aber des öfteren von Calima-Staub beeinträchtigt. Dennoch kam er zu dem Schluss, der Nachthimmel sei selbst in Calima-Nächten noch klarer als sein heimischer Himmel in Edinburgh. Während dieser Forschungen konnte er übrigens als Erster eine vom Mond ausgehende Wärmestrahlung nachweisen. Um noch bessere und vom Calima-Staub weniger beeinträchtigte Beobachtungen zu erzielen, verlegte er anschließend sein Lager nach Altavista, dem Ort der heutigen Teide-Schutzhütte, die damals noch nicht einmal geplant war. Der Ort war der höchstgelegene mit Maultieren erreichbare Lagerplatz auf der Insel und wurde mit Wasser aus der wenig höher gelegenen Cueva del Hielo versorgt. Sieben Maultiere brachten zerlegte Teleskope und andere Ausrüstung dorthin. Neben der Forschung war Smyth auch bergsteigerisch tätig und erstieg - damals noch weglos - den Gipfel des Teide. Das hatten aber schon andere Reisende vor ihm getan, u.a. Alexander von Humboldt. Als Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen Smyth's wurde später zwei Punkte auf dem Mond als "Tenerife" und "Teide" bezeichnet. Vielleicht kann man ja mal eines Tages auch dort Urlaub machen.

    Iza?a wurde von Mascart wegen seiner günstigeren Lage als Ort für künftige astronomische Forschungen vorgeschlagen und galt wegen seiner besonders klaren Luft lange Zeit als einer der besten Standorte weltweit. Wegen des zunehmenden "Lichtmülls" aus den wachsenden Talorten, der zumindest die Beobachtungen im sichtbaren Bereich des Spektrums stark behindert, wird dort heute mehr Radioastronomie betrieben. Iza?a versteht sich als internationales Forschungszentrum, das sich in direkter Linie vom ersten Observatorium auf der Guajara ableitet.

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      #3
      Wow, eine wie üblich ausführliche und kompetente Antwort von lagarto66! Vielen Dank dafür!

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        #4
        Zitat von baer Beitrag anzeigen
        Wow, eine wie üblich ausführliche und kompetente Antwort von lagarto66! Vielen Dank dafür!
        Dem kann ich mich nur anschließen! Hatte bist heute auch keine Ahnung.

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          #5
          Ich möchte mich jetzt auch mal über den sonst üblichen Dankesbutton hinaus, bei Lagarto66 für seine außerordentlich nützlichen Beiträge bedanken.
          Es ist wirklich toll wie er sich in dieses Forum einbringt.

          Danke!
          Gruß Rudi


          An der Hälfte des von Menschen verursachten Unheils, sind Leute schuld, die sich zu wichtig nehmen. Das restliche Unheil kommt durch Gier, Stolz, Neid und Geiz zustande.

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            #6
            Ganz herzlichen Dank für Eure Anerkennung! Ich werde das auch gerne in Zukunft so weitermachen.

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              #7
              Was mich jetzt noch interessieren würde: Wenn das Observatorium auf dem Guajara war, welche Bedeutung haben dann die zwei einzelnen Gebäude, die man in jeweils ca. 300 Meter Abstand vom Sanatorium auf Google Maps sieht? Gehören die mit zum Sanatorium? Aber warum wurden sie dann etwas abseits errichtet?

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                #8
                Vielen Dank dafür!

