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    #1

    ..und was sonst noch los ist

    Puerto sauber
    heimlich, unprätentiös, einfach so.....
    plötzlich- so vor 4 Monaten, war ein langer Ruinensammelsoriumpinkelundkotzweg aufgeräumt, gesäubert, begehbar und bestaunbar geworden. Früher gab es hier Mülldepots, Schnellschissecken, Drahtfallen, Jahres-Geröll, Altlasten von Strassenbauten. Die ganzen Reserven zur Strassen- Erneuerung der Calle San Felipe wurden hier eingelagert. Auch geklaut und zum Teil direkt vor Ort- gegenüber- eingebaut. Eine Neubauruine erhob sich plötzlich im 4 Zimmer-Glanz; steht jetzt dran:
    se vende.
    Andere Halbheiten wurden ganz, Trockenes bekam Wasserrohre, Türen Fenster; Sand, Fliesen, Gummi, Rohre und Drahtrollen wurden jedoch von einheimischen Hundemeuten tief verscharrt, um sich später mal- vielleicht in einer neuen canarischen Hundebewegung mit Ausländeriniative- ein schickes Tierheim mit Altsitzen zu bauen. Selbstverständlich mit gefüllten Kühlschränken (Metzger ist ja nebenan, da kann man dann die Einäugigen und Lahmen zum Betteln schicken). Inzwischen mag man hier gar nicht mehr so wild seinen Haufen setzen, alles wird beobachtet. Kater sitzen in Bereitschaft und achten auf die neue 'Calle Limpio', dass sie so bleibt. Wer hier trotzdem kackt, kommt hinter Gitter. Sogar die Fressnäpfe sind sauber und noch feiner: gefüllt bis oben hin. Ganz allein haben das unsere eigenen Leute geschafft, das soll man sich mal vorstellen! Sie sind doch eigentlich faul- die Canarios- und ohne Iniative. So erzählen es sich jedenfalls die Anderen, die Blassen aus dem Norden vom Festland und auch die noch ganz Anderen. Aber wer hat denn hier aufgeräumt, wochenlang? Wer stellt sich hier als Tierlieb raus, wo doch alle Canarios hier die Hunde aussetzen? So ein Blödsinn- oder? Tauben werden hier doch auch gehegt- schicken zum Dank Grüße in die ganze Welt. Segeln auch mal bis nach Afrika: Paloma Cajuca. Auch hängen da in weihnachtlichem Zauber, Lichterketten an bunten Booten- die da einfachmal ohne viel Gedöns ausgestellt werden, mitten in die Pampa- in die aufgeräumte. Geld verlangen? Dafür? Nö! Wir Canarios habens doch: wir haben reichlich- Stolz und Fantasie. Schaut euch nur mal die kleinen Gärten an- was da fliegt und summt und blüht- in vielen Farben. Da klebt der Kürbis am Kacktus und Rauke verschlingt glühend rote Kresse. Glaubt man sowas? Schaut doch mal selbst, aber man muss natürlich richtig sehen können und auch richtg zufrieden sein können.... mit den kleinen Dingen
    Euch allen ein schönes neues Jahr und Freude beim "Hinsehen"
    cornie
    __________________
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    Zuletzt geändert von Kaleika; 12.01.2012, 12:50.
    In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.

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    #2
    Carneval in Puerto de la Cruz

    Mal mit Tarnkappe...

