Wie wir nach Teneriffa kamen ..
Im Herbst 2000 bekam mein Mann das Angebot, als Küchenchef nach Teneriffa zu gehen. Wir hatten schon einige Jahre vor, ins Ausland zu gehen (mein Mann war bereits auf Bermuda und in den USA gewesen, bevor wir uns kennengelernt hatten) und hatten uns auch Spanien auserkoren .. Nun sollte es nicht Festland, sondern Insel werden.
Im Januar 2001 flog mein Mann vor, er wollte sich erst einarbeiten und erkunden, ob ihm der Job überhaupt gefiel.
Mitte März flogen unsere 10jährige Tochter und ich für eine Woche ebenfalls nach Teneriffa, wir wollten uns die Deutsche Schule in Tabaiba ansehen und auch sonst etwas die Insel erkunden.
Unsere Tochter war total gegen den Umzug, hatte sie doch in unserem Dorf alles, was ein Kind zum Glücklichsein braucht: Die Schule vor der Haustür, ihre Freunde schon aus Kindergartenzeiten, den Fussball-Verein, ihre Oma und der Rest der Familie war auch nicht weit ..
Als mein Mann nach langem Suchen endlich in La Laguna eine Mietwohnung gefunden hatte, war es klar: Wir ziehen um.
Warum La Laguna ? Weil es geografisch günstig zwischen seinem Arbeitsort und der Schule lag. Wir wurden zwar gewarnt, dass es dort kalt werden würde im Winter, aber auch wir hatten diese Auswanderer-Naivität und dachten, dass es auf Teneriffa ja wohl nicht sooooo kalt werden würde?.. Ha ha ha, nie haben wir so gefroren, wie in unserem ersten Winter dort, keine Heizung in der Wohnung, Fliesenböden, das Haus praktisch nicht isoliert: Da werden Abendtemperaturen von 12 Grad zum Abenteuer.
Die Umzugskosten von damals 10.000 DM für einen 40-Fuß-Container übernahm der Arbeitgeber, dafür verpflichtete sich mein Mann, mindestens drei Jahre dort zu bleiben.
Der Umzug lief praktisch reibungslos, auch auf Teneriffa.
Ende August flogen ich, unsere Tochter, meine Schwiegermutter, unser Kater und 120 kg Gepäck nach Teneriffa (fragt mich nicht, woher die 120 kg kamen, ich hatte eigentlich auch gedacht, alles im Container zu haben).
Im September fing die Schule an und gleich der 1. Schultag gab mir einen Vorgeschmack auf die kommenden Jahre, unsere Tochter kam heulend aus der Klasse ! Die kanarische Klassleiterin ignorierte sie völlig, die kanarischen Klassenkameraden hielten sie aufgrund ihrer kurzen Haare für einen Jungen. Wir dachten, das würde sich einpendeln, aber die darauffolgenden Jahre boten immer noch eine Steigerung mehr. Nach drei Jahren sagte ich: Gut, noch ein Jahr, aber wenn das wieder so schlimm wird, dann gehe ich, notfalls mit ihr allein.
Das vierte Jahr brachte die Besserung in Form einer neuen Mitschülerin, die zwei verstanden sich glänzend und brachten das Jahr nach dem Motto, Gemeinsam sind wir stark, ganz gut zu Ende.
Im März 2004 machte sich mein Mann selbständig, ein kleines Restaurant im Norden. Es fing ganz gut an, aber der Sommer machte uns finanziell schwer zu schaffen. Wir hatten uns einen guten Ruf erarbeitet und so war der Winter 2004/2005 ziemlich gut. Aber der Sommer 2005 war schlechter als der vorige.
Und dann kam es richtig dick: Unser bester Freund auf Teneriffa starb Anfang September 2005 nach einer geplanten Herz-OP in Santa Cruz, mein Mann wurde von einem Auto gerammt (er saß allein im Auto und der andere fuhr in die Beifahrerseite), am 10.Januar 2006, das andere Auto war in der Reparatur, holte ich ihn abends vom Geschäft ab und auf der Autobahn bei Los Naranjeros wurden wir von links von einem Ferrari gerammt und dann wollte der Besitzer des Restaurants noch den Vertrag auflösen.
Kurz und gut: Dies alles zusammen, die Tatsache, dass unsere Tochter todunglücklich war, wir beschlossen, unsere Zelte auf Teneriffa abzubrechen. Auch, weil die Jobaussichten realistisch betrachtet, nicht besonders waren.
Wir riefen also Freunde, Familie und Bekannte an, damit sie uns bei der Suche im Alpenraum behilflich wären. Und so sind wir hier in Oberösterreich gelandet, mein Mann fing am 1. Mai 2006 bei einer großen Firma an, seit einer Wocher ist er Geschäftsführer eines der 13 Betriebe.
