Wer braucht heute noch ein Grinsen im Gesicht? Dann bitte lesen:
Ich bin mit 66 noch ziemlich fit, sportlich, nicht übergewichtig, - also: gefühlt.....
In Wahrheit gehe ich seit ca.2 Jahren links lahm, mal besser, mal schlechter, kann nicht mehr joggen, habe 6 Kilo zugenommen (Sh*****!) und nach vielen Scans, verschiedenen Diagnosen und Therapieversuchen ist jetzt endlich das Ergebnis da: Hüftschaden durch Arthrose, linker Trochanter. Wäre ich ein Auto, würde man sagen: ?Da geht Eisen auf Eisen?. Das war mir eigentlich schon vor einiger Zeit klar, denn die Symptome waren eindeutig. (Bin Intensiv-Krankenschwester, arbeitete vorher u.a. auf Orthopädie).
Meine Krankenkasse (DKV), die mich monatlich 250.-? kostet, erlaubte mir nun, als Überbrückung bis zur unvermeidlichen OP im Sommer, eine schmerzorientierte Physiotherapie. Nach etlichen Versuchen in einigen Praxen in Candelaria, die schon in der ersten Stunde durch eine gewisse Hilflosigkeit der Behandler mehr Fragezeichen bei mir hinterließen als Erleichterung, landete ich letzte Woche im Centro de Rehabilitation in Chamberi, St.Cruz. Und das war das Highlight.
Ich parkte erstmal irgendwo an den Ramblas, weil mir jemand gesagt hatte, dort wäre dieses Zentrum, ganz sicher. Das war es dann nicht und ich musste auf ein Taxi zurückgreifen, denn die Zeit wurde knapp. Schließlich stand ich vor einem großen, industriehallenartigen Gebäude, Tore weit offen, innen alles weiß gestrichen, Deckenhöhe ungefähr bei 4 Metern, ein großer, verlassener Empfangsthresen und drei Gestalten auf einer Reihe von Stühlen. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis ein weißgekleideter Mann Ende Zwanzig erschien und meine Überweisung begutachtete. Er wirkte müde, war aber sehr freundlich und hatte gute braune Augen. ?Hüfte, was?? Ich nickte. ?Setz dich noch ein bisschen?, sagte er, ?ich ruf dich dann auf.? Er nahm einen düster um sich blickenden,auch hinkenden Mann aus den Stühlen mit sich und beide gingen in den anschließenden großen Raum. Man konnte auch da hineinsehen. Dort saßen ebenfalls Leute auf Stühlen.
Nach einer weiteren halben Stunde wurde ich dorthin gerufen und saß nun neben zwei Frauen, die auf dem Smartphone-Trip waren. Ich sah mich um und kam zu dem Schluss, dass es tatsächlich ein Industrieschuppen sein musste. Riesig hoch, riesig groß, viele kleine Kabinen, die mit Vorhängen abgeteilt waren. In einigen sah man Liegen, auf denen die Papierauflagen benutzt, zusammengeknüllt und nicht erneuert waren. Der junge Mann in Weiß war alleine. Er versorgte gerade den düster blickenden Patienten mit einer Rotlichtlampe. Alles ging ohne jedes Wort vonstatten. Gegenüber ging eine Frau um Ende Siebzig an einer Stange entlang, hin und her, immer hin und her, Knieprothese. Sie sah niemanden an, Blick starr geradeaus. Ob sie ?echt? war?
Meine Sitznachbarin hatte ebenfalls eine Lampe im Genick. Nach etwa einer weiteren Viertelstunde
kam ich an die Reihe. Ich sollte bitte aufstehen und mir die Jeans runterziehen. Also, äh - bis unter die Hüfte. Bitte. Gut, mit sowas habe ich kein Problem, auch wenn es netter wäre, wenn man vielleicht alleine wäre. ?Was wird das denn?? fragte ich ?Reizstrom?? ?Genau. Es wird den Schmerz lindern.? (Ich habe keinen Schmerz, wenn ich sitze, nur wenn ich gehe. Hier saß ich aber) Der Mann klebte mir Elektroden auf Stellen, die NIEMALS wehtun. Nach meiner Korrektur klebten die Pads wieder nicht korrekt, aber egal. Es pritzelte so 30 Minuten lang sinnlos vor sich hin, dann stellte sich die Zeituhr ab. Die Frau neben mir hatte sich ihre Pads schon selbst abgenommen und die Kabel sorgfältig aufgewickelt. Sie sah mich streng an. Ich folgte ihrem Beispiel.
Der finster blickende Patient saß in unserer Nähe, ebenfalls vor einem Rotlicht. Er blies durch die Nase und verdrehte die Augen zornig nach oben. Das konnte ich allmählich nachvollziehen und beschloss nun einmal nachzufragen, was denn eigentlich an therapeutischen Massnahmen geplant war.