    Immer diese Angst vor dem Carneval- so eng alles hier...Menschen tanzen dicht gedrängt unter uns, es dampft zur Terrasse hoch; Lautsprecherboxen pegeln sich gegenüber an der Bühne ein, Ohrenbetäubender Lärm mit Gesang; 3-4 Fresspfannen dampfen im Paella-Zwiebel-Öldampf hoch... ja und in der Wohnung ist alles genauso. Bleibt für Ruhe das Bett hinten im Schlafzimmer- oder doch nicht? Ein Fellungeheuer liegt da bereits zusammengekringelt, umgeben von all seinen Spielsachen, da möchte man auch nicht so gerne stören. Also wieder auf den Balkon. Grade dröhnt ein Merengue heftig los und so gemischt- befühlt wie ich grad noch war, reißt es mich doch zum Tanzen, heftig sogar und so schwoft es sich auf der Terrasse ganz ungestört. Ja und dann gibt es da ja noch ganz besondere Ereignisse, die mich jede weitere Qual fast vergessen lassen. Schmunzelnd stehe ich hier oben und schaue runter:
    Zum maskierten Gewühl der Tanzenden, bei der mich eine ganz junge, hübsch maskierte Gruppe beschäftigt, die mit Hingabe und in Jahrhundertwende- Kleidern, in ganz altem Stil tanzt- mischen sich von der oberen Domingo-Calle, vier ältere, gebeugte, sehr fein angezogenen Herren- die wohl einfach so mal schauen wollen. Langsam trödeln sie an die Menge heran. Langsam und interessier t schauen sie sich die schönen Masken an, Mädchen.. und kommen so ziemlich dicht an die tanzende Menge, als ganz plötzlich der Herr ganz außen in großen Schritten und mit ausgelassenen Bewegungen, sich unter die Tanzenden mischt. Direkt vor den Musikern legt eine ganz heiße Solonummer hin. Die anderen Herren waren stehen geblieben, schauten verblüfft, wie ich auch, zu dem älteren Kollegen, der sich hier so ausser Rand und Band entfesselte. Nonstop tanzte der die Nummer zu Ende.
    Inzwischen waren unter mir in dem Paella-Wanderzirkus alle Tische besetzt. Ich sah eine Gruppe die grad das Wechselgeld zurück bekam. Der Mann schaute verblüfft auf die mageren 20 Cent die da noch auf dem Metalltellerchen lagen. Ganz offensichtlich hielten das alle 5 Gäste für einen Irrtum. Seine Frau krallte sich den Zettel, zählte alles nach und erklärte den anderen verblüfft die Preise. Ganz schnell waren die 5 Leute weg, kommen wohl auch nicht wieder. Daneben, am anderen Tisch, saß ein Papa mit drei Töchtern, hatten grad das Essen beendet. Hübsche Wesen, fetzig angezogen. Vater legte das Trinkgeld auf den Teller- hakte seine Brut unter und tänzelte sich zur Tanzfläche vor. Ein Mädel allerdings war zurück geblieben, ging noch mal an den Tisch, kontrollierte das Trinkgeld das da so vielfältig glänzte und... steckte es ein. Der Kellner im roten Shirt- etwas abseits- drehte sich gefrusted ab.
    Etwas weiter drüben, an den Steinbänken neben der Zuckerwatte, humpelt ein Krüppel mit elegantem Schwung um seine Krücke und hält fast bei jedem Passanten die lange Hand zum Betteln auf. Sehr aufdringlich, auch wirkt er irgendwie unfreundlich. Er bekommt von niemandem Geld. Doch, eine ältere Frau kramt etwas aus de Portemonnaie. Das geht so ne ganze Weile, als er ein Handy herausholt und telefoniert. Ein Mann in schwarzem Leder kommt, beide verschwinden hinter den Zuckerwatte-Kiosk und gleich kommt der Ledertyp wieder raus. Geht direkt in den Automatensalon. Kommt noch mal zurück zu Humpel- Paule hinter den Kiosk. Als er wieder zum Vorschein kommt, hat er ein zweites Handy in der Hand und verschwindet in die Kneipe. Ich war ziemlich entrüstet, dass es auch hier unter den Ärmsten, diese Zuhälter- Hirachien gibt.
    Bis früh um 5h geht die Musik, Salsa/Meregue/Salsa. Im Fernsehen gab?s eine Ärzte- Serie, mit Salsa- Ton und langsam freute ich mich auf Ruhe. Endlich- prima! 5h, ab ins Bett. Zugedeckt. Dann mahlten laute Schlurf und Metallgeräusche durch die Bettdecke. Limpio. Claro, muss ja alles sauber gemacht werden. Müll wurde weggeschottert. Ich freute mich: danach ist es ruhig, kann ich noch schlafen.. Gegen 6h. Stille, prima, ab ins Bett und zugedeckt. Laute Wassergeräusche und Stimmen die sich zuriefen kamen unter die Decke. Wasserstrahler sprühten am Plaza den letzten Dreck aus allen Ecken. Dann war es still-ein paar Scheintote Tänzer torkelten noch herum, Junge Leute gröhlten sich zum Parkplatz hoch, Polizei schlich im blauen Auto hinterher. 7h- jetzt war es still, prima- ins Bett und zugedeckt.
    Der Wecker klingelt- 7h30.
    Zuletzt geändert von Kaleika; 23.02.2012, 12:46.
    In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.

