Die Flüchtlingsroute zu den Kanarischen Inseln im Atlantik gehört zu den gefährlichsten nach Europa. Trotzdem wagen immer mehr Menschen die Überfahrt. Ein Lokalaugenschein
https://www.wienerzeitung.at/nachric...n-Kanaren.html
Eigentlich hatten sie es schon geschafft. Die Küste der spanischen Ferieninsel Lanzarote war wortwörtlich zum Greifen nah. Dann erfasste eine Welle das kleine Holzboot. In der Dunkelheit konnten die afrikanischen Flüchtlinge die nahen Felsen jedoch nicht rechtzeitig sehen. Das Boot kenterte ganz in der Nähe des Fischerdorfs Orzola an den spitzen Vulkanfelsen.
"Die Hilfeschreie gingen bis ins Mark. Ich lief sofort zum Meer", berichtet Ignacio Fontes, ein junger Fischer. Acht Dorfbewohner suchten mit den Taschenlampen ihrer Handys nach Überlebenden. "Wir überlegten nicht lange. Einige von uns sprangen ins Wasser, die anderen halfen den Menschen heraus", erklärt der Fischer. Es war aber so dunkel, dass sie die Menschen nur nach den Hilfeschreien orten konnten, von denen nach und nach immer mehr verstummten.
28 junge Männer konnten gerettet werden. Acht Bootsflüchtlinge ertranken bei dem Unglück im November. Dabei war das Wasser direkt vor der Felsenküste nicht einmal tief. "Nach der tagelangen Überfahrt sind die Menschen teilweise aber so entkräftet, dass selbst diejenigen, die schwimmen können, sogar in Strandnähe in ein Meter tiefem Wasser ertrinken", erklärt Notfall-Sanitäterin Jenice Schwob, die auf Lanzarote für die Flüchtlingshilfsorganisation Lifeline arbeitet, der "Wiener Zeitung".
Tatsächlich gehört die Route über den Atlantik zu den gefährlichsten nach Europa. Die Flüchtlingsagentur der Vereinten Nationen ACNUR schätzt, dass in diesem Jahr mindestens 600 Flüchtlinge beim Versuch gestorben sind, die Kanaren und damit Europa zu erreichen. Andere Organisationen gehen von über 3.000 aus. Die realen Zahlen kennt niemand. Laut der Internationalen Organisation für Migration IOM stirbt auf der Atlantikroute schätzungsweise jeder 16. Flüchtling. Zum Vergleich: Im östlichen Mittelmeer auf dem Weg nach Griechenland kommt einer von 120 Bootsflüchtlingen um.
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Eigentlich hatten sie es schon geschafft. Die Küste der spanischen Ferieninsel Lanzarote war wortwörtlich zum Greifen nah. Dann erfasste eine Welle das kleine Holzboot. In der Dunkelheit konnten die afrikanischen Flüchtlinge die nahen Felsen jedoch nicht rechtzeitig sehen. Das Boot kenterte ganz in der Nähe des Fischerdorfs Orzola an den spitzen Vulkanfelsen.
"Die Hilfeschreie gingen bis ins Mark. Ich lief sofort zum Meer", berichtet Ignacio Fontes, ein junger Fischer. Acht Dorfbewohner suchten mit den Taschenlampen ihrer Handys nach Überlebenden. "Wir überlegten nicht lange. Einige von uns sprangen ins Wasser, die anderen halfen den Menschen heraus", erklärt der Fischer. Es war aber so dunkel, dass sie die Menschen nur nach den Hilfeschreien orten konnten, von denen nach und nach immer mehr verstummten.
28 junge Männer konnten gerettet werden. Acht Bootsflüchtlinge ertranken bei dem Unglück im November. Dabei war das Wasser direkt vor der Felsenküste nicht einmal tief. "Nach der tagelangen Überfahrt sind die Menschen teilweise aber so entkräftet, dass selbst diejenigen, die schwimmen können, sogar in Strandnähe in ein Meter tiefem Wasser ertrinken", erklärt Notfall-Sanitäterin Jenice Schwob, die auf Lanzarote für die Flüchtlingshilfsorganisation Lifeline arbeitet, der "Wiener Zeitung".
Tatsächlich gehört die Route über den Atlantik zu den gefährlichsten nach Europa. Die Flüchtlingsagentur der Vereinten Nationen ACNUR schätzt, dass in diesem Jahr mindestens 600 Flüchtlinge beim Versuch gestorben sind, die Kanaren und damit Europa zu erreichen. Andere Organisationen gehen von über 3.000 aus. Die realen Zahlen kennt niemand. Laut der Internationalen Organisation für Migration IOM stirbt auf der Atlantikroute schätzungsweise jeder 16. Flüchtling. Zum Vergleich: Im östlichen Mittelmeer auf dem Weg nach Griechenland kommt einer von 120 Bootsflüchtlingen um.
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