Ich ging zu dem Pfleger und sagte: ?Ich bin jetzt seit ungefähr 2 Stunden hier und alles, was passiert ist, war ein bisschen Prickeln an der falschen Stelle am Bein. Ich weiß, dass man mit nur zwei Händen nicht 8 Patienten gleichzeitig behandeln kann, aber bitte sag mir, was ist der Plan bei mir? Was soll geschehen? Was, wie oft, wann und warum?? Er lächelte wie ein gequälter Welpe, das tat mir ungeheuer leid, aber schließlich muss ich ja für alles bezahlen und an diesem Tag hatte ich noch 10 ? für 2x Taxi, den Sprit für mein Auto und den Parkplatz gelöhnt und 4 Stunden Arbeit versäumt.
Ich erfuhr dass ich neben dem ?Reizstrom? auch noch ?Rotlicht? bekäme und ab und zu wäre evtl. eine Bein-Massage geplant. Es würde eben von der Versicherung nicht mehr bezahlt, ich sollte doch mit der Agentur sprechen.
Das werde ich ganz sicher auch tun, denn dieser arme Mann kann nicht mehr als arbeiten, was man ihm anschafft, aber diese ?Therapie? ist komplett für den A*****, Verzeihung. Reizstrom im Fall einer ?Knochen auf Knochen?- Situation ist lächerlich, genauso wie Medikamente (von denen ich kiloweise verschrieben bekommen hätte !) und Rotlicht kann man sich selbst kaufen. Dazu muss man nicht stundenlang unterwegs sein und viel Geld ausgeben.
Es gibt Massagen,die verbessern, oh ja, ich habe das wohl erlebt, doch die Leute, die so etwas KÖNNEN, sind nicht an die Kassen angeschlossen und haben ihre Praxen weit weg, zumindest von Candelaria.
Muss wahrscheinlich nicht mehr erwähnen, dass ich keine Lust mehr auf weitere physiotherapeutische Experimente habe. Und wenn ich so die Gesichter dieser Leidensgenossen in dem Therapieschuppen erinnere, ging es ihnen genauso. Es sagte nur keiner was. Und das ist der Fehler. Wir finanzieren schließlich mit unseren Beiträgen die Kassen und werden behandelt wie dämliche Schafe, die froh sein müssen, wenn man sie schert ! Verdammt !
Ich bin mit 66 noch ziemlich fit, sportlich, nicht übergewichtig, - also: gefühlt.....
In Wahrheit gehe ich seit ca.2 Jahren links lahm, mal besser, mal schlechter, kann nicht mehr joggen, habe 6 Kilo zugenommen (Sh*****!) und nach vielen Scans, verschiedenen Diagnosen und Therapieversuchen ist jetzt endlich das Ergebnis da: Hüftschaden durch Arthrose, linker Trochanter. Wäre ich ein Auto, würde man sagen: ?Da geht Eisen auf Eisen?. Das war mir eigentlich schon vor einiger Zeit klar, denn die Symptome waren eindeutig. (Bin Intensiv-Krankenschwester, arbeitete vorher u.a. auf Orthopädie).
Meine Krankenkasse (DKV), die mich monatlich 250.-? kostet, erlaubte mir nun, als Überbrückung bis zur unvermeidlichen OP im Sommer, eine schmerzorientierte Physiotherapie. Nach etlichen Versuchen in einigen Praxen in Candelaria, die schon in der ersten Stunde durch eine gewisse Hilflosigkeit der Behandler mehr Fragezeichen bei mir hinterließen als Erleichterung, landete ich letzte Woche im Centro de Rehabilitation in Chamberi, St.Cruz. Und das war das Highlight.
Ich parkte erstmal irgendwo an den Ramblas, weil mir jemand gesagt hatte, dort wäre dieses Zentrum, ganz sicher. Das war es dann nicht und ich musste auf ein Taxi zurückgreifen, denn die Zeit wurde knapp. Schließlich stand ich vor einem großen, industriehallenartigen Gebäude, Tore weit offen, innen alles weiß gestrichen, Deckenhöhe ungefähr bei 4 Metern, ein großer, verlassener Empfangsthresen und drei Gestalten auf einer Reihe von Stühlen. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis ein weißgekleideter Mann Ende Zwanzig erschien und meine Überweisung begutachtete. Er wirkte müde, war aber sehr freundlich und hatte gute braune Augen. ?Hüfte, was?? Ich nickte. ?Setz dich noch ein bisschen?, sagte er, ?ich ruf dich dann auf.? Er nahm einen düster um sich blickenden,auch hinkenden Mann aus den Stühlen mit sich und beide gingen in den anschließenden großen Raum. Man konnte auch da hineinsehen. Dort saßen ebenfalls Leute auf Stühlen.
