Die Schlacht von Lord Nelson

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X

Die Schlacht von Lord Nelson

Einklappen
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Schriftgröße
    #1

    Die Schlacht von Lord Nelson

    Am 25.Juli ist es wieder soweit.
    An diesem geschichtstraechtigen Datum wurde Lord Nelson nach vier erfolglosen Attacken auf die Hauptstadt Santa Cruz endgueltig in die Flucht geschlagen. Die Kanone, die damals seinen Arm abgerissen haben soll, ist heute noch im Militaermuseum zu sehen.
    Die Fiesta ist heute allerdings ein farbenfrohes Spektakal,und laesst die eigentliche Vergangenheit wo viele Canarios starben in Vergessenheit geraten.
    Das Fest beginnt am Mittwoch, dem 22. Juli, mit einem Rueckblick der cineastischen Art. Um 21.30 Uhr wird an der Plaza Iglesia de la Concepción der Film ?Piratas? mit Roman Polanski vorgefuehrt und am Donnerstag zur gleichen Zeit an gleicher Stelle steht ?Barry Lindon? von Stanley Kubrick auf dem Programm.
    Das Hauptspektakel ist allerdings am 24. Juli um 19.30 Uhr, wenn das Kanarische Infanterie-Bataillon in historischen Kostuemen durch die Innenstadt marschiert. Am Sonntag, dem 26. Juli, findet um 11.30 Uhr abschließend ein Platzkonzert der staedtischen Musikkapelle an der Plaza del Príncipe statt.
    Von diesem grandiosen Spektakel fehlen noch Fotos im Forum.
    Wenn jemanden da hingeht.FOTOAPPERAT nicht vergessen
    http://de.youtube.com/user/gunanche

  • Schriftgröße
    #2
    Da hat er ja einen schweren taktischen Fehler begangen.
    Eine Landung in Los Christianos oder Playa Americas und dann über
    die Tf 1 nach Santa Cruz wäre doch viel sinnvoller gewesen.

    Kommentar


    • Schriftgröße
      #3
      Zitat von bonsai Beitrag anzeigen
      Da hat er ja einen schweren taktischen Fehler begangen.
      Eine Landung in Los Christianos oder Playa Americas und dann über
      die Tf 1 nach Santa Cruz wäre doch viel sinnvoller gewesen.
      Waere ich gerne dabeigewesen wie er 1797 ueber die TF 1 brettert
      Uebrigens hat er Santa Cruz vier mal erfolglos angegriffen,bis es endlich klappte
      http://de.youtube.com/user/gunanche

      Kommentar


      • Schriftgröße
        #4
        Zitat von bonsai Beitrag anzeigen
        Da hat er ja einen schweren taktischen Fehler begangen.
        Eine Landung in Los Christianos oder Playa Americas und dann über
        die Tf 1 nach Santa Cruz wäre doch viel sinnvoller gewesen.
        Der Angriff auf Santa Cruz war damals der einzig mögliche und sinnvolle; denn der Süden war, vor allem im Bereich um Los Christianos / El Medano damals praktisch unbewohnt. Es gab keine Straßen dort. Wer einmal weglos im Malpais unterwegs war, weiß, dass es dort für eine relativ kleine Streitmacht, die zudem Geschütze mitführen musste, kein Durchkommen gab.

        Aus dieser Erkenntnis heraus haben bereits die spanischen Eroberer die damalige Inselhauptstadt nicht in Sta. Cruz gegründet, wo es damals auch noch keinen Hafen mit Mole gab, sondern nur eine offene Reede. La Laguna war damals vor Schiffsgeschützen sicher und konnte gegen eine kleine, den steilen Berg heraufsteigende Streitmacht leicht verteidigt werden. Aus eigener Erfahrung wussten die Spanier, dass die Insel nur über die Gegend zwischen Sta. Cruz und Candelaria erobert werden konnte. Ihre eigene blutige Niederlage bei La Matanza hat auch deutlich gezeigt, dass aufgrund des schwierigen Geländes eine Eroberung von Norden her auch durch ausrüstungsmäßig überlegene Gegner nicht zu erwarten war. Deshalb waren die militärischen Bollwerke bei Sta. Cruz stark bestückt. Und deswegen fand auch dort genau diese Schlacht statt. An jedem anderen Ort hätte sie keinen Sinn gemacht.

        Kommentar


        • Schriftgröße
          #5
          Danke für die Aufklärung, aber der Text war eigentlich
          war eigentlich mehr als Joke gedacht.

          Ist mir schon klar, daß die Infrastruktur zu Zeiten Nelsons
          nicht der heutigen entspricht.

          Meines Wissens ist der Ausbau des Südens erst ab den 60igern
          des letzten Jahrhunderts massiv vorangetrieben worden.

          Kommentar


          • Schriftgröße
            #6
            Zitat von bonsai Beitrag anzeigen
            Danke für die Aufklärung, aber der Text war eigentlich
            war eigentlich mehr als Joke gedacht.

            Ist mir schon klar, daß die Infrastruktur zu Zeiten Nelsons
            nicht der heutigen entspricht.

            Meines Wissens ist der Ausbau des Südens erst ab den 60igern
            des letzten Jahrhunderts massiv vorangetrieben worden.
            Von weniger als einer Handvoll kleiner Hotels in Medano / Christianos abgesehen begann die Erschließung des Südens mit all ihrer Umweltsünden erst mit den 1970ern, aber dann sehr massiv. Wir haben uns damals dabei nichts gedacht.

            Kommentar


            • Schriftgröße
              #7
              Ich hatte das mit dem sog deutschen Wirtschaftswunder in Verbindung
              gebracht, mehr Urlauber - demzufolge erhöhte Bautätigkeit.

              Kommentar


              • Schriftgröße
                #8
                Zitat von bonsai Beitrag anzeigen
                Ich hatte das mit dem sog deutschen Wirtschaftswunder in Verbindung
                gebracht, mehr Urlauber - demzufolge erhöhte Bautätigkeit.
                In den 1960ern war die deutsche Kolonie auf Teneriffa noch überschaubar klein und wohnte überwiegend im Orotava-Tal. In Puerto befanden sich fast alle Hotels entlang der Strandpromenade, die damals noch Hauptverkehrsstraße war, zwischen San Telmo und Playa Martianez. Wenige Hotels lagen ein paar Schritte weiter landeinwärts. Das war fast schon der gesamte Inseltourismus. Es landeten auch nur wenige Flugzeuge pro Tag auf dem damals noch sehr kleinen (Nord-)Flughafen. Die Turbo-Prop-Maschinen (z.B. DC 7) brachten bis zu 100 Passagiere. Mehr war einfach nicht.