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      #3
      Deine Schilderung gefällt ,bis auf ein Wort .
      ´´ Krüppel ´´ .Das Wort Behinderter hätte mir besser gefallen .Es gibt grosse Berührungsängste mit Menschen,die körperliche Schäden haben . Behindert ,ist für mich okay , das hat ja nichts mit dem Kopf zu tun .Man sieht wen man vor sich hat. Aber wenn jemand das Wort Krüppel benutzt , das verletzt einen schon sehr .
      Liebe Gruesse Sabine

      Rechtschreibfehler ? Meine Tastatur ist schuld !

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        #4
        casa banana

        Die große Welt wird mit Sicherheit nicht verändert, nicht bewegt, durch eine kleine, weißhaarigen Fellnase. Meine kleine Welt jedoch hat sich verändert, durch eine kleine, weißhaarige Fellnase: es gibt reichlich mehr Lächeln. Das schiebt meine Welt gewaltig an. Und das Lächeln gebe ich gerne weiter: Movistar bekommt eines, der Mann hinter dem Verkaufstisch. Er verspricht mir bereits für morgen den Umzug meiner gesamten Telefonanlage. Como?? Es geht tatsächlich am nächsten Tag von statten; der Meister im Overall azul, hat sich mit festgefrorenem Lächeln in unserem ?casa banana? über Stuhleinheiten, Koffer, Tüten, durch Bilder, Wäsche und umgekippte Saftflaschen gekämpft und ratzz fatzz verkabelt, vernetzt was da zur Verfügung stand.
        Die melancholische Frau im Rollstuhl bekommt eines; ein Blick auf Fellnase mit dem Punki- Schnitt und gern lächelt sie zurück.
        Der Imker in unserer Plantage bekommt eines, ich darf an den frischen Waben probieren; die Königin wird mir vorgestellt- für 44 Euro in Deutschland bestellt.
        Mein neuer Nachbar bekommt eines als Fellnasi ihn ansingt, in mehreren Tonlagen gleichzeitig. Ich bekomme den Wunsch für Regenwetter für meine Pflanzen zurück und außerdem verspricht er mir Salat aus seiner Öko- Plantage..
        Ein Blick zu meiner Fellnase begegnet grinsenden Leftzen und lustigen braunen Augen. Sieben Buchstaben sind darin verteilt. In linken Auge drei, im Rechten vier:
        Fre ssen
        ?Hattest du nicht gerade einen vollen Napf??
        ?Wer- ich??
        Fellnase schaut vorwurfsvoll auf den leeren Napf, den sie grad leergemampft hat. Dann zu mir.
        ?Der Napf ist leer, siehst du doch- oder wieder nicht??.
        Kommt da nicht ein Lächeln?
        Schon fährt mein Bus draußen vorbei- ohne mich. Auch ein Lächeln wert. Gab es doch statt dessen einen Schmusekopf in meiner Hand und ein fifty-fifty Würstchen. Das Lächeln steigert sich, denn ich stelle mir vor welche Kommentare wir ernten würden, falls jemand unsere Unterhaltungen belauschte. Beziehungsweise meine albernen Sprüche:
        Hey, Witzelnase, komm hoppi! Siehst du- fitzefein. Fihitzefitzefeihein.
        Und es gibt sie ja noch dümmer, ab er das will ich hier Niemandem zumuten ?
        Ja, jetzt ist sie Völlig irre geworden, die Kaleika. Trotzdem geht es ihr prima. Ihre Welt dreht sich flott: sie lebt jetzt, immer noch in Puerto, mit gleicher Besatzung, aber an einer Bananenrepublik, im frisch gelegten Stress:
        ?Nein- die Sessel hierhin, und da ein Regal, das Rote mit dem grünen Rand!?
        ?Nein das ist zu groß, kein Platz mehr für die Bilder.?
        ?Ach mein Regal gefällt dir also nicht!?
        ?Nee, grade nicht! Aber nun putz doch nicht schon wieder die gleiche Ecke, da müssen noch die Kisten durch!?