Ich organisierte den Rück-Umzug und wäre daran fast verzweifelt: Zuerst fand ich zwei Monate gar kein Unternehmen (O-Ton eines Canarios: Im August wollen Sie umziehen ? Vor Oktober habe ich aber keine Leute, die sind alle im Urlaub.) und dann ging es ruck-zuck: Montag Wohnungsbesichtung, Freitag 15 Uhr Erhalt des Angebotes, 17 Uhr Lieferung der noch benötigten Kartons und Samstag, 12. August, 16 Uhr Abholung ! Die Kosten: 4200 Euro für 20 Fuß.
Am 19. August verließ dann auch ich die Insel, völlig erledigt und kurz vor dem physischen und psychischen Zusammenbruch.
Soweit die dürren Fakten. Ich beantworte jegliche Frage gern.
Der Grund für unseren Wegzug liegt vor allem bei unserer Tochter, und wenn wir sie nach jetzt sechs Monaten hier ansehen, dann war unsere Entscheidung richtig: Sie kann hier endlich wieder Fußball spielen, wir haben eine tolle Schule gefunden (für die wir noch nicht einmal zahlen müssen) und sie kann völlig problemlos all die Sachen machen, die Teenager so tun: Mal zum Eis essen gehen (!!! Nicht fahren oder gefahren werden müssen), mal nach der Schule mit den Mitschülerinnen zum Pizza essen, Stadtbummel.
Abschliessend möchte ich noch anmerken, dass wir Glück mit dem Arbeitgeber auf Teneriffa hatten: Er hat uns wirklich sehr geholfen, und das Gehalt kam immer pünktlich. Unser kanarischer Vermieter sowie sein Sohn und vor allem die Schwiegertochter (wohnten mit in unserem Haus) waren sehr herzlich, wir haben unzählige nette Menschen (Canarios, Engländer und Deutsche) kennengelernt, auch an die Winter in La Laguna hatten wir uns gewöhnt (obwohl ich im Februar 2005 schon überlegt hatte, ob sich die Einrichtung einer Loipe lohnen könnte: Tiefsttemperatur 2 Grad, gerade noch plus). Wir sind keinem der ungezählten Betrüger aufgesessen, haben auch die Sprache ganz gut beherrscht. Dieser Bericht sucht also nicht die Schuld an der Insel Teneriffa !
Herzliche Grüße,
Birgit
Im Herbst 2000 bekam mein Mann das Angebot, als Küchenchef nach Teneriffa zu gehen. Wir hatten schon einige Jahre vor, ins Ausland zu gehen (mein Mann war bereits auf Bermuda und in den USA gewesen, bevor wir uns kennengelernt hatten) und hatten uns auch Spanien auserkoren .. Nun sollte es nicht Festland, sondern Insel werden.
Im Januar 2001 flog mein Mann vor, er wollte sich erst einarbeiten und erkunden, ob ihm der Job überhaupt gefiel.
Mitte März flogen unsere 10jährige Tochter und ich für eine Woche ebenfalls nach Teneriffa, wir wollten uns die Deutsche Schule in Tabaiba ansehen und auch sonst etwas die Insel erkunden.
Unsere Tochter war total gegen den Umzug, hatte sie doch in unserem Dorf alles, was ein Kind zum Glücklichsein braucht: Die Schule vor der Haustür, ihre Freunde schon aus Kindergartenzeiten, den Fussball-Verein, ihre Oma und der Rest der Familie war auch nicht weit ..
Als mein Mann nach langem Suchen endlich in La Laguna eine Mietwohnung gefunden hatte, war es klar: Wir ziehen um.
Warum La Laguna ? Weil es geografisch günstig zwischen seinem Arbeitsort und der Schule lag. Wir wurden zwar gewarnt, dass es dort kalt werden würde im Winter, aber auch wir hatten diese Auswanderer-Naivität und dachten, dass es auf Teneriffa ja wohl nicht sooooo kalt werden würde?.. Ha ha ha, nie haben wir so gefroren, wie in unserem ersten Winter dort, keine Heizung in der Wohnung, Fliesenböden, das Haus praktisch nicht isoliert: Da werden Abendtemperaturen von 12 Grad zum Abenteuer.
Die Umzugskosten von damals 10.000 DM für einen 40-Fuß-Container übernahm der Arbeitgeber, dafür verpflichtete sich mein Mann, mindestens drei Jahre dort zu bleiben.
Der Umzug lief praktisch reibungslos, auch auf Teneriffa.
Ende August flogen ich, unsere Tochter, meine Schwiegermutter, unser Kater und 120 kg Gepäck nach Teneriffa (fragt mich nicht, woher die 120 kg kamen, ich hatte eigentlich auch gedacht, alles im Container zu haben).