                Kommentar


                • Schriftgröße
                  #9
                  Falls jemand zu diesem Spektakel geht, bitte Fotos
                  http://de.youtube.com/user/gunanche

                  Kommentar


                  • Schriftgröße
                    #10
                    War jemand da???Wenn ja FOTOS
                    http://de.youtube.com/user/gunanche

                    Kommentar


                    • Schriftgröße
                      #11
                      Gedenkfeier 25. 7. 2009

                      Hallo Santana!
                      Habe einige Fotos von der Gedenkfeier in Santa Cruz geschossen, danke für den Hinweis. Da mein Mann und ich gerade einen Beitrag für das Magazin Pallasch - Vierteljahresschrift des Österreichischen Instituts für Militärgeschichte verfertigen, war der Termin recht hilfreich.
                      Wen es interessiert, kann jetzt den Rohtext des Artikels "Nelsons Katastrophe"
                      lesen. Wegen der Länge teilen wir den Artikel in 3 Teile
                      Viele Grüße
                      Anita und Hans


                      Prof. Hans König

                      Nelsons Katastrophe vor Santa Cruz de Tenerife

                      25. Juli 1797

                      Das wunderschöne Teneriffa mit seiner pulsierenden Hauptstadt Santa Cruz ist der Schauplatz einer der schlimmsten Niederlagen des britischen Seehelden Horatio Nelson, die in der, von Großbritannien dominierten, Geschichtsschreibung eher marginal behandelt wird.
                      Wir schreiben das Jahr 1797.
                      Ganz im Gegensatz zum Rest Europas, hat das friedliche Teneriffa kaum Kampfhandlungen, Kriege oder revolutionäre Auseinandersetzungen erlebt. Aber einmal, im Jahr 1797 stand Teneriffa an der Kippe, so wie viele andere Gebiete und Inseln, wie Gibraltar, Menorca oder Malta, für viele Jahre, britisch zu werden.
                      Der 25. Juli 1797 ist für Spanien ein heroischer Tag in der Geschichte Teneriffas. Die sonst so siegreiche britische Flotte und ihr Seeheld Nelson erlitten hier in Santa Cruz eine empfindliche Niederlage. Und Nelson seinen rechten Arm.
                      Wieso ist es aber überhaupt dazu gekommen, dass sich England bemüßigt fühlte, diese Insel anzugreifen? Lebten doch schon seit Jahrzehnten englische Kaufleute auf Teneriffa, waren irische und englische katholische Familien Mitglied der Oberschicht der Insel.
                      Dazu müssen wir uns die Gesamtsituation Europas in diesem Jahr ein wenig in Erinnerung rufen.
                      Alles beginnt mit den Friedensverhandlungen Spaniens mit der jungen französischen Republik, die bedeutende Erfolge ihrer Waffen feiern konnte. Diese Verhandlungen endeten im Frieden von Basel 1795. Dieser Friedensschluss hatte die sofortige Gegnerschaft Englands zur Folge. Der spanische Schiffsverkehr mit den Überseekolonien wurde durch die englische Flotte empfindlich gestört. Die Silberschätze flossen nun in die englischen Kassen. Diese Einbußen im Amerikahandel führten wiederum zum Ruin der spanischen Staatsfinanzen. Von Frankreich unter Druck gesetzt, entschloss sich der spanische König im Vertrag von San Ildefonso 1796 zu einem Bündnis mit dem Direktorium der französischen Republik. Das brachte ihm die Verachtung aller anderen gekrönten Häupter Europas und darüber hinaus die offizielle Kriegserklärung Englands ein. Die Antwort war die spanische Kriegserklärung an England am 3. November 1796 durch König Carlos IV. an den englischen König George III.

                      Im Februar 1797 stellte Admiral Jervis die spanische Flotte ? insgesamt 110 Schiffe - vor dem Kap St. Vincent und zerstörte die wichtigsten der spanischen Kriegsschiffe. Ein Bild zeigt den Moment, in dem der schon schwer beschädigte Vierdecker mit 130 Kanonen, die Santísima Trinidad im Zentrum von den Briten, der Blenheim, ganz rechts, der Orion, der Irresistible und der Excellent im Hintergrund, mit Breitseiten eingedeckt wird. Vorne links versucht die spanische Pelayo dem Schlachtschiff zu Hilfe zu eilen.
                      Admiral Jervis, Old Jervie ? wie ihn die Engländer nennen, wurde nach dem Sieg, zum Lord St. Vincent nobilitiert.