        ?Wo sind denn die Beine von dem Sessel??
        ?Ach, du kannst mich doch mal!?
        Originalton der jeweils zweibeinigen Umzugsbesatzung.
        Gegessen wird heute auch wieder nicht richtig; waren da nicht mal Teller? Ach die sind schon drüben? Wieso nur einer? Na ja, mir schmeckt es heute sowieso nicht, oder wenn, dann besser alleine. Mein Guru verduftet und seinen eingezogenen Schultern nach zu urteilen, hatte er das schon längst vor. Gab,s da nicht mal so was wie: ach sei doch nicht so grantig, tut mir leid, wir schaffen das schon, trotzdem schön mit dir? ?
        Schnell einen Duschgang mit Fellnase in der Wanne. So,ne braune Soße! Noch einen Waschgang. Na geht doch, unsere Haut wird langsam wieder hell, abgerubbelt, noch ein paar Tropfen Kölnisches drauf, na geht doch. Wir sehen prima aus, duften.
        Da gibt es am Rondell ne Pinte, die sah gestern noch ganz urig aus. Isse auch heute: Kotelett, Pellka, Tinto. Fellnase bekommt auch reichlich, schaut zu mir hoch: na super!
        Dann gab es noch die schöne Nachricht aufs Handy, dass meine Arbeit endlich bei der Agentur liegt, gelesen wird. Hallelujah! 345 Seiten.
        ?Un vasito tinto mas, pova!?
        Nach Hause geht es ja von hier aus schnell: alles Banana!
        In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.

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          #5
          Welcome back !
          ******************************************

          ?

          Nein, nichts Neues !

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            #6
            Ich gebe Dir mal drei Lächeln zurück: eines für den Beitrag, und zwei für noch auszuführende Streichdleinheiten - eine für die Fellnase und eine für das Silberlöckchen!
            Nos vemos y hasta pronto

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              #7
              Fein das es Dich noch gibt
              http://de.youtube.com/user/gunanche

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                #8
                Freut mich das du wieder dabei bist.

                Wie sagte doch schon Ringelnatz:

                Es sind die harten Freunde, die uns schleifen.
                Sogar dem Unrecht lege Fragen vor.
                Wer nimmer fragt, merkt nicht, was er verlor.
                Vom andern aus lerne die Welt begreifen.

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                  #9
                  Freu mich sooooo....

                  ...schön das Du noch da bist - hab mir richtig Sorgen um eine mir eigentlich unbekannte Person gemacht, der ich mich aber so vertraut fühle....alleine Deine Art mit Felli zu "sprechen" - 2 Augen sagen Dir was: 1.Fre 2.Essen -
                  eigentlich müsstes Du Dir das patentieren lassen. Hab auch so zwei Fellmonster und verstehe Dich (und auch meine beiden) 110%ig.
                  Ganz liebe Grüsse

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                    #10
                    Casa Banana

                    Was mir an dir gefällt ; Kaleike ; ist deine Offenheit mit den Problemen der Insel umzugehen Lange nicht mehr im Forum , dafür ausführlicher berichtet, grins.
                    Mach weiter so, bis danne Manni

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                      #11
                      Kaleika, wie schön, wieder von dir zu lesen!
                      Todo lo que va, vuelve.