Im September fing die Schule an und gleich der 1. Schultag gab mir einen Vorgeschmack auf die kommenden Jahre, unsere Tochter kam heulend aus der Klasse ! Die kanarische Klassleiterin ignorierte sie völlig, die kanarischen Klassenkameraden hielten sie aufgrund ihrer kurzen Haare für einen Jungen. Wir dachten, das würde sich einpendeln, aber die darauffolgenden Jahre boten immer noch eine Steigerung mehr. Nach drei Jahren sagte ich: Gut, noch ein Jahr, aber wenn das wieder so schlimm wird, dann gehe ich, notfalls mit ihr allein.
Das vierte Jahr brachte die Besserung in Form einer neuen Mitschülerin, die zwei verstanden sich glänzend und brachten das Jahr nach dem Motto, Gemeinsam sind wir stark, ganz gut zu Ende.
Im März 2004 machte sich mein Mann selbständig, ein kleines Restaurant im Norden. Es fing ganz gut an, aber der Sommer machte uns finanziell schwer zu schaffen. Wir hatten uns einen guten Ruf erarbeitet und so war der Winter 2004/2005 ziemlich gut. Aber der Sommer 2005 war schlechter als der vorige.
Und dann kam es richtig dick: Unser bester Freund auf Teneriffa starb Anfang September 2005 nach einer geplanten Herz-OP in Santa Cruz, mein Mann wurde von einem Auto gerammt (er saß allein im Auto und der andere fuhr in die Beifahrerseite), am 10.Januar 2006, das andere Auto war in der Reparatur, holte ich ihn abends vom Geschäft ab und auf der Autobahn bei Los Naranjeros wurden wir von links von einem Ferrari gerammt und dann wollte der Besitzer des Restaurants noch den Vertrag auflösen.
Kurz und gut: Dies alles zusammen, die Tatsache, dass unsere Tochter todunglücklich war, wir beschlossen, unsere Zelte auf Teneriffa abzubrechen. Auch, weil die Jobaussichten realistisch betrachtet, nicht besonders waren.
Wir riefen also Freunde, Familie und Bekannte an, damit sie uns bei der Suche im Alpenraum behilflich wären. Und so sind wir hier in Oberösterreich gelandet, mein Mann fing am 1. Mai 2006 bei einer großen Firma an, seit einer Wocher ist er Geschäftsführer eines der 13 Betriebe.
Ich organisierte den Rück-Umzug und wäre daran fast verzweifelt: Zuerst fand ich zwei Monate gar kein Unternehmen (O-Ton eines Canarios: Im August wollen Sie umziehen ? Vor Oktober habe ich aber keine Leute, die sind alle im Urlaub.) und dann ging es ruck-zuck: Montag Wohnungsbesichtung, Freitag 15 Uhr Erhalt des Angebotes, 17 Uhr Lieferung der noch benötigten Kartons und Samstag, 12. August, 16 Uhr Abholung ! Die Kosten: 4200 Euro für 20 Fuß.
Am 19. August verließ dann auch ich die Insel, völlig erledigt und kurz vor dem physischen und psychischen Zusammenbruch.
Soweit die dürren Fakten. Ich beantworte jegliche Frage gern.
Der Grund für unseren Wegzug liegt vor allem bei unserer Tochter, und wenn wir sie nach jetzt sechs Monaten hier ansehen, dann war unsere Entscheidung richtig: Sie kann hier endlich wieder Fußball spielen, wir haben eine tolle Schule gefunden (für die wir noch nicht einmal zahlen müssen) und sie kann völlig problemlos all die Sachen machen, die Teenager so tun: Mal zum Eis essen gehen (!!! Nicht fahren oder gefahren werden müssen), mal nach der Schule mit den Mitschülerinnen zum Pizza essen, Stadtbummel.
Abschliessend möchte ich noch anmerken, dass wir Glück mit dem Arbeitgeber auf Teneriffa hatten: Er hat uns wirklich sehr geholfen, und das Gehalt kam immer pünktlich. Unser kanarischer Vermieter sowie sein Sohn und vor allem die Schwiegertochter (wohnten mit in unserem Haus) waren sehr herzlich, wir haben unzählige nette Menschen (Canarios, Engländer und Deutsche) kennengelernt, auch an die Winter in La Laguna hatten wir uns gewöhnt (obwohl ich im Februar 2005 schon überlegt hatte, ob sich die Einrichtung einer Loipe lohnen könnte: Tiefsttemperatur 2 Grad, gerade noch plus). Wir sind keinem der ungezählten Betrüger aufgesessen, haben auch die Sprache ganz gut beherrscht. Dieser Bericht sucht also nicht die Schuld an der Insel Teneriffa !
Herzliche Grüße,
Birgit
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