Nach einer weiteren halben Stunde wurde ich dorthin gerufen und saß nun neben zwei Frauen, die auf dem Smartphone-Trip waren. Ich sah mich um und kam zu dem Schluss, dass es tatsächlich ein Industrieschuppen sein musste. Riesig hoch, riesig groß, viele kleine Kabinen, die mit Vorhängen abgeteilt waren. In einigen sah man Liegen, auf denen die Papierauflagen benutzt, zusammengeknüllt und nicht erneuert waren. Der junge Mann in Weiß war alleine. Er versorgte gerade den düster blickenden Patienten mit einer Rotlichtlampe. Alles ging ohne jedes Wort vonstatten. Gegenüber ging eine Frau um Ende Siebzig an einer Stange entlang, hin und her, immer hin und her, Knieprothese. Sie sah niemanden an, Blick starr geradeaus. Ob sie ?echt? war?
Meine Sitznachbarin hatte ebenfalls eine Lampe im Genick. Nach etwa einer weiteren Viertelstunde
kam ich an die Reihe. Ich sollte bitte aufstehen und mir die Jeans runterziehen. Also, äh - bis unter die Hüfte. Bitte. Gut, mit sowas habe ich kein Problem, auch wenn es netter wäre, wenn man vielleicht alleine wäre. ?Was wird das denn?? fragte ich ?Reizstrom?? ?Genau. Es wird den Schmerz lindern.? (Ich habe keinen Schmerz, wenn ich sitze, nur wenn ich gehe. Hier saß ich aber) Der Mann klebte mir Elektroden auf Stellen, die NIEMALS wehtun. Nach meiner Korrektur klebten die Pads wieder nicht korrekt, aber egal. Es pritzelte so 30 Minuten lang sinnlos vor sich hin, dann stellte sich die Zeituhr ab. Die Frau neben mir hatte sich ihre Pads schon selbst abgenommen und die Kabel sorgfältig aufgewickelt. Sie sah mich streng an. Ich folgte ihrem Beispiel.
Der finster blickende Patient saß in unserer Nähe, ebenfalls vor einem Rotlicht. Er blies durch die Nase und verdrehte die Augen zornig nach oben. Das konnte ich allmählich nachvollziehen und beschloss nun einmal nachzufragen, was denn eigentlich an therapeutischen Massnahmen geplant war.
Ich ging zu dem Pfleger und sagte: ?Ich bin jetzt seit ungefähr 2 Stunden hier und alles, was passiert ist, war ein bisschen Prickeln an der falschen Stelle am Bein. Ich weiß, dass man mit nur zwei Händen nicht 8 Patienten gleichzeitig behandeln kann, aber bitte sag mir, was ist der Plan bei mir? Was soll geschehen? Was, wie oft, wann und warum?? Er lächelte wie ein gequälter Welpe, das tat mir ungeheuer leid, aber schließlich muss ich ja für alles bezahlen und an diesem Tag hatte ich noch 10 ? für 2x Taxi, den Sprit für mein Auto und den Parkplatz gelöhnt und 4 Stunden Arbeit versäumt.
Ich erfuhr dass ich neben dem ?Reizstrom? auch noch ?Rotlicht? bekäme und ab und zu wäre evtl. eine Bein-Massage geplant. Es würde eben von der Versicherung nicht mehr bezahlt, ich sollte doch mit der Agentur sprechen.
Das werde ich ganz sicher auch tun, denn dieser arme Mann kann nicht mehr als arbeiten, was man ihm anschafft, aber diese ?Therapie? ist komplett für den A*****, Verzeihung. Reizstrom im Fall einer ?Knochen auf Knochen?- Situation ist lächerlich, genauso wie Medikamente (von denen ich kiloweise verschrieben bekommen hätte !) und Rotlicht kann man sich selbst kaufen. Dazu muss man nicht stundenlang unterwegs sein und viel Geld ausgeben.
Es gibt Massagen,die verbessern, oh ja, ich habe das wohl erlebt, doch die Leute, die so etwas KÖNNEN, sind nicht an die Kassen angeschlossen und haben ihre Praxen weit weg, zumindest von Candelaria.
Muss wahrscheinlich nicht mehr erwähnen, dass ich keine Lust mehr auf weitere physiotherapeutische Experimente habe. Und wenn ich so die Gesichter dieser Leidensgenossen in dem Therapieschuppen erinnere, ging es ihnen genauso. Es sagte nur keiner was. Und das ist der Fehler. Wir finanzieren schließlich mit unseren Beiträgen die Kassen und werden behandelt wie dämliche Schafe, die froh sein müssen, wenn man sie schert ! Verdammt !
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