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                        #12
                        Danke fuer euren Wieder-Empfang.
                        Ich wollte es nicht so wichtig machen: warum ich so lange weg war- 1 kam halt zum anderen und dann stuerzte auch mal wieder mein Computer ab; hoerte grade noch wie er sagte:
                        wie siehst du denn heute aus? Und ueberhaupt: heute keinen Kaffe- in die Tastatur?
                        Das wars denn. Alle Passwoerter weg- naja- ihr kennt ja mein Gejammer von der voerherigen Crashs.
                        Inzwischen steht der alte Lappi hinter Gittern, ich stecke da die Finger nur durch zum Fotos hochladen.
                        Es war echt viel Arbeit; aber Loite! Ich habe gestaunt wie viele fleissige Canarios es gibt! Ganz ehrlich.
                        Einer fuers Groebste: Bretterregale, Lampenumbau, Aussenmarkise, usw; alles 1 a. 10? die Stunde, in 2 Std. war er durch.
                        Der Imker< schleppt Pollen, Pripolis- oder wie heisst das? und Poleomenta Honig an- wie versprochen; hat mir tatsaechlich auch ein kleines Feld fuer meine Sonnenblumen frei gemacht.
                        Mein alter Fischerfreund Pepe: hab ich mitgenommen zur casa banana; hat die kleine Treppentuer vermessen. Dann habe ich ein paar Fundstuecke mitgegeben, ein Totem usw, das soll er mir in die Tuer einbauen. Eigentlich soll es ein Gatter, noch eigentlicher ist es ein Fellnasengatter werden.
                        Ist ein ganz zauberhaftes Stueck aus Hoelzern, Eisen und weiss ich was geworden. Auch fleissig, der Bursche!
                        Die wildgewordene Puetzfrau, die die alte Wohnung wieder auf Trab bringt und auch Tueren wieder anschraubt.
                        Und endlich wieder schlaaaafen, ohne Plaza.
                        Also nochmals Danke fuer euer liebes "Willkommen" !
                        Zuletzt geändert von Kaleika; 29.07.2012, 19:32.
                        In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.

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                          #13
                          ... dann war der spaete Abend in der Urgencia