                      Einen besonderen Anteil am Erfolg hatte dabei auch der ihm unterstellte 39 jährige Konteradmiral Horatio Nelson, der mit einem nautischen Husarenstück die spanische Formation durchbrach und aus allen Rohren feuernd, ein Chaos unter den schwerfälligen spanischen Linienschiffen anrichtete. Diese fast selbstmörderische Attacke, begründete den Ruhm dieses zarten und kleinwüchsigen englischen Seehelden. Nach der Schlacht wurde er Ritter des Bath Ordens, der ihm den Titel Sir einbrachte. Ein buchstabengetreuer Befehlsempfänger war er wohl nie gewesen, lieber streunte er mit seinen Schiffen ohne strenge Kandare eines Vorgesetzten durch die Meere, um auf seine Weise feindliche Schiffe aufzubringen und zu kapern. Dieses Freibeuterblut brachte ihm bis heute in Spanien den Ruf eines Piraten ein.
                      Durch den Seesieg von St. Vincent konnten die Engländer nun in den südspanischen Gewässern relativ ungehindert schalten und walten. Ein Großteil des Rests der spanischen Flotte hatte sich nach Cadíz geflüchtet und Lord St. Vincent - Old Jervie ? blockierte mit seiner Streitmacht die Bucht.
                      Blockade fahren, das heißt, Tag um Tag einen gewissen Seeabschnitt mit dem Wind abzusegeln und dann dagegen aufzukreuzen, war jedoch Nelson viel zu eintönig.
                      Wie glücklich waren doch zwei Fregattenkapitäne, Richard Bowen, mit seinem Schiff Minerva und Benjamin Hallowell mit der Lively die in der Nacht zum 18. April 1797 in Santa Cruz de Tenerife das Schiff der Königlich spanisch ? philippinischen Compagnie ?Principe Fernando? in einem schneidigen Handstreich unter den Festungswerken des Hafens kaperten. Da sich die meisten spanischen Matrosen an Land befanden, konnten die Engländer das Ankertau kappen, das Schiff bemannen und aus der Bucht schleppen. Die englischen Glückspilze fanden Silber im Wert von fast einer halben Million Pesos unter der Ladung der Prise vor. Aufgrund des gesetzmäßigen Prisenachtels machte es die Kapitäne schlagartig zu reichen Männern.
                      Ein Monat später kaperten Thomas Masterman Hardy und George Cockburn die französische Korvette ?La Mutine?. Diese hatte sich in den Hafen von Santa Cruz geflüchtet, das Artilleriefeuer der spanischen Inselverteidiger war jedoch derartig schwach und ungenau, dass die Engländer samt ihrer Beute unbeschädigt entkommen konnten.
                      Diese schnellen englischen Erfolge machten Horatio Nelson den Mund wässrig. Schnell entstand ein Plan, diese wohl nicht sehr gut verteidigte Insel mit 9 Schiffen und über 3000 Mann zu erobern und der englischen Krone zu unterwerfen.
                      Er bombardierte seinen Chef, Lord St. Vincent, ihm die Erlaubnis zu erteilen, mit seiner Flottille einen Überfall zu unternehmen. Endlich, am 14. Juli erhielt Nelson den Befehl, Anker zu lichten und mit folgenden Schiffen die Eroberung Teneriffas in Angriff zu nehmen:
                      Das Flaggschiff war die mächtige Theseus mit 74 Kanonen, unter dem Kommando von Kapitän Miller. Auf ihm befand sich auch Konteradmiral Nelson und sein Stab.
                      Ebenso stark waren die Linienschiffe Culloden unter Kommodore Trowbridge und die Zealous unter Samuel Hood. Kleiner, mit 50 Kanonen ausgestattet, war die Leander unter Thomas Thompson.
                      Die leichteren, aber äußerst schlagkräftigen Fregatten waren die Seahorse, 38 Kanonen unter Kapitän Freemantle, die Emerald unter Waller und die kleinere Terpsichore mit 32 Kanonen unter Kapitän Bowen. Vervollständigt wurde das Eskader durch den Kutter Fox unter dem altgedienten Leutnant Gibson und das Kanonenboot Blitz, eine Bombarde unter dem Leutnant Compton.
                      Während Nelson und seine Streitmacht in See sticht und bis zum 22. Juli 1797 brauchen wird, um Teneriffa zu erreichen, wenden wir uns dem Ziel seiner Eroberungsgelüste, der Insel Teneriffa und den vermeintlich so schwachen Verteidigungsanlagen von Santa Cruz zu. Besonders aber den Menschen, die die Insel verteidigen sollten.

                      Kommandiert wurde die Insel von General Antonio Gutiérrez. Dieser schon betagte Krieger war schon seit dem Sieg der Engländer bei St. Vincent schwer beunruhigt. Ein Regiment der erfahrenen Soldaten Teneriffas stand noch auf dem Festland. Die Verbindung mit diesem, war durch die Zerstörung der spanischen Flotte kaum mehr vorhanden. Er forderte dringend die Bürgermeister Teneriffas auf, ihm Freiwillige zu senden, um die Verteidigung von Santa Cruz zu organisieren. In den meisten Fällen bekam er aber nur bedauernde Absagen, weil viele junge Männer der Gemeinden Teneriffas in die Berge desertiert waren.
                      Zugleich informierte er in mehreren Schreiben den spanischen Kriegsminister über die englischen Aktivitäten um die kanarischen Inseln.
                      Tatsächlich waren die Verteidigungsanlagen schon viele Jahre vorher aufwändig gebaut worden, die vorhandenen Kanonen aber zum Teil sehr alt, die Bedienungsmannschaften gering und eher schlecht trainiert. In einer Zusammenstellung der Artillerie der Bucht von Santa Cruz vom 12. Juni 1797 werden 84 Kanonen und 7 Mörser aufgelistet. Von den notwendigen Bedienungsmannschaften, insgesamt sollten es 728 Mann sein, fehlen aber 353, wegen Krankheit oder aus Altersgründen ausgeschieden. Gutiérrez lässt fieberhaft rekrutieren und junge Bauernburschen werden schnell angelernt.
                      An sich war die Bucht von Santa Cruz gut befestigt. Im Süden flankierte das Castillo San Juan, das einzige heute noch erhaltene, mit sieben Kanonen, die weiträumige, halbmondförmige Bay. Dieses Kastell wurde von den Franzosen der gekaperten La Mutine verteidigt, tatsächlich wurde aber von dieser Anlage nie ein Schuss abgegeben. Dann folgten die Batterien von San Francisco, S. Telmo und Concepción, mit zusammen 14 Geschützen. Das Hauptfort, das Castillo S. Cristóbal, verfügte über 10 Kanonen.
                      Im Bild sehen wir einen Teil des Castillos. An der Verschanzung steht General Gutiérrez und beobachtet die Annäherung der englischen Schiffe und die erste erfolglose Ausbootung der englischen Truppen. Castellan war José de Monteverde y Molina, der leitende Artillerieoffizier Major Antonio Eduardo.
                      Auf dem Foto sehen Sie eine alte Aufnahme aus den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit dem Castillo, das in den frühen Dreißigern abgerissen wurde. An seiner Stelle wurde das Monument der Gefallenen auf der Plaza Espa?a errichtet, 1949 wurde die Einweihung des Denkmals gefeiert.
                      An der Mole und am anschließenden Strand waren 5 Geschütze postiert, dann folgte das Castillo San Pedro, mit ebenso 5 Geschützen. Weitere fünf Batterien, mit zusammen 22 Kanonen folgten. An der Nordflanke der Bucht befand sich das Kastell von Paso Alto. Es war eine stolze Verteidigungsanlage, die in zwei Ebenen geteilt war und die über 12 Geschütze verfügte. Das Ölbild von González Suarez belegt die Bedeutung dieser Befestigungsanlage. 1960 wurde es demoliert, an seiner Stelle befindet sich seit 1971 der Militärsportklub von Paso Alto.

