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    #1

    Rund um den Gala

    Der ?Große Gala? (eigenlich 'Cruz de Gala') ist Teil der Wetterscheide zwischen dem äußersten Südwesten und Nordwesten der Insel. Mit seinen ca. 1340 m Höhe und leider einer Vielzahl von diversen Antennen überragt er die südöstlich im Tal gelegene Verwaltungsstadt Santiago del Teide um rund 400 m.

    Wir befinden uns im Teno-Gebirge, dem ältesten Gebirgsstock Teneriffas, der einst als erster mit brodelnden Lavamassen den Meeresspiegel durchbrach.
    Ein sonniger Himmel verspricht uns gutes Wanderwetter. Wir starten von Playa de la Arena.
    Mit dem Auto fahren wir von Santiago del Teide kommend bis knapp hinter den Erjos-Paß.
    Ein geteerter Weg zweigt dort ab, dem Gebirgskamm bergauf in westliche Richtung folgend. (Nicht von dem Schild ?Solo Vehiculos autorizados? [oder so ähnlich] beeindrucken lassen!) Wir fahren ihn 1250 m weit, meist mit Blick links hinunter nach Santiago del Teide, rechts Richtung Erjos und den Teichen unterhalb des Passes. Wer möchte, kann natürlich auch diesen Teerweg zu Fuß machen.

    Nach den 1250 Metern tut sich rechts ein kleiner Platz auf mit einem Wegweiser hinunter nach Erjos. Dort läßt es sich - auf rund 1180 m Höhe - gut parken.
    Beim ersten Mal rund um den Gala habe ich den Fehler gemacht, dem Fahrweg mit dem Auto weitere 440 M steil nach oben zu folgen und die Runde gegen den Uhrzeigersinn zu laufen.
    Im Uhrzeigersinn läßt sich der Weg wesentlich besser gehen.

    Also überqueren wir den Teerweg und biegen gegenüber des Parkplatzes in einen Waldweg ein. Wir sehen durch Pinien hindurch hinunter nach Santiago del Teide. Der Wald hat sich seit dem großen Brand 2007 erstaunlich gut erholt und die Pinien zeigen wieder ihr sattes Grün, wenn auch manchmal die Bäume noch etwas zaghaft schmal wirken, ihre natürliche Wuchsform noch nicht wiedergefunden haben.
    Knapp 1900 m weit führt uns der gut ausgebaute Waldweg mit sanftem Gefälle und später kaum merklich wieder bergauf durch die steile südöstliche Flanke des ?Gala?. Er endet dann als befahrbarer Weg. An genau diesem Punkt trifft auch ein Pfad, von unten kommend, auf den Waldweg. Dieser Pfad beginnt im Tal, an der Straße von S. d. Teide nach Erjos, in einer Rechtskurve 350 m nach dem Abzweig Valle de Arriba.
    Er ist eine steile Alternative zu unserem bereits gegangenen Weg bis zur Wegekreuzung in 1170 m Höhe.

    Unsere Blicke gehen wieder hinunter nach S. d. Teide und folgen dem Verlauf der Straße mit ihren Betonpollern, die Richtung Masca führt.
    An der Wegekreuzung jedoch folgen wir der Verlängerung des Pfades bergauf. Für die Region gewohnt steinig, teils schotterig, ausgewaschen und in Stufen bringt uns der Pfad nach kurzer Zeit auf eine Paßhöhe, in deren Nordosten der noch einmal 100 m höhere ?Gala? steil aufsteigt.
    Besonders diese Passage ist Grund, den Weg im Uhrzeigersinn zu gehen, dann geht?s nicht so auf die Knie.