                          Gequaelt von Verrenkungen, Stichen, Stoessen, Schnitten- nach 4 Wochen Arbeit auf der alten, vergammelten Finca- hat es mich erwischt. Bepflastert, verbandagiert und mit eingesalbten offenen Wunden, hockte ich mit maessigem Schaffensdrang, gefuehlten 45 Grad Hitze am Koerper, brennenden Schweisstropfen in den Augen, am Fincazaun und hatte mir verbissen das Ziel gesetzt, dort die grosse, rotbluehende Bougainvillea von vertrockneten Zweigen zu befreien. Mit einem Bein ueber der Zaunmauer im Leeren haengend, geduckt unter den langen sauscharfen und spitzen Dornen des Busches, mit dem Anderen im lockeren Zementgeroell, kam ich nur langsam vorwaerts. Noch dazu musste natuerlich ein Wadenkrampf, sodass ich laengere Zeit in vermaledeiter Kackhaltung im dornigen Busch verharren musste. Was stand heute doch gleich in meinem Horoskop: ein gemuetlicher Tag erwartet sie, geniessen sie ihn auch wenn die Lage grade nicht nicht so erfreulich ist....
                          Ich haette es auch wie der Guru beim anderen Busch, machen keonnen: einfach abhacken. Aber ich fand ihn schoen mit der lila Bluetenpracht und wollte ihn erhalten. Langsam erwachte mein Koerper wieder zum Leben, ich schlaengelte mich zwischen Abgrund, Geroell und Dornen ein paar Zentimeter weiter vor, schnitt mit der grossen Baumzange einen dicken Ast ab- nee nicht ganz, denn er wollte nicht, federte zurueck und erbost in meinen Elbogen. Mit einem dicken Dorn in den Knochen.
                          "Hilfe",- weinte ich still vor mich hin. Aber Niemand hoerte. Ich sah das Miststueck und zog es- lang- aus dem Arm. Sehr lang war er, der Dorn- aber ich hatte ihn. Na, ich will euch nicht weiter langweilen, am Abend stellte sich raus, dass ich ihn nicht hatte und er noch teils am Knochen sass, was hoellisch schmerzte. Den Guru hatte ich grad vorher beschimpft, also musste ich abends allein zur Notaufnahme fahren, mit dem Bus. In der Urgencia, an dem alten Busbahnhof, zeigte ich dem Portier meinen provisorischen Versicherungsschein von der Seg. Social. Alles war in Ordnung, er lauschte ungeduldig meiner Geschichte und dann hoerte ich das, was ich keineswegs hatte hoeren wollen:
                          "das ist ja eigentlich kein Notfall, warum ich nicht morgen zum Krankenhaus fahre?"
                          "mucho dolor, co?o!"
                          Ich tat mir leid und bekam glaenzende Augen.
                          "Vamos" ich sollte mich setzen.
                          Na also, geht doch! Im Warteraum sassen nur 2 dicke Frauen, die muehsam aus der Schmincke schauten und schwuel vor sich hin dufteten. Sie wurden aufgerufen- gingen durch die schwere Tuer. Dann wurde es hektisch: es schrie an der Eingangstuer- herein stuerzte eine junge Mutter mit einem heftig blutenden Kind in den Armen. Der aufgeregte Vater fuchtelte hinterher, kreidebleich das Gesicht, Blutspuren am Hemd. Der Portier beruhigte die jungen Eltern: meist haben Kinder nur eine Kleinigkeit, die dann aber heftig blutet. Als Antwort bekam er einen mittleren Schwall Blut auf die Papiere. Das Maedchen weinte, das Blut wurde abgewischt, Daten wurden aufgeschrieben.Dann kamen auch sie ins Wartezimmer. Mir taten die Eltern leid. Die zarte blonde Mami zitterte und drueckte das Maedchen fest an sich, der Vater umkreiste sie unruhig. Da kam ein grosses, bildhuebsches Maedchen herein. Der Teint gelblich fahl, die schwarzen Haare