                      Wird fortgesetzt als Teil 2
                      Angehängte Dateien

                      Kommentar


                      • Schriftgröße
                        #12
                        Nelsons Katastrophe 25. 7. 1797 Teil 2

                        Als Beispiel der Verteidigungsartillerie zeige ich Ihnen die berühmteste alle Kanonen ?der Tiger?, - ?El Tigre?.

                        Dieser Tiger ist 2.053 kg schwer. Er ist 2,7 m lang und durch sein Kaliber von 133 mm verschießt er Metallkugeln von 7. 36 kg, ein Sechzehnpfünder. Das ist für eine Festungskanone nicht sehr bedeutend. Nelson auf der Theseus besaß 24 Pfünder, andere Landbastionen 42 Pfünder. Aber, was nützt die größte Kanone, ich denke da an die Riesendinger in der Festung von Istanbul, mehr als 12 m lang oder den Purlebaus in der Festung Kufstein, wenn dahinter nicht gute Konstrukteure und glückliche Bedienungsmannschaften stehen. Unser Tiger wurde 1768 in Sevilla von Solano gegossen. Das Band am Schlussstück ? der Culata, zeigt es uns. ?Solano fecit Sevilla a?o de 1768?. Dann sehen wir das königliche Wappen Karls III ?Carolus III D.C. Hispania Et Ind. Rex?. Weiter Richtung Mündung den Wahlspruch ?Violati fulmina regis?, der sich bewahrheitet hat: ?Verwundet durch den Blitz des Königs.? Ende des 18. Jahrhunderts wurden solche Kanonen im System ?Puntería de punto en blanco? gerichtet. Der Keil an der Culata diente zur Erhöhung der Elevation. Auf 700 Meter traf solch ein Stück ganz genau und konnte bei besonderer Erhöhung bis fast 4.000 Meter schießen. Dann aber ohne richtige Durchschlagskraft.
                        Dieser Kanone wird die legendäre Wirkung nachgesagt, dem anstürmenden Nelson den Arm abgeschossen, den Kutter Fox zum Sinken gebracht und noch weitere 22 Engländer ins Jenseits befördert zu haben. Angeblich hatte der Artillerieoffizier Francisco Grandy Giraud, geboren 1755, am 23. 7. darum gebeten im Castillo San Cristobal eine neue tronera, eine Schießscharte in die Mauer zu schlagen, um dann in den Morgenstunden des 25. 7 genau dorthin zu schießen, wo Nelson landen sollte. Ein Prophet. Nachdem ich mich jetzt 14 Jahre mit dieser Kanone beschäftigt habe, komme ich zu dem Schluss, dass sie an der Batterie gestanden haben muss, wo heute die Calle Villalba Hiervas in die Alameida de Santa Elena mündet. Vom Castillo San Cristobal aus, wie es offiziell heißt, hätte sie nie diese teuflische Wirkung haben können.
                        Aber, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Nach dem glorreichen Einsatz gammelte dieses Rohr lange Jahre vor sich hin. In einem alten Foto meines Landsmannes, des Wiener Forschers und Geologen Oskar Simony aus dem Jahre 1888 fand ich sie wieder: einsam, verlassen und verrostet am Kai von Santa Cruz. Ein Bild, das noch nie in Teneriffa veröffentlicht worden ist. Es befindet sich heute im Naturhistorischen Museum in Wien.
                        In den 70 er Jahren des vorigen Jahrhunderts sollte sie nach Las Palmas de Gran Canaria abtransportiert werden, um dort in einem Kanonenpark Aufstellung zu finden. Es ist das Verdienst des Vertreters der Republik Venezuela auf Teneriffa, Manuel Martel Carrión, der das gute Stück wiederentdeckte und seine Legende populär machte. 1988 wurde sie durch den Kommandanten des Militärmuseums Juan Arencibia de Torres hier aufgestellt. Das klingt jetzt sehr einfach, aber man konnte keinen Kran aufstellen um die Kanone hier hereinzubekommen und so musste sie per Hand und mit Flaschenzügen, wie in den alten Tagen, in das Stockwerk, in dem sie heute noch steht, gebracht werden.
                        Die Tinerfe?os besingen den Tiger bis heute in einem Lied, das da lautet:

                        Maté a Bowen atrevido,
                        A Nelson le quité un brazo,
                        A veinte y dos de un balazo
                        Muertos: al inglés, vencido.

                        Ich tötete den kühnen Bowen,
                        Nelson schoss ich den Arm ab,
                        und mit einem Schuss 22 Tote,
                        der besiegten Engländer.

                        Nun machen wir uns ein Bild von den Verteidigern. Den Hauptanteil in unserer Schlacht hatten die Artilleristen. Ihnen gebührt der Dank des Vaterlandes. Ihrem schneidigen Einsatz und ihrer Feuergeschwindigkeit, die Nelson so unterschätzt hatte, gelang es, die feindlichen Truppen zu schlagen. Aber auch die Infanterie der Provinzialregimenter, auch Truppen aus den Kolonien, wie Kuba und die einfachen Rozadores, die mit ihren landwirtschaftlichen Geräten zwangsverpflichtet worden waren, verteidigten Santa Cruz heldenmütig. Rozar heißt, den Boden roden, und mehr konnte man von den Männern aus El Sauzal, Tacoronte, Garachico und La Matanza auch nicht verlangen. In ihrem Sonntagsstaat wurden sie nach Santa Cruz geschickt. Nicht alle konnten sich in den Bergen verstecken. In der Arbeit von Juan Cardell Crystelis wird genau aufgezählt, dass Hunderte von ihnen, aus Furcht vor Nelson, desertiert waren und durch die Unterstützung ihrer Familien in den Wäldern vegetierten. Erst 1811 wurden sie begnadigt.
                        1.669 Mann inklusive der 110 Franzosen des gekaperten Dreimasters ?Mutine? erwarteten hinter ihren 84 Kanonen die Flotte Nelsons mit 3080 Mann und gesamt 392 Kanonen.
                        Inzwischen segelten die Briten Richtung Teneriffa. Acht Tage von Cadíz nach Teneriffa kann man nicht unbedingt eine schnelle Überfahrt, sondern eher Bummelei nennen. Aber es hängt ja vom Wind ab. Im Logbuch des Linienschiffs Theseus, habe ich herausgefunden, dass die Windrichtungen aus Nordost bis Nordwest mit mäßigen Winden, also heutigen Beaufortgraden 3 ? 4 angegeben wurden. An sich ideal, um nach Teneriffa zu gelangen.