    Hinauf zum Paß waren die Pinien einer Landschaft aus Stein und niedrigem Gebüsch gewichen. Mahnend strecken erste verbrannte Äste der 2007 verbrannten Baumheide ihre Arme gen Himmel. Frisches Grün zu ihren Füßen weist jeden Widerspruch zurück: Die Natur ist stärker, stärker als Feuer und die, die es zündeten. Eine immer wiederkehrende Erneuerung, die auch dann noch siegt, wenn wir Menschen längst nicht mehr sind.
    Oben auf der Paßhöhe weht uns eine steife Brise um die Nase, doch sie tut gut, nachdem uns der Aufstieg doch einigermaßen ins Schwitzen gebracht hat. Inmitten jetzt sich hoch aufreckender graue-silberner Skelette verbrannter Baumheide wenden wir uns um nach Osten, wo in der Ferne und doch gewaltig, der Pico del Teide die Landschaft bestimmt. Wir befinden uns auf 1240 m Höhe und es ist, wie immer auf diesen Wanderungen auf Drittelhöhe, kaum zu glauben, daß das Wahrzeichen Teneriffas uns noch einmal um mehr als 2500 m überragt.

    Erstaunlicherweise liegt, obwohl wir uns nur auf einer winzig breiten Ebene befinden, unter unseren Füßen eine recht dicke Boden-Humus-Schicht, festgehalten von den Wurzeln der großen Baumheide, deren Lebensdrang auch hier in beeindruckender Weise Erfolg zeigt.
    In die entgegengesetzte Richtung fällt unser Blick tief hinunter ins Tal von Masca. Von dem Ort sehen wir allerdings nicht mehr als die nordwestlich gelegenen Ortsteile und das Aussichtscafé an der Straße nach Buenavista del Norte. Weit dahinter stoßen die Berge La Gomeras und La Palmas durch die Wolken.

    Der Verlauf unseres Weges weist jetzt nördlich durch die Westflanke des ?Gala?. Es ist die Cumbre de Bolico, tiefer gelegener Teil der Wetterscheide, die uns eindrucksvoll zeigt, was in ihrer Macht steht. Hinunter auf eine dicke weiße Wolkenwalze fällt unser Blick. Unaufhörlich peitscht der Wind Wolken gegen und über die Cumbre. Sie wälzen sich bedrohlich hinunter gen Masca und, wie von Geisterhand, lösen sie sich scheinbar in ein Nichts auf. Die wärmere Luft auf der südlichen Seite tut das ihre. Für unsere weitere Wanderung aber siegt es schlecht aus, spätestens ab der Cumbre werden wir uns mittendrin befinden, in diesen Wolkenspielen. Und die werden dann nicht mehr weiß sein, sondern aussehen wie graue Suppe um und über unseren Köpfen.
    Weiter geht es mit Teil2!
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    Zuletzt geändert von baumgartner; 25.09.2010, 09:32. Grund: Änderung der Fotos und Textfehler

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    #2
    Rund um den Gala - Teil 2

    Doch zunächst genießen wir begeistert unseren weiteren Weg, rechts der Gipfel des ?Gala?, links die Tiefe des Masca-Tales. Dieser Weg durch Kleinsträucher und gesäumt von eindrucksvoller Felslandschaft macht so richtig Laune. Und der Wolke kommen wir immer näher, nehmen sie manchmal aber nicht einmal mehr wahr, überwältigt von Aus- und Einsichten über Täler und Höhen. Wolken verheißen Feuchtigkeit, wo?s feucht ist, wächst was! Das zeigt uns bald eindrucksvoll fast 10 m hohe Baumheide. Wären nicht ihre nadelartigen Blätter, man könnte ihre mächtigen Stämme für Eichenknorze halten.

    Da waren doch vorhin noch dickste Wolken, das war keine Fata Morgana und doch, jetzt scheint die Sonne durch die Kronen der Heidebäume. Ein Wetterwechsel innerhalb weniger Minuten, dem wir allerdings noch nicht so recht über den Weg trauen. Rechts des Pfades steht ein Holzrahmen, ca. 3 x 3 m groß, in dessen Rahmen ein Netz gespannt ist, an dessen Basis eine Rinne verläuft, die in ein geschlossenes Rohr führt. Das ist also ein ?Regenmacher?! Wohin die Leitung führt, bleibt uns verborgen, vielleicht ist es nur ein Test-Rain-Catcher, dem -hoffentlich nicht- größere und landschaftsverschandelnde folgen sollen?!