hingen feucht in die Stirne, mit beiden Haenden hielt sie sich ein Tuch vor den Mund. Dann sass sie gegenueber, schlug die langen Beine uebereinander und zitterte mit regelmaessigem Schuetteln. Ploetzlich kam ein junger Mann herein gestuermt, setzte sich zu dem Maedchen und legte den Arm um ihre Schultern. Dann sprang er auf, ging zum Portier, die Papiere und Kram regeln. Das Maedchen drueckte die Haende fester vor den Mund, der junge Mann hastete zu ihr und hielt ihr eine grosse Einkaufstuete vors Gesicht. Aus einem Ur Reflex heraus sprang ich auf- zur Tuer. Hier war Kotzen angesagt. Irgendwelche Spei- Arien wollte ich nun nicht abbekommen oder hoeren. Mein Ellbogen schmerzte nur noch wenig... Die beiden Maltoepfe kamen lustig schwatzend aus dem Behandlungs Serail und ver dufteten suesslich zum Ausgang. Mein 2. Vorname hallte durch den Raum- was mich nicht weiter ansprach, ich hatte ja einen schoenen Familiennamen. Es stand aber Niemand sonst auf.
                          "Maria" hallte es nochmal kollegial aus dem Lautsprecher. Dann war ich das wohl. Ging durch die Eisentuer und wurde vom wichtigen Portier aufgefordert, mich zu setzen. Die Aerztin kam und fragte, was ich haette. Mit leichter Scham erzaehlte ich von meiner kleinen Verletzung, da stuermten auch schon die Eltern an mir vorbei, das Maedchen wurde auf einen weissen Tisch im Nebenzimmer gelegt. Die Aerztin schob mich beiseite, laechelte: etwas spaeter.. Na klar! Ich sass wieder. Da alle Tueren offen standen, sah ich den gekonnten Griffen der Aerztin zu, der Vater ging auf und ab. Ich nickte ihm zu, er weinte und schluchzte, der Portier umkreiste alles.
                          "Maria" hiess es wieder. Ich stand auf, eine andere Aerztin kam, ich erzaehlte ihr..... da wurde eilig das huebsche Maedchen herein geschoben, ihr Freund mit der Tuete folgte, die Aerztin schob mich sanft beiseite und nahm das bleiche Maedchen mit sich. Auch der junge Mann folgte ins Behandlungszimmer. Als ich durch die offene Tuere sah, wie er die Tuete entfaltete, rutschte ich ans Ende der Stuhlreihe. Es wurde ein weisser Paravent vor die Tuer geschoben. Mir war schlecht, mein Ellbogen schien geheilt zu sein. Da kam der Portier, war nett und erklaerte dass ich gleich dran kaeme. Das kleine Maedchen wurde herausgetragen, hatte eine Verband am Kinn. Der Vater weinte immer noch. Ein junger Arzt kam auf mich zu.
                          "Maria?"
                          "Si"
                          er machte Zeichen dass ich ihm folgen sollte, da oeffnete sich die Tuer zum Wartesaal wieder und eine schiefe, Frau wurde durchgeschoeben, deren Huefte zum Knie gerutscht schien. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht schien das zu bestaetigen. Mein junger Arzt schob mich freundlich beiseite und half der Frau, verschwand mit ihr in ein Behandlungszimmer. Gespannt schaute ich von Tuer zu Tuer, ein blutiges Kind, weinende Eltern, eine kotzende junge Frau, eine schiefe Huefte......
                          langsam schlich ich mich aus der dicken Tuer, ins Wartezimmer, aus der Eingangstuer, zum Busbahnhof.
                          Der Potier hatte wohl recht- oder wie sagte doch Scarlett O'Hara in: Vom Winde verweht:
                          morgen ist auch noch ein Tag...
                          Zuletzt geändert von Kaleika; 24.07.2013, 16:09.
                          In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.