                        Die Männer an Bord wussten, dass sie in eine Schlacht fuhren. Gerade dieses Wissen stachelte sie an, beflügelte sie, im Gegensatz zum öden Bordalltag des Blockadefahrens.
                        Im normalen Stand war ein Linienschiff mit rund 500 Mann versehen. Ein kleines Dorf mit seinen Kommandanten und den Untergebenen. Seinen Marktplätzen und Treffpunkten. Das Oberdeck war nur ein kleiner Teil des Bordalltags, manche Matrosen sahen es nur bei der Messe oder Verlesung der Kriegsartikel. Hier wurde trainiert, wie Fechten, hier wurde aber auch das Vieh geschlachtet, die Hühner und Ziegen aufbewahrt. Die Hängematten waren vor der Reling als Kugelschutz gestaut. Die jeweilige Wache, immer vier Stunden lang, hängte ihre Hängematten mit Abstand von dreißig cm oberhalb der Kanonen auf. Darum gibt es auch heute noch die Backbord und die Steuerbordwache. Vier Stunden frei, vier Stunden Dienst. In drei Geschossen waren die Kanonen verteilt, die schweren Stücke, die 24 Pfünder am tiefsten. Sie konnten wegen der Wasserlinie und des Seegangs am wenigsten eingesetzt werden. Ein Segelschiff segelt nie aufrecht, wegen des Winddrucks hat es immer eine Krängung. Daher kann man nur die luvseitigen unteren Stückpforten im Kampf öffnen. Wurde ins Gefecht gesegelt, dann wurden alle Trennwände in den Decks abgeschlagen, die Decks mit Sand bestreut, das Feuer in der Kombüse gelöscht. Die Segel wurden aufgegeit, sodass nur soviel Winddruck in den Segeln war, um das Schiff zu steuern. In den Marsen saßen die Marineinfanteristen um mit gezielten Schüssen die gegnerischen Offiziere zu treffen. Die Schiffsjungen, die Pulveräffchen, rannten zwischen Pulvermagazin und den Kanonen hin und her und die Männer machten sich bereit, ihre Kanonen zu richten. Alle warteten auf den Feuerbefehl des allmächtigen Kommandanten. Der wiederum hatte sein Teleskop auf das Flaggschiff gerichtet, wo Signalfahnen, oder des Nachts farbige Laternen die Kommandos des Admirals signalisierten.

                        Nelson versuchte zuerst eine Landung eines Teils seiner Truppen am Bufadero. (Frei übersetzt: Gegend an der die Brandung faucht.) Drei Linienschiffe und einige Fregatten sollten mit Booten einen Landungstrupp aussetzen und über Land das Fort Paso alto erobern. Troubridge, Freemantle und Hood organisierten dieses Landungsmanöver. Am 22. 7. morgens begann das Unternehmen. Nelson hatte bei diesem Befehl aber das schwierige Terrain unterschätzt. Die Truppen waren monatelang nicht an Land gegangen. Die Steilheit der Berge und die schroffen Abhänge waren zwar für Alpinisten, nicht aber für ungeübte Landgänger geeignet. Noch dazu erschwerte der kaktusähnliche tinerfenische Wolfsmilch, der Cardón, die Bewegung im steilen Gelände. Die mitgeführten kleinen Kanonen blieben hängen, die Leute waren bald erschöpft. Dazu kam noch der auffrischende Wind, der die Anker der Schiffe nicht halten ließ. Nur wenige Mann aus der Garnison Santa Cruz und die zwei Geschütze, die Gutiérrez nach dem Bufadero entsandte, genügten, um das wilde Abenteuer zu beenden. Troubridge sah ein, dass man so nicht Teneriffa erobern konnte, bootete sein Leute wieder ein und segelte mit den Schiffen Richtung Santa Cruz. Dort sollte die Schlacht stattfinden. Nelson entwarf eine Skizze des Angriffsplans. Das Schreiben, das er mit Parlamentärsflagge nach Santa Cruz sandte, war mehr als selbstbewusst. Er forderte die Unterwerfung der Garnison und die Übergabe Teneriffas, sowie der kanarischen Inseln, andernfalls würde er ohne Pardon, die Verteidiger niedermachen.

                        Der 23. Juli verging. Am 24. herrschte Flaute, sodass die Schiffe weit vor dem Hafen in der Kalme dümpelten. Bei der ersten Abendbrise war es aber soweit. Die Mannschaften wurden in die zahlreichen Boote der Kriegsschiffe verteilt. Der Kutter Fox war mit 180 Mann Marineinfanteristen fast überlastet. Die Bombarde Blitz, ein seltsames Schiff mit zwei Masten, ohne Fockmast, an dessen Stelle ein schwerer Mörser, dessen Bettung sich bis zum Kielschwein erstreckte, begann mit der Bombardierung des Castillos Paso Alto. Seine Wirkung war aber mehr als kläglich. Nur eine schwere Mördergranate fand ihr Ziel. Und die explodierte nicht, sie rollte auf wundersame Weise höchst friedlich vor das Altarbild der Festungskapelle, das ich Ihnen im Bild zeige. Es handelt sich um den berühmten Cristo de Paso Alto. Es wurde im Jahre 1773 im Stile von Mathias Grünewald fertig gestellt und die Inschrift am Fuß des Bildes besagt, dass man durch das Hersagen von einem Glaubensbekenntnis, einem ?Gegrüsset seist Du Maria? an die Nuestra Se?ora de Dolores, einem Vaterunser an den Johannes den Evangelisten und ein ?Gegrüsset seist Du Maria? an die Maria der jungfräulichen Empfängnis insgesamt 160 Tage Ablass vom Fegefeuer wegbilanzieren kann.
                        Aber es genügte, dass das Castillo von Paso Alto Alarm schlug und die Kanonenschüsse die Garnison von Santa Cruz alarmierte.