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                  #9
                  Soweit ich orientiert bin, gehörten alle Gebäude dort zum geplanten Sanatoriumskomplex. Der Sinn dieser Anlage erschließt sich möglicherweise aus der Geschichte dieses Projekts.
                  Pläne für ein Sanatorium entstanden im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, als die Ärzte Europas für ihre (betuchten) Tuberkulosepatienten heilklimatisch günstige Orte suchten. Man fand sie entweder am Meer oder im Hochgebirge (z.B. Davos), wo die Erkrankten in entsprechender Abgeschiedenheit viel Zeit verbrachten. Die dortigen Verhältnisse beschrieb Thomas Mann in seinem "Zauberberg". Die Krankheit selbst war damals vor Entdeckung und Einsatz der Antibiotika praktisch nicht heilbar, konnte aber in einen relativ stabilen positiven Zustand überführt werden. Sonne, Meer und Berge, die drei natürlichen Reichtümer Tenerifes ließen die Insel immer wieder in den Fokus der Mediziner rücken. Anfangs diskutierte man den Bau eines streng abgeschirmten Sanatoriums bei Puerto de la Cruz, das damals noch ein ziemlich kleines, dünn besiedeltes Nest war, später machte man wegen der größeren Höhe Pläne für Vilaflor (höchstgelegenes Dorf Spaniens). Ab etwa 1905 kamen die noch höher gelegenen, aber wesentlich geringer erschlossenen Ca?adas in den Blick. Daran war u.a. der Arzt Thomás Zerolo beteiligt, an den heute noch in Puerto eine Straße erinnert. Ab 1910 wurden mit internationalem Kapital (dazu war sogar eine S.A. gegründet worden) erste Gebäude errichtet.
                  Zu diesem Zeitpunkt existierte oberhalb von Aguamanza keine richtige Straße in die Ca?adas, sondern nur der antike, teilweise mit groben Blöcken gepflasterte Camino de Chasna, der La Orotava mit Vilaflor (ehemals Chasna) verband. Alles Baumaterial, das nicht vor Ort gewonnen werden konnte, musste also von Tieren in kleinen Traglasten transportiert werden. An Autos als Transportmittel war damals eher noch nicht gedacht worden (1888 erhielt Carl Benz den ersten Führerschein der Welt, Autos waren noch sehr exotisch.) Entsprechend mussten neben den ersten Unterkunftshäusern vor allem Stallungen und bescheidene Wirtschaftsgebäude errichtet werden. Diese mussten aber in Distanz zu den Patientenunterkünften stehen, um einerseits das Ansteckungsrisiko für die Tiertreiber und andererseits die Belästigung für die Patienten gering zu halten.
                  Das Sanatorium wurde nie fertig gestellt. Patienten hat es dort wohl nie gegeben. Allerdings erinnere ich mich noch gut daran, dass uns Mitte der 1960er glaubhaft versichert worden ist, die Patienten seien dort in der großen Einsamkeit schwermütig geworden, weshalb das Sanatorium wieder aufgegeben worden sei. Vermutlich ist das aber eine damals oder etwas vorher entstandene Legende; denn für einen standesgemäßen und medizinisch einigermaßen leistungsfähigen Betrieb der Anlage sind die errichteten Gebäude ganz offensichtlich zu klein und zu spartanisch.
                  Zuletzt geändert von lagarto66; 18.03.2013, 12:09.

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                    #10
                    Ein Paar Bilder von dort:

                    http://pisandoconlachola.blogspot.co...r-3052010.html
                    ******************************************

                    ?

                    Nein, nichts Neues !

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                      #11
                      Oberhalb von Güimar ist doch auch noch mal ein ehemaliges Sanatorium für Lungengeschichten:

                      http://goo.gl/maps/ELlpA

                      Wurde mir zumindest mal erzählt, dass das Gebäude mal dafür genutzt wurde /werden sollte
                      Zuletzt geändert von ; 18.03.2013, 16:59.

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                        #12
                        Das ist aber wesentlich jünger und bestimmt nicht für TB-Kranke erbaut. Was dort genau behandelt wurde, weiß ich aber nicht.

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                          #13
                          Dort wurden Stress- und Ferienreife "behandelt":

                          http://www.ilovesantacruz.es/newweb/...uimar/2012/03/

                          http://www.caucesur.com/ficha.cfm?id=50

                          Es wird geplant das Gelände zu erwerben und erneut in Betrieb zu nehmen:

                          http://www.eldia.es/2008-11-16/sur/9...Don-Martin.htm
                          Zuletzt geändert von LaTorre; 18.03.2013, 17:58.
                          ******************************************

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                          Nein, nichts Neues !

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                            #14
                            Noch einmal ausdrücklich herzlichen Dank an lagarto66 für einen zweiten ausführlichen und kompetenten Beitrag!

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                              #15
                              Ich habe das nun auch schon gelesen, es gab aber in Güimar selbst doch ein deutsches Sanatorium, es wird aber nicht erwähnt, zu welchem Zweck:

                              en 1897 un sanatorio alemán, también en Chacaica, en donde luego estuvo la pensión Stritter y en la actualidad el colegio “Santo Domingo” de Nazaret
                              Das müsste dann das hier sein:

                              http://goo.gl/maps/KLTV5

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