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                            #14
                            Oh Mann - Du machst Sachen ... und dann diese "schöne!" bildhafte Beschreibung, bei der es Spaß macht, zu lesen.

                            Wenn ich jetzt böse wäre, würde ich mich auf das nächste Missgeschick freuen - Mache ich aber nicht!

                            Gute Besserung, trotzdem
                            Nos vemos y hasta pronto

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                            • Schriftgröße
                              #15
                              Sag mal, möchtest Du nicht all deine Erlebnisse mal zu einem Buch/Fernsehserie verarbeiten? Da ist doch jetzt schon einiges an Episoden zusammengekommen! Wenn ich z.B. an die Schilderung eurer Weihnachtsfeier denke, muss ich lachen! Vielen Dank!

                              Inger

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                                #16
                                Eigentlich sind es ja kleine Episoden, die nicht viel Bedeutung haben- jeder koennte sowas erleben.
                                Ja, vielleicht reicht es ja mal zu einem Buch, Inger.
                                In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.

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                                  #17
                                  fliegende Untertassen

                                  kamen heute frueh vorbei.. zwei Rechts, 1 Links. Links ganz dicht ueberm Boden gerollt und dann im Kreis und die 2 Rechts kamen in Kopfhoehe. Kaffebecher kamen nicht hinterher. Hatte vergessen das Gedeck aus der Sonnenecke zu retten. Grad noch doesig gestaunt, ging ich noch tiefer in Deckung als auch noch der Hocker aus dieser Ecke hinterher kam. Dann die Hundehuette- die eigentlich bisher in voller Groesse und stabil unter den Kiefern am Ende des Grundstueckes stand. Das Dach tobte sich anscheinend woanders aus- jedenfalls kam es hier nicht vorbei; nicht ueber den meterhohen Zaun, auch nicht ueber den Biergartentisch, nicht ueber die 2 langen Baenke, nicht ueber die Steineingrenzung und nicht ueber die lange Terrasse- so wie der Rumpf der Huette, der jetzt halbtot vor mir lag. Sturm war ja angesagt, aber haette er nicht langsamer anfangen koennen, oder woanders, oder morgen...
                                  Ich rief die Hunde: unser Breton Jaeger< Billivanilli, fand das alles toll, meine kleine Epilepse zuckte etwas um die Nase und schlich ins Haus zur Couchdecke. Und mein Guru? Kam der auch noch angeflogen? Zuletzt hatte ich ihn am neuen Zaun gesehen. Da gab es viel zu tun, weil uns hier eine Hundegang Nachts das Leben schwer machte. Jetzt bogen sich die Advocadobaeume heftig, grosse Palmwedel sausten vom Weg zur Mauer, ein weisser Tischsauste im direkten Weg hinterher und drueber und Tschuess.. Im dunklen Himmel donnerte es Aplauso. Und mein Guru?
                                  "Schatzitooooo!"
                                  Schrie ich gegen den Wind. Keine Antwort. Billivanilli kam nass und voller Dreck angesaust denn meistens gab es nach diesem Ruf Essen. Noe! Jetzt nicht! auch er suchte sich ein Plaetzchen auf der schoenen Decke.
                                  Dann sah ich mein geliebtes Wesen, ganz hinten am Ende des Gartens im Sturm mit Moertelkelle und Draht bewaffnet. Als gaebe es keinen Sturm, keine Aeste die vobeischrammten, keine Stuehle die ineinander verkeilt das Weite suchten, keine Geraetetruhe die auf ihn zu sauste. Das weisse Haar stand ihm senkrecht zu Berge, der Wind hatte den roten Fleecepulli zu einem grossen Buckel gebeult und die Hosen lagen ihm eng um die Beine. So eng dass ich sah wie duenn sie waren und mich wunderte, dass er damit laufen konnte, geschweige den Berge erklettern. Ich arbeitete mich v or, er winkte mir begeistert und zeigte auf einen fertigen gebauten Teil der Mauer mit einem tadellosen Zaungestell dadrueber. Ich fand es schoen, aber viel mehr interessierte es mich, dass wir schnell ins Haus kommen.
                                  "Schau mal, ist das nicht schoen!"
                                  Strahlte er mich an, die Haare wie unter Strom alle senkrecht zum Himmel, die Augen in goldenem Bernstein leuchtend.
                                  Ja! das war schoen! Ich drueckte ihn fest an mich. Dann brachte ich ihm heissen Tee mit viel Rum. Er war ja nicht zu bremsen, das wusste ich.

                                  Spaeter am Kamin hoerten wir noch lange dem Sturm zu, sahen Blitze- immer wieder- aus 3 verschiedenen Richtungen die die Wolkendecke dramatisch erhellten und wieder in die Dunkelheit versinken liessen. Sterne ueber dem Dach- Sterne? Ja.. viele sogar. Wind ruettelte an den Fenstern, etwas fiel mit dumpfem Knall irgendwo zu Boden, anderes rollte laut ueber Kacheln, zerschellte, Rascheln kam naeher, es pfiff, krachte und stoehnte.
                                  Viel kaputt, aber viel gluecklich: wie schoen dass unsere Finca rechtzeitig fertig geworden ist...
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                                  Zuletzt geändert von Kaleika; 11.12.2013, 20:12.
                                  In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.

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