                        Kommentar


                        • Schriftgröße
                          #13
                          Nelsons Katastrophe 25. 7. 1797 Teil 3

                          Aber es genügte, dass das Castillo von Paso Alto Alarm schlug und die Kanonenschüsse die Garnison von Santa Cruz alarmierte.
                          Dann begann das Inferno. Alle an Land gerichteten Kanonen begannen ihre Breitseiten abzufeuern. Feuerzungen loderten aus den Bordwänden. Die Geschütze der Landbatterien erwiderten das Feuer. Der Kugelhagel muss mörderisch gewesen sein. Sie trafen die Rahen und Stengen der Masten, rasten durch Segel und kappten die Geitaue und Falls. Es war 02.30 Uhr morgens. In der Zwischenzeit hatten die Barkassen, Kutter und Gigs der Schiffe die Landungsabteilungen aufgenommen. Die Boote waren nicht nur voller Marineinfanteristen, es wurden auch kleine Geschütze samt Munition, sowie Sturmleitern zur Überwindung der Festungsmauern mitgeführt. Nelson und die Soldaten der Theseus wandten sich direkt an die kleine Mole unterhalb des Castillos San Cristobal, wo sie ein mörderisches Feuer empfing. Die Leute der anderen Schiffe wurden ebenso an Land gerudert, gerieten aber in eine südliche Strömung und landeten nicht an der Mole, sondern unterhalb des damaligen Zollhauses, heute vor dem Cabildogebäude und Hood wurde sogar bis zur Mündung des Barranco de Santos vertrieben. Schweres Gewehrfeuer empfing die Anlandenden. Die Artillerie, die ihre Rohre abwärts gerichtet hatte, veranstaltete ein regelrechtes Blutbad unter den Landetruppen. Nelsons Kommandantengig wurde sofort getroffen. Nelson am Arm schwer verletzt. Der Soldat John Lovell stützte ihn und band ihm den Arm ab. Wie von Teufeln gehetzt, ruderte die Besatzung zurück zur Theseus. Der französische Bordarzt amputierte dem Konteradmiral sofort den Arm, er soll nur 55 Sekunden gedauert haben. Durch den Ausfall des Kommandanten kam der Schwung des Angriffs zum Erlahmen. Die weiteren Landungstruppen blieben an Bord, die meisten Beiboote waren zerstört.
                          04.00 Uhr früh.Hood kämpfte sich zur Kirche La Concepción vor und errichtet im Turm eine Signalstation. Es war dunkel, er kannte den Plan von Santa Cruz nicht. Eigentlich sollte er sich mit den Truppen der anderen Landungsunternehmen vereinigen, aber in dem Gewirr der kleinen Gässchen hörte er nur Gewehrfeuer. Endlich traf er auf das Kloster Santo Domingo. Heute stehen hier das Teatro Guimera und die ehemalige Markthalle Recova. Sein Landungstrupp drang in das Kloster ein und die Engländer verschanzten sich hier, um die weiteren Kampfhandlungen abzuwarten. Troubridge ging es nicht so gut. Er war südlich des Castillos, bei der Aduana, gelandet, drang in Nebengassen bis zur Nordseite der Plaza Candelaria vor. Zu Beginn sandte er noch Parlamentarier an den Verteidiger General Gutiérrez und forderte seine Unterwerfung. Dann aber geriet er in ein schweres Feuer der Kubaner und der kanarischen Infanteriemilizen.
                          Es gab keinen Nachschub an neuen Truppen. Der Kutter Fox wurde derart von Kugeln eingegabelt, dass er kurz vor der Küste sank. Es gab keine Überlebenden. Alle ertranken.
                          06.00 Uhr. Samuel Hood ergab sich im Kloster Santo Domingo. Mit verbundenen Augen wurde sein Kommandant der Marineinfanterie Oldfield in das Castillo San Cristobal geführt. Noch in den Morgenstunden, um 07.00 Uhr unterschrieb Kapitän Samuel Hood die Kapitulation. Auf dem Ölbild sieht man Gutiérrez mit den Rücken zu uns, Samuel Hood unterschreibt, neben ihm der Kommandant der Marineinfanterie, Oldfield. Dahinter zwei Dominikanermönche Carlos de Lugo und Juan de Iriarte. Auf dem Bild von Pedro de Guezala sind der Schreibtisch und das Schreibzeug nicht korrekt abgebildet, wenn man es mit dem Original vergleicht.

                          Nachdem auch Kommodore Troubridge die Waffen gestreckt hatte und die Kapitulation gegengezeichnet hatte, kam es zu äußerst noblen Gesten des Siegers Gutiérrez. Die englischen Truppen durften ihre Waffen behalten und bis auf wenige Fahnen als Trophäen, all ihr Hab und Gut mit auf ihre heimatlichen Schiffe nehmen. Die verletzten Engländer wurden auf die Spitäler der Stadt aufgeteilt und für ihre Pflege gesorgt. Ich betone das deswegen, weil das in den Napoleonischen Kriegen absolut nicht üblich war und eine geschlagene und gefangen genommene Truppe bis aufs Hemd ausgeplündert wurde. In dieser Kapitulation wurde versprochen, dass die englische Marine nie mehr die kanarischen Inseln attackieren werde.
                          Gutiérrez lud die Offiziere Hood und Troubridge zum Essen ein, Troubridge lehnte aber mit dem Hinweis ab, er müsse seine eigenen Mannschaften beim Rücktransport daran hindern, weitere Weinspenden aus der Bevölkerung anzunehmen. Eine hervorstechende Eigenschaft der britischen Seeleute war es, auch unter den widrigsten Umständen, Alkohol an Bord zu schmuggeln, um sich dann sinnlos zu besaufen.
                          Nelson bedankte sich in einem sehr höflichen Brief an Gutiérrez für die ehrenvolle Behandlung und sandte ein Fass Bier und englischen Käse an den Kommandanten, der sich mit zwei großen Flasche Wein und den besten Genesungswünschen revanchierte.

                          Bis zum Nachmittag des 25. Juli war die Wiedereinschiffung der englischen Truppen abgeschlossen. Einige Tage kreuzte die Flottille noch vor Santa Cruz, um die Verwundeten aus den Hospitälern aufzunehmen. Am 27. Juli verließ die englische Flotte geschlagen Teneriffa.