    Wir treffen auf einen Fahrweg, ein großes altes Canarenhaus, mehr Ruine als Wohnstatt, mit mächtigen Grundmauern begrenzt unseren Blick Richtung Westen, Die Wegekreuzung ist eigentlich ein großer Platz, der, in der Nachbarschaft des Gemäuers, auf dicken Felsbrocken zur Rast einlädt.

    Rudelführer und Hunde haben Durst und teilen sich brüderlich Wasser und eine Banane. Wir sitzen mitten in der Sonne, so, als hätte es nie, eine knappe halbe Stunde zuvor, an genau diesem Ort eine dicke Wolkenwalze gegeben.
    Von Wolken ist absolut nichts mehr zu sehen. Ein Wegweiser, dem wir besser nicht folgen sollten, zeigt nach El Palmar, das weit unten im Tal an der Straße nach Buenavista del Norte liegt. Dort gibt es den angefressenen Berg, dessen tiefe Rinnen, von Menschen gegraben, von ungezügeltem Raubbau an der Natur zeugen.
    Doch heute sehen wir weder El Palmar noch den Berg, denn beides liegt hinter dichtem Lorbeerwald verborgen.

    Nach ausreichender Stärkung ziehen Herr'n und Hunde weiter, ebenfalls eintauchend in sattgrünen Lorbeer, durchsetzt mit Baumheide; den Wegrand säumen allerlei Kräuter. Aus allen hervorragend das Johanniskraut, oft über gut einen Meter hoch. Gemächlich laufen wir, gesäumt von dichtem Bewuchs, auf einem Waldweg dahin, staunend über die Fülle der Natur, die Kampfschmuser ständig schnüffelnd ob all der Wohlgerüche am Wegesrand. Bald steigt der Weg, kurz vor Erreichen der Höhe, noch einmal etwas steiler an.

    Alle zuvor gesehenen Abzweigungen haben wir nicht beachtet und bleiben immer auf dem Hauptweg. Am Ende der Steigung gehen wir kurz rechts. Den Abzweig zur Linken lassen wir dort liegen. Bereits nach 20 Metern taucht links ein massives Eisentor auf, das den Weg versperrt. An einem seiner Torpfosten umgehen wir es und sind nach wenigen Metern auf einer Teerstraße, der wir steil bergab folgen. Rechts würden wir zum Gipfel des ?Gala? gelangen.
    Der zweite Grund, im Uhrzeigersinn zu gehen, ist die steile Straße, die als krönender Abschluß der Wanderung bergauf wirklich keinen Spaß mehr macht. Nach 440 Metern erreichen wir unser Auto.

    Fazit der heutigen Tour:
    Eine Mittelleichte Wanderung (aber kein Spaziergang!), die größtenteils über gut ausgebaute Waldwege führt. Das Gefahrenpotenzial ist gleich Null. Wer stark mit Schwindel zu kämpfen hat, sollte sich vor der Querung zur Cumbre de Bolico einfach etwas Zeit nehmen und sich an den steilen Hang, der ins Tal nach Masca hinabfällt, optisch gewöhnen. Das hilft! Gefährlich ist es nirgends. Im Zweifelsfall einfach die Augen auf dem Weg und nicht schweifen lassen.

    Reine Gehzeit dieser Tour etwa zwei Stunden. Bei schlechtem Wetter nicht empfehlenswert, einfach weil die Fernsicht fehlt und womöglich bei längerem Regen der verwitterte Fels des ?Gala-Gipfels? von oben droht.

    Diese Tour besticht durch die abwechselnde Vielfalt der Landschaft und, damit verbunden, mehrerer kleinklimatischer Zonen, deren deutliche Ausprägung sich in viererlei völlig unterschiedlicher Vegetation widerspiegelt.
    Natürlich gilt auch hier wie überall auf Teneriffa: Am schönsten ist es im Frühjahr, wenn die Hänge in leuchtend blühende Farben getaucht sind und die Sonne noch nicht so heiß und alles verblassend herunterbrennt.

    Die Tour ist ausbaufähig.
    Vorschläge 1. ab Abzweig Erjospaß bereits laufen, hin und zurück 2,5 km mehr, Teerstraße;
    2. Als Ausgangspunkt die Teiche im Tal von Erjos wählen, bergauf 30 min, bergab 15 min., Höhenunterschied ca. 160 m;
    3. den bereits beschriebenen Pfad von der Straße zw. S. d. Teide und Erjospaß, Dauer unbek. , Höhenunterschied ca. 230 m.
    Mit zwei Autos oder Busnutzung kann die Tour in eine größere Strecke, etwa über Masca oder El Palmar, integriert werden.

    Viel Spaß beim Nachlaufen
    Der Ei-Lander
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      #3
      Danke für den ausführlichen und sehr detailliert geschriebenen Beitrag, den habe ich mit Genuss gelesen.Und klasse Fotos hast du gemacht!
      Todo lo que va, vuelve.

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        #4
        Hallo Ei-Lander,
        da hasste aber Glück gehabt, dass gerade keine Ranger unterwegs waren, sonst kann es Dir passieren, das Dein Fahrzeug in der nächsten Gemeinde mit hoher Auslösesumme abgeholt werden muss.
        Danke für den sehr gut beschrieben Bericht !!

        Franz

        Zitat von Ei-Lander Beitrag anzeigen
        Der ?Große Gala? (eigenlich 'Cruz de Gala')
        Ein geteerter Weg zweigt dort ab, dem Gebirgskamm bergauf in westliche Richtung folgend. (Nicht von dem Schild ?Solo Vehiculos autorizados? [oder so ähnlich] beeindrucken lassen!) Wir fahren ihn 1250 m weit, meist mit Blick links hinunter nach Santiago del Teide, rechts Richtung Erjos und den Teichen unterhalb des Passes. Wer möchte, kann natürlich auch diesen Teerweg zu Fuß machen. ( Franz ergänzt: der Weg muss gegangen werden und nicht befahren )
        GPS - Wander - und Teneriffaseite

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          #5
          Hab so 'nen alten Pajero, mit meinen zwei Hundekisten drin, da wissen die eh nicht, ob's ein Jäger ist...
          Trotzdem danke für den Tip, wußte nicht, daß die Ranger da rumstreunen, ist doch kein Nationalpark dort.
          Werde aber nächstes Mal lieber von den Teichen losgehen.

          Der Ei-Lander

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            #6
            Vielen Dank für alle eure Bewertungen, echt lieb. Bajuware besonderen Dank, daß er meinen Fehler mit dem Posting 'geradegerückt' hat. Werd`s nächstes Mal besser machen. Nur noch mal zum Verstehen: Du hast den Teil zwei zu Antwort auf Teil 1 geändert, stimmts?

            Gruß Ei-Lander

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              #7
              Zitat:
              Mit dem Auto fahren wir von Santiago del Teide kommend bis knapp hinter den Erjos-Paß.
              Ein geteerter Weg zweigt dort ab, dem Gebirgskamm bergauf in westliche Richtung folgend. (Nicht von dem Schild ‚Solo Vehiculos autorizados’ [oder so ähnlich] beeindrucken lassen!) Wir fahren ihn 1250 m weit, meist mit Blick links hinunter nach Santiago del Teide, rechts Richtung Erjos und den Teichen unterhalb des Passes. Wer möchte, kann natürlich auch diesen Teerweg zu Fuß machen.


              Durch die Antwort von 'bayernfranz' fühle ich mich veranlaßt, jedem davon abzuraten, meine obige Empfehlung, die Fahreinschränkung zu igniorieren, auch zu befolgen. Ich möchte nicht, daß dort jemand abgeschleppt wird und werde das auch in Zukunft für mich selbst beherzigen!

              Der Ei-Lander

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