                          Es hatte schwere Verluste gegeben. Von den 3000 Mann der Engländer, die an dem Angriff teilgenommen hatten, starben 145 und 105 waren schwer verwundet. Unter den Gefallenen befanden sich Kapitän Bowen, der Kommandant der Terpsichore und der Leutnant John Gibson, der mit seinem Kutter Fox und 22 Mann ertrunken war. Nelson hatte seinen Arm verloren, die Kapitäne Thompson und Freemantle waren ebenso verwundet. Der letztere hatte seine Gattin Betsy auf diese Fahrt mitgenommen, die nun ihren Gatten aufopferungsvoll pflegte.

                          Unter den 1669 Verteidigern waren 25 ihren Verletzungen erlegen und 37 verwundet. Erwähnen möchte ich den Jüngsten, den einfachen Soldaten Luis Nu?ez Chavez aus La Orotava, der im 22. Lebensjahr gestorben war und den ältesten, Oberstleutnant der Infanterie Juan Bautista Castro y Ayala, der im Straßenkampf an der Plaza de la Candelaria gegen Troubridge fiel.

                          Natürlich wurde dieser Sieg auch dem Nationalheiligen von Spanien, Santiago zugeschrieben. Es war wirklich nicht klug von Nelson am Tag des Hl. Jakob, dem 25. 7. einen Angriff auf die Spanier zu unternehmen. Da sind sie mit der Hilfe des Mohrentöters Santiago Matamoros unschlagbar.
                          In der Santiagokapelle der Constitución - Kirche wurden auch die Trophäen aufgehängt. Darunter auch jene Fahne, die die Spanier dem Landkommando Troubridges abgenommen hatten und das als Zeichen des Sieges auf dem Castillo San Cristobal aufgezogen werden sollte. Auch der Union Jack, benannt nach König Jakob I., der dieses Emblem als Verbindung des Georgskreuzes, des schottischen Andreaskreuzes und des irländischen Patriciuskreuzes 1606 einführte, von der Fregatte Emerald gilt als eines der Devotionalien.
                          Zusammen mit den eigenen Fahnen, dem Banner des Regiments von La Laguna, der Fahne mit dem königlichen Wappen das dem Infanteriebataillon der kanarischen Infanterie verliehen wurde, der Fahne mit dem Burgunderkreuz, das das Infanteriebataillon der kanarischen Inseln, wegen eines noch nicht vorhandenen Wappenkreuzes der Kanaren führte, der Fahne der Miliztruppen von Garachico, mit dem roten Burgunderkreuz, einer königlichen Fahne aus der Zeit Phillips V. 1701 ? 1746 und der Fahne des Provinzialregiments von Guia de Isora mit den königlichen Insignien, dem Orden des goldenen Vlieses, gehören sie zum Schatz der Erinnerung an diese Heldentat.
                          Die kleine Feldkanone, die dem Stoßtrupp Troubridges abgenommen wurde, samt einiger Waffen der Engländer, darunter die Steinschlossgewehre aus dem Besitz der Ostindienkompanie, die für die englischen Truppen angekauft worden waren, werden heute noch gerne den Besuchern gezeigt.
                          Ein wenig dubios ist auch ein Beutestück, das im Barranco de Aceite, der heutigen Imeldo Serisstrasse, den englischen Marineinfanteristen abgenommen worden sein soll, das sind die unerhört schweren Militärkesselpauken, die sich im Besitz der Familie Fernando del Hoyo Monteverde ? La Orotava - befinden. Ein Vorfahre dieser Familie, der als Offizier an dieser Schlacht teilnahm, soll dieses Beutestück erhalten haben. Andererseits waren diese Cajas de Guerra, die das Wappen Georgs III zeigen, sowie Löwe und Einhorn mit der Aufschrift ?Dieu et mon droit? und den Wahlspruch des Hosenbandordens: ?Hony soit qui mal y pense?, kaum auf Schiffen üblich gewesen, sondern eher bei der Kavallerie gebräuchlich.
                          Ein Manuel Vizcocho soll sie auf einem der Boote, das im Barranco de Santos landete, erbeutet haben, an den Oberst Guinther weitergegeben haben, der sie dann an den General Guiterrez im Castillo abliefern ließ.
                          Ob diese Stücke aber wirklich in Santa Cruz erbeutet wurden, ist von der wissenschaftlichen Seite her noch fraglich. Meine Nachforschungen im Marinemuseum in Greenwich sind noch im Laufen.

                          Fortsetzung folgt

                          Kommentar


                          • Schriftgröße
                            #14
                            Nelsons Katastrophe 25. 7. 1797 Teil 4

                            Schluss:
                            Was geschah weiter mit den Angreifern und den Verteidigern?

                            Beginnen wir mit Nelson. Tief deprimiert meldet er seinem Admiral Jervis die Niederlage und seine Invalidität. Er schreibt, dass er seinem Heimatland nun als Krüppel nicht mehr dienlich sein werde. Mit der Fregatte Seahorse wird er nach England gebracht. Dort heilt er seine Verwundung aus. Im August des folgenden Jahres 1798, schlägt er die französische Flotte bei Abukir vor Ägypten, die Briten nennen sie die ?battle of the Nile? und bricht damit der Marine Frankreichs das Kreuz. Er wird zum Lord ernannt. Im folgenden Monat beginnt er seine heftige und skandalöse Amour mit Lady Hamilton, der Gattin des britischen Botschafters in Neapel. Diese Menage a trois sollte bis zum Tod des alten Herrn Hamilton anhalten. 1805 schlägt er die wieder aufgerüsteten französischen und spanischen Flotten bei Trafalgar und verliert sein Leben mit 47 Jahren. In einem Rumfass wird er nach London gebracht. Das Begräbnis per Schiff auf der Themse ist ein Jahrhundertspektakel. Seither ruht er in der Sankt Pauls Kathedrale in London. Die bekannte riesige Säule am Trafalgar Square erinnert an seine Heldentaten.
                            Die Stadt Santa Cruz widmete 1936 dem englischen Seehelden eine Straße in der Nähe der Ramblas, beim Hotel Mencey.

                            Sein Gegenspieler Antonio Gutiérrez González ? Varon de Otero wurde schon im Jahre 1729 in Aranda de Duero bei Burgos, als Sohn des Hauptmanns Antonio Miguel Gutiérrez Verges geboren. 1746, mit 27 Jahren wird er Capitán, also Hauptmann. Zuerst wird er nach Zaragoza versetzt, später in Südamerika kommandiert er in Buenos Aires und Montevideo. 1772, mit 43 wird er Oberst. Er kommt wieder nach Spanien zurück, kommandiert dann in Algerien und in Oran. Als Brigadegeneral leitet er die Militäragenden auf den Balearen. 1790 wird er auf die Kanaren versetzt und zum kommandierenden General befördert. Es ist kein sehr abwechslungsreiches Kommando und die Truppenverstärkung auf Teneriffa gelingt erst im letzten Moment, als die Engländer schon an der Türe von Santa Cruz anpochen.
                            Sein größter Triumph ist diese glorreiche Verteidigung des 25. Juli 1797, Gutiérrez ist schon 68 Jahre alt. Nach einiger Verzögerung wird er zum Ritter des Ordens von Alcantara ernannt, er erhält als Pensionsteil die Kommende von Esparragal. Lang kann er sich dieser Ehren nicht erfreuen. Der erste Schlaganfall streckt ihn im April 1799 nieder, am 14. Mai 1799 stirbt er mit 70 Jahren in Santa Cruz und wird einen Tag später in der Santiagokapelle der Kirche La Concepción beerdigt. Erst 50 Jahre später wird die Stelle mit einer Marmorplatte gekennzeichnet. 1998 wird in Santa Cruz ein kleine Büste errichtet und ein modernes und zurecht nicht unumstrittenes Denkmal für Nelson und Gutiérrez am Beginn der Mole des Hafens, wo der denkwürdige Landungsangriff stattgefunden hat, enthüllt. Es ist auch den Müttern und Frauen gewidmet, die die sinnlosen Toten dieses Abenteuers beweinen. Eine kurze Straße zwischen der Calle Imeldo Serís und der Plaza de la Candelaria trägt den Namen von Antonio Gutiérrez.


                            Auch Santa Cruz, das noch gar kein Stadtrecht hatte, hat diese Schlacht verändert. Schon im August 1797 wurden dem kleinen Hafen mit seinen 7.000 Einwohnern vom König ein Wappen und der Titel einer Villa verliehen. Aus dem Puerto und der Plaza de Santa Cruz wurde eine ?Muy Noble, Leal e Invicta Villa al puerto y plaza de Santa Cruz de Santiago de Tenerife?, eine ?sehr vornehme, treue und unbesiegte Stadt des Hafens und des Ortes von Santa Cruz de Santiago de Tenerife?. Es war der erste Schritt der Ablösung von La Laguna, der alten Hauptstadt bis hin zu dem Moment, da Santa Cruz selbst Hauptstadt der Insel wurde.
                            Das Wappen zeigt uns das schwertförmige Kreuz des Hl Jakob, darüber den verschneiten Teide und die drei schwarzen Löwenköpfe, als Symbol der drei fehlgeschlagenen Versuche Englands, die Insel zu erobern. Zuerst Robert Blake 1657, dann John Jennings 1706 und zuletzt Horatio Nelson 1797.
                            Umgeben wird das Wappen vom Blau des Atlantiks, die drei Anker symbolisieren die Reinheit, die Wichtigkeit und den Reichtum dieses Ankerplatzes und die drei Burgen stellen die drei Castillos von Santa Cruz dar.


                            Im Jahr 1979 fand eine würdige 200 Jahr - Feier statt, an der die französische, die englische und die spanische Marine gemeinsam an diese Schlacht erinnerten.
                            Diese Feier symbolisierte auch das friedliche Miteinander in einem vereinten Europa, das durch seine neue gemeinsame Organisation, der Europäischen Union, nie wieder einen Waffengang seiner Mitgliedsländer mehr möglich machen soll.


                            Dann werden auch die heroischen Lobgedichte Geschichte sein, so wie es José Viera y Clavijo, der große dichtende und beschreibende Sohn dieser Insel, am Schluss seiner langen Ode an den Sieg schrieb:

                            Y tú, que en esta Guerra,
                            O Esquadra, nos creiste dar espanto,
                            Vuélvete a Inglaterra,
                            Cargada de tu luto y tu quebranto,
                            Y dile al Parlamento:
                            No ofenderé al Canario: es juramento

                            Und Du, in diesem Krieg, Du Flotte,
                            Die Ihr glaubtet uns zu erschrecken,
                            Kehr zurück nach England,
                            Beladen mit Deinem Trauer und Deinem Kummer,
                            Und kündt? es dem Parlament:
                            Nimmer wirst du den Canario beleidigen, es gilt der Schwur.

                            Kommentar


                            • Schriftgröße
                              #15
                              Ausgezeichnete, informative Leistung. Glückwunsch.

                              Kommentar


                              • Schriftgröße
                                #16
                                Mensch das hast Du klasse gemacht, ganz dickes LOB
                                Danke
                                http://de.youtube.com/user/gunanche

                                Kommentar


                                • Schriftgröße
                                  #17


                                  hab es mir ausgedruckt - in einer größe für blindschleichen

                                  und in ruhe auf dem sonnigen balkon gelesen

                                  daaaaaankeeeeeeee
                                  ************************
                                  Lieber Ratten im Keller
                                  als Verwandte im Haus

                                  Kommentar


                                  • Schriftgröße
                                    #18
                                    Auch dieses Jahrwird wieder gefeiert.
                                    Vom 22.-25. Juli in der Hauptstadt,
                                    die Schlacht von Lord Nelson
                                    Zuletzt geändert von Santana; 19.07.2011, 19:04.
                                    http://de.youtube.com/user/gunanche

                                    Kommentar


                                    • Schriftgröße
                                      #19
                                      Zitat von Santana Beitrag anzeigen
                                      Auch dieses Jahrwird wieder gefeiert.
                                      Vom 22.-25. Juli in der Hauptstadt,
                                      die Schlacht von Lord Nelson
                                      den 25. (Dia de Santiago) werde ich wie fast jedes Jahr in Deutschland feiern, aber ab 27. geht es in Tenerife weiter.

                                      Kommentar


                                      • Schriftgröße
                                        #20
                                        hoere grade das die Stadt dieses Jahr fuer das Spektakel keinen einzigen Euro ausgibt.SPARPROGRAMM:
                                        Daher gibts nur am 23. die historische Militaerparade
                                        http://de.youtube.com/user/